Investing.com - Der Goldpreis verbucht im Vorfeld der abendlichen geldpolitischen Entscheidung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) leichte Kursgewinne. Das gelbe Metall legte gestern um mehr als ein Prozent zu. Am Mittwochmorgen baute es seine Erholung zunächst aus, aber scheiterte an einem Sprung über die psychologisch bedeutende Marke von 1.870 Dollar.
Der Gold-Future zur Februar-Lieferung lag zuletzt 6,25 Dollar oder 0,33 Prozent im Plus auf 1.862,15 Dollar je Feinunze. Spot-Gold rückte um knapp 4 Dollar vor.
Die immer weiter steigenden Coronavirusneuinfektionszahlen, die Hoffnung auf ein neues Stimulus-Paket und ein US-Dollar, der vor einem Test der 90-Punkte-Marke steht, unterstützen den Goldpreis.
"Wenn wir einen Brexit-Deal unter Dach und Fach bringen, einen Stimulus-Deal in den USA und geldpolitische Maßnahmen der Fed sehen, was sehr gut möglich ist, dann könnte das den Goldpreis in eine positivere Richtung lenken und die Volatilität an den Märkten bis zum Jahresende verringern", zitierte Reuters OANDA-Analyst Craig Erlam.
Nach einem Bericht, wonach die EU und Großbritannien kurz vor einem Handelsabkommen stehen, sagte der irische Premierminister Micheál Martin, er sei mit Blick auf einen Deal optimistischer als noch vor einer Woche. Er hofft auf Klarheit bis zum Wochenende.
"Auch wenn die Chancen zuletzt wieder leicht gestiegen sind, ist hier viel Spekulation im Markt und gerade kurzfristige Trader handeln jedes Gerücht", kommentierten die apano-Fondsberater die Brexit-Verhandlungen.
Laut einem Politico-Bericht rückt eine Einigung über weiteres Konjunkturpaket in den USA näher. Geplant sei jetzt die Aufspaltung des 908 Milliarden Dollar schweren Gesetzesentwurf in zwei Teile: der erste Teil im Volumen von 748 Milliarden Dollar soll demnach Unterstützung für kleine Unternehmen und Arbeitslose sowie für die Verteilung von Impfstoffen enthalten. Der zweite Part umfasst den umstrittenen Haftungsschutz für Firmen und Finanzhilfen für staatliche Ebenen in Höhe von 160 Milliarden Dollar.
Unterdessen steht die US-Notenbank Fed möglicherweise vor einer Ausweitung ihres Anleihekaufprogramms. Mit ihrer Mitteilung über den künftigen geldpolitischen Kurs wird gegen 20.00 Uhr deutscher Zeit gerechnet. Zudem legt die Zentralbank eine aktualisierte Wirtschaftsprognose für die USA vor.
Fachleute rund um den Globus rechnen damit, dass die Fed weiterhin einen stützenden Kurs fahren wird. Neben einer Ausweitung der Wertpapierkäufe könnten die Notenbanker auch die Laufzeiten der Anleihen, die die Fed kauft, auf das lange Ende der Kurve verlagern, sagte Kathy Lien von der Fondsgesellschaft BK Asset Management. Eine Änderung der Zinsen werde nicht erwartet.
Gleichwohl könnte die Fed die geldpolitischen Zügel zwar weiter lockern, so Lien, aber auch "Optimismus bezüglich der Wirtschaftserholung zum Ausdruck bringen", was eine Eindeckung von Dollar-Shortpositionen auslösen könnte und den "massiv überverkauften Greenback nach oben treiben" könnte.
Charttechnisch steht der US-Dollar an einer wichtigen Weggabelung. Der Dollar-Kurs bewegt sich derzeit auf den Knotenpunkt aus den Hochs von 2008 und einer langfristigen Aufwärtstrendlinie bei 89,62 zu. Solch zentrale Unterstützungen werden in der Regel nicht beim ersten Mal gebrochen, weshalb ein Test dieser Schlüsselmarke durchaus eine größere Gegenreaktion beim Dollarkurs lostreten kann. Der heutige Abend birgt also echtes Knall-Potenzial - und das nicht nur für den Goldpreis, sondern auch für den US-Dollar.
Ein stärkerer Dollar belastet tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall außerhalb des Dollarraums teurer wird.
Und sollte die Federal Reserve die Füße komplett stillhalten und die Verteilung der Impfstoffe in den USA abwarten wollen, könnte der Goldpreis sogar wieder in Richtung der Novembertiefs fallen, glaubt Oanda-Analyst Erlam.
Ende November war der Goldkurs mit 1.767 Dollar auf den tiefsten Stand seit Mitte Juni eingebrochen.
Auf das Jahr hochgerechnet ist der Goldpreis infolge der weltweit beispiellosen Stimulus-Maßnahmen um 21 Prozent gestiegen.
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