Investing.com - Trotz der hohen Risikoaversion an den internationalen Finanzmärkten ist der Goldpreis auch am Freitag gefallen. Weniger Nachfrage für Schmuck in der Industrie, eine einseitige Positionierung, Gewinnmitnahmen und die positive Retail-Stimmung gegenüber Gold führten zu der zugegebenermaßen heftigen 70 Dollar-Preiskorrektur beim gelben Metall.
"Auf kurze Sicht dürfte der begrenzte persönliche Kontakt (wegen des Coronavirus) bzw. die nachlassende industrielle Aktivität in China und insbesondere in Indien die Goldnachfrage in diesen beiden Ländern, die für fast 1.000 Tonnen des Goldverbrauchs pro Jahr verantwortlich sind, erheblich erschüttern“, erklärte Peter Grant, VP und Marktanalyst bei Zaner Metals LLC.
Geht die physische Nachfrage nach Gold zurück, belastet das den Goldpreis in der Regel.
Anfällig für eine Preiskorrektur war der Goldpreis auch deshalb, weil die Großspekulanten ihre Netto-Longposition auf ein Rekordhoch von 353.600 Futures erhöht hatten. Das waren 50.000 Kontrakte mehr als in der Woche zuvor. Ohne eine rasche Rückkehr des Goldpreises auf die Mehrjahreshochs von 1.686 Dollar, droht dem Edelmetall ein "dynamischer Washout auf 1.600 Dollar", so Peter Grant.
"Kurzfristig ist der Weg des geringsten Widerstands nach unten gerichtet, weil die physische Nachfrage zurückgeht", erklärte der Edelmetallspezialist. Zudem belaste den Markt die rekordhohe Longposition der Spekulanten, was "eine weitere Welle von Gewinnmitnahmen auslösen könnte, es sei denn, die Zentralbanken übernehmen das Ruder und ergreifen drastische Lockerungsmaßnahmen", um die Auswirkungen des Coronavirus auf die Wirtschaft zu begrenzen.
Peter Grant und sein Team erwarten, dass sich der Goldpreis kurzfristig in die alte Range von 1.550 bis 1.600 Dollar zurückziehen wird.
Der Gold-Future zur Lieferung im April wird aktuell 30 Dollar oder 1,86 Prozent tiefer auf 1.612 Dollar gehandelt. Zu Wochenbeginn markierte der Terminkontrakt mit 1.686 Dollar ein neues Mehrjahreshoch. Seit dem ist das Edelmetall um mehr als 70 Dollar gefallen und das, obwohl sich die Marktunsicherheit im Zuge des Coronavirus in den letzten Tagen deutlich erhöht hat, was den Goldpreis eigentlich hätte stützen sollen.
"In diesem Umfeld sollte man annehmen, dass es eine robuste Nachfrage nach Gold gibt, doch genau das Gegenteil ist der Fall", schrieben die Analysten der Commerzbank (DE:CBKG) in einem Reuters-Bericht. "Wir machen dafür Zwangsverkäufe verantwortlich, um die Verluste an anderer Stelle auszugleichen".
Für den Spot-Goldpreis geht es am Freitag um 30 Dollar oder 1,85 Prozent nach unten auf 1.609 Dollar, nachdem er am Montag mit 1.689 Dollar den höchsten Stand seit Januar 2013 erreicht hatte.
Unterdessen hat die Zinsentwicklung aktuell keinen Einfluss auf den Goldpreis, denn die Zehnjahresrendite aus den USA erreichte in den letzten Tagen in einer gewissen Regelmäßigkeit neue Rekordtiefs. Gleiches gilt für den Realzins, der am Mittwoch bei -0,21 Prozent stand und damit so tief wie zuletzt im Mai 2013. In der Regel steigt der Goldpreis, wenn die Zinsen sinken, da der Kauf von Anleihen im Vergleich zum gelben Metall dann unattraktiver wird.
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