FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Goldpreis schwächelt zwar etwas, Gold-ETCs sind aber beliebter geworden, wie Händler berichten. Auch Öl- und Gas-Produkte werden weiter rege gehandelt, teils mit Hebel.
9. März 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Hohe Zinsen gleich Druck auf Goldpreis - diese Gleichung geht jetzt wieder auf. Dass US-Notenbankchef Jerome Powell ein höheres Tempo bei den Zinserhöhungen in Aussicht stellt, hat den Goldpreis fallen lassen. "Die jüngsten Wirtschaftsdaten sind besser ausgefallen als erwartet, daher wird der Zinsgipfel wahrscheinlich höher liegen als bisher angenommen", sagte Powell vor dem Bankenausschuss des US-Senats. Der Goldpreis liegt am Donnerstagmorgen bei 1.814 US-Dollar die Feinunze und damit unter dem Niveau Ende 2022. Anfang Februar waren es 1.957 US-Dollar.
"Die Anleihemärkte beziehungsweise die Erwartungen an die Geldpolitik der Notenbanken dürften die Märkte weiter in ihren Klauen halten", kommentiert Rohstoffexperte Michael Blumenroth. Abermals marktbewegend würden wohl die am morgigen Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten sein.
Geopolitische Risiken lassen auf Gold setzen
"Der Goldpreis bleibt durch anziehende US-Zinsen unter Druck", stellt auch Aneeka Gupta von WisdomTree fest. Dennoch setzten Anleger*innen auf Edelmetall-ETCs, und zwar wegen der gestiegenen geopolitischen Risiken und der hohen Aktienmarktvolatilität. Auch Fabian Wörndl von Lang & Schwarz sieht wieder verstärktes Interesse an Gold-ETCs und -ETFs. Viel Geschäft auf beiden Seiten meldet der Händler für Xetra-Gold (4:4GLD). Vor allem auf den Einkaufslisten fänden sich ETFs, die Aktien von Goldproduzenten abbilden, etwa der iShares Gold Producers (4:IS0E).
Hohe Umsätze an der Börse Frankfurt weisen neben Xetra-Gold (4:4GLD) vor allem der Xtrackers Physical Gold mit Währungssicherung (4:XAD1), der Invesco Physical Gold (3:SGLD) und der iShares Physical Gold (3:IGLN) auf. Auf den Silberpreis setzen Anleger*innen mit dem WisdomTree Physical Silver (3:PHAG) und dem Xtrackers Physical Silver EUR Hedged (4:XAD2).
Der Bestand an Xetra Gold bleibt mit 230 Tonnen hoch. Zum Vergleich: Ende 2022 waren es 231 Tonnen, Ende 2021 237,6 Tonnen.
Gaspreis bricht weiter ein, Ölpreis seitwärts
Sehr viel um geht den Händlern zufolge weiter in Öl- und Gas-ETCs. Der für Europa relevante Terminkontrakt für niederländisches Erdgas (Dutch TTF) ist weiter gefallen und liegt aktuell nur noch bei 45 Euro/MWh, "und das trotz der ziemlich kühlen Temperaturen in Europa", kommentiert Dora Borbély von der DekaBank. "Die insgesamt hohen Lagerbestände an Erdgas zum Ende des Winters lassen etwas Gelassenheit aufkommen." In der Spitze Ende August war der Preis auf 345 Euro/MWh geklettert - fast das Achtfache des aktuellen Niveaus.
Auch der Ölpreis ist zuletzt gefallen und liegt mit aktuell 82,50 US-Dollar für das Barrel Brent leicht unter dem Niveau zu Jahresanfang. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr war der Preis bis auf 133 US-Dollar gestiegen. Auch hier machten sich die Aussagen von Powell bemerkbar, denn steigende Zinsen belasten die wirtschaftliche Entwicklung und dämpfen die Nachfrage nach Rohöl.
"Kein akuter Mangel an Rohöl"
Laut WisdomTree haben die Zuflüsse in Öl-ETCs zugelegt, allerdings speziell in Brent- und weniger in WTI-Produkte. Wörndl zufolge geht sehr viel in Gas-ETCs mit Hebel um, und zwar long und short, konkret dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (6:3NGL) und dem WisdomTree Natural Gas 3x Daily Short (6:3NGS). An der Börse Frankfurt weisen aktuell der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged, der WisdomTree Brent Crude Oil Euro Daily Hedged (6:EBRT) und der WisdomTree WTI Crude Oil (3:CRUD) die höchsten Umsätze auf.
"Tatsächlich hat die Ölproduktion Ende letzten Jahres das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht, so dass derzeit - trotz der OPEC-Quotenkürzungen und der Russland-Sanktionen - offensichtlich kein akuter Mangel an Rohöl herrscht", erklärt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. Für einen Ölpreisanstieg spreche aber die Beendigung der Null-Covid-Politik in China, außerdem hätten sich die meisten Konjunkturdaten für die USA und für die Eurozone verbessert. "Als ein Risiko wird allerdings angesehen, dass die Notenbanken die Zinsen stärker anheben als erwartet und dadurch doch noch eine tiefe Rezession auslösen."
Industriemetalle: Abhängig von Konjunkturaussichten
Nach dem kräftigen Anstieg im Januar sind die meisten Industriemetallpreise in den vergangenen Wochen wieder gesunken. Kupfer-ETCs verzeichneten im Februar allerdings die höchsten Zuflüsse unter allen Rohstoff-ETCs, wie WisdomTree meldet. "Das Schicksal von Kupfer hängt stark an der Industrieproduktion in China", erklärt Aneeka Gupta. Der WisdomTree Copper (3:COPA) kommt seit Jahresanfang auf ein Plus von 6 Prozent, der WisdomTree Industrial Metals (3:AIGI) verzeichnet hingegen ein leichtes Minus.
von: Anna-Maria Borse, 9. März 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
Über die Autorin
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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