Investing.com - Mit der Ankündigung einer möglichen Einigung zwischen den USA und China über den schrittweisen Abbau der wechselseitigen Zölle löste das chinesische Handelsministerium beim Goldpreis eine neuerliche Verkaufswelle aus. Umgekehrt sind die Anleiherenditen gestiegen, was eine leichte Aufhellung der Wachstumsaussichten signalisiert und somit Gold als sicheren Hafen momentan ausschließt.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember, der an der COMEX gehandelt wird, ist 8,75 Dollar oder 0,59 Prozent auf 1.484,35 Dollar je Feinunze gefallen und hat damit die Vortagesgewinne wieder abgegeben.
Spot-Gold verbilligte sich um 4,87 Dollar oder 0,32 Prozent auf 1.485,40 Dollar je Feinunze.
"Sollten die Handelsgespräche weiter in eine positive Richtung gehen, dann werden wir mehr Druck auf Gold sehen", sagte Rohstoffexperte beim Brokerhaus SMC Comtrade. "Wenn die Preise unter 1.480 Dollar pro Unze rutschen, sehen wir ein neues Tief bei 1.465 Dollar."
Heute Morgen gab es Meldungen aus China, wonach man sich mit den USA auf eine schrittweise Rücknahme der Zölle geeinigt habe, sofern ein Phase 1 Deal zustande kommt. An den Aktienmärkten löste die Meldung eine Rallye aus: der DAX schnellte auf ein neues Jahreshoch, auch die Futures auf den Dow Jones, S&P 500 und Nasdaq 100 stürmten nach Norden.
Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Gao Feng, sagte, die erlassenen Zölle müssen parallel von beiden Seiten zurückgenommen werden. Neue Zölle sollen nicht erlassen werden.
"In den vergangenen zwei Wochen hatten die Chefunterhändler ernsthafte, konstruktive Gespräche. Beide Seiten haben sich darauf geeinigt, die zusätzlichen Zölle schrittweise zu streichen, sofern Fortschritte bei dem Abkommen erzielt wurden", sagte der Sprecher. Eine Einigung auf einen partiellen Deal sei für den Zollbau wichtig, schob er nach.
Am Markt wird nun auf eine Stellungnahme über den möglichen Abbau der Zölle aus den USA gewartet.
Noch immer offen ist indes, wann und wo der Teilhandelsdeal zwischen den beiden Wirtschaftsmächten offiziell besiegelt werden soll. Ursprünglich war die Unterzeichnung Mitte November geplant. Da der Apec-Gipfel jedoch aufgrund politischer Unruhen in Chile abgesagt wurde, suchen beide Seiten nach einem neuen Termin. Ein US-Regierungsbeamter sagte gestern, dass ein Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping zur Unterzeichnung eines ersten Handelsvertrags womöglich erst im Dezember stattfindet. Die USA peilen dabei den Nato-Gipfel in London Anfang Dezember an.
"Die überwiegende Meinung am Markt lautet, dass eine Art von Deal gemacht wird. Auch die Federal Reserve hat klargemacht, dass sie in diesem Jahr nicht mehr handeln will" und deshalb sei die Reaktion der Goldpreise verhältnismäßig zurückhaltend, erklärte Brian Lan vom in Singapur ansässigen Edelmetallhändler GoldSilver Central, wie Reuters berichtete.
Die Federal Reserve hatte ihren Leitzins letzten Mittwoch zum dritten Mal hintereinander gesenkt. Sie bezeichnete die jüngsten Zinsschritte als Mid-Cycle-Adjustment und versprach alles nötigte zu tun, um die US-Wirtschaft auf Wachstumskurs zu halten. Angesichts der jüngsten Entwicklungen im Handelsstreit zwischen Washington und Peking signalisierte die US-Notenbank nun aber eine Zinspause.
"Wenn dies tatsächlich das Ende des Versicherungszinszyklus ist, wie es die Fed behauptet, gibt es weiteren Spielraum für einen Renditeanstieg in den kommenden Wochen", schrieb Robert Zach in einem Bericht. "Die Federal Reserve hatte bereits 1995 bis 1996 und 1998 einen solchen Zyklus eingeleitet: beide Male kam es nach der letzten zyklischen Zinssenkung zu steigenden Renditen in den Folgewochen, was den Goldpreis kurzfristig weiter belasten dürfte."
Die Zehnjahresrendite aus den USA ist am Donnerstag um 3,90 Prozent auf 1,883 Prozent gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit Mitte September erreicht.
Markttechnisch stellt sich nun die Frage, ob Stabilisierung oder nicht beim Goldpreis. Zwar habe sich durch den jüngsten Rückfall bei 1.481 bis 1.483 Dollar ein Boden gebildet, so Claudio Kummerfeld von finanzmarktwelt in einem aktuellen Artikel. Dies sei aber eine "eher kleine schwache Unterstützung".
Es müsse sich nun zeigen, ob sich der Goldpreis "um die 1.483 Dollar stabilisieren kann, oder ob es zu einem Folge-Schub nach unten kommt", fügte er hinzu. Schließlich habe das gelbe Metall bereits "diverse Male an der Marke von 1.480 Dollar halten" können. "So klein und unwichtig ist diese Marke als Unterstützung also doch nicht", erklärte Claudio Kummerfeld.