von Robert Zach
Investing.com - Der Goldpreis verteuert sich um mehr als 1 Prozent am Montag und erholt sich damit teilweise von den Verlusten in der vorherigen Sitzung. Spekulationen um baldige Zinssenkungen der Zentralbanken auf der ganzen Welt wegen des grassierenden Coronavirus sowie ein schwächerer US-Dollar haben am Goldmarkt für Aufschwung gesorgt.
Der Future auf den Goldpreis zur Lieferung im April gewinnt knapp 40 US-Dollar oder 2,54 Prozent. Letzte Woche markierte das Edelmetall mit 1.686 Dollar ein neues Mehrjahreshoch. Im Anschluss daran kam es wegen einer Kombination aus einer einseitigen Positionierung, Margin Calls, Gewinnmitnahmen, der gedämpften Nachfrage für Schmuck in der Industrie und der positiven Retail-Stimmung zu einer dynamischen Abwärtsbewegung, die den Goldpreis phasenweise um bis zu 82 US-Dollar abstürzen ließ.
Für den Spot-Goldpreis geht es am Montag um 19,45 US-Dollar oder 1,22 Prozent nach oben auf 1.604 US-Dollar. In Euro steigt das Edelmetall lediglich um 0,06 Prozent auf 1.440 Euro.
Am Freitag signalisierte Fed-Chef Jerome Powell in einem außerplanmäßigen Statement die Bereitschaft zur Lockerung der Geldpolitik, sofern dies nötig ist. "Wir werden unsere Instrumente einsetzen und angemessen handeln, um die Wirtschaft zu unterstützen", erklärte er.
"Das wäre großartig für Gold", sagte Stephen Innes, Chefstratege beim Finanzdienstleister AxiCorp.
Tiefere Zinsen unterstützen den Goldpreis tendenziell, weil das Halten von Gold im Vergleich zu Anleihen attraktiver wird. Mit -0,23 Prozent steht der Realzins (NYSE:TIP), der sich anhand der Rendite der inflationsgeschützten Staatsanleihen in den USA ablesen lässt, so tief wie zuletzt im Mai 2013.
Gemäß dem von Investing.com entwickelten FedWatch Rate-Tool wird die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 50 Basispunkte auf der Fed-Sitzung am 18. März auf 100 Prozent taxiert.
"Der Fed werden sicherlich die Hände gebunden sein, da sie mit einer so starken Panik konfrontiert ist und dem Markt geben muss, was er fordert", glaubt Swissquote-Marktanalystin Ipek Ozkardeskaya. "Es gibt sogar Spekulationen, dass die US-Währungshüter die Zinsen vor ihrem nächsten geplanten Treffen senken werden, was wir jedoch bezweifeln", fügte sie hinzu.
Neben der US-Notenbank Fed haben auch die Zentralbanken in Europa und Japan die Tür für eine geldpolitische Lockerung geöffnet. Die Goldman Sachs-Ökonomen erwarten auch unterstützende Maßnahmen durch die Zentralbanken in Kanada, Großbritannien, Australien, Neuseeland, Norwegen, Indien, Südkoreas und der Schweiz.
"Konkret sehen wir ein hohes Risiko, dass die in den nächsten Wochen erwartete Lockerung, in koordinierter Weise erfolgen wird, vielleicht schon in der kommenden Woche", fügten die Experten hinzu.
Aber auch die Politik ist gefragt. In Italien hat man bereits ein Paket im Volumen von 3,6 Milliarden Euro geschürt. In Deutschland wird laut dem Handelsblatt intern über eine Lockerung der Schuldenbremse diskutiert.
Die Aussicht auf tiefere Zinsen in den USA belastete den US-Dollar zum Auftakt in die neue Handelswoche. Der US-Dollar-Index, der den Greenback gegen sechs andere Währungen vergleicht, kollabierte um 0,60 Prozent auf 97,46. Ein schwächerer Dollar unterstützt tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall ausserhalb des Dollarraums günstiger wird.
Für höhere Goldpreise am Montag dürfte auch die Furcht der Anleger vor einer globalen Rezession gesorgt haben. Schließlich ist die Fabrikaktivität Chinas im Februar angesichts des Coronavirus so schnell geschrumpft wie noch nie seit Beginn der Datenaufzeichnung.
Die hohe Unsicherheit der Anleger spiegelt sich u.a im Volatilitätsindex VIX, der letzte Woche mit Kursen von 49,48 den höchsten Stand seit zwei Jahren erreicht hatte. Das belastet die Weltbörsen, die ihre anfängliche Erholung zum Auftakt in die neue Handelswoche bereits abgebrochen haben und wieder gen Süden gehen. Der Dow Jones Future verliert aktuell 189 Punkte, der S&P 500 Future 0,96 Prozent und der Nasdaq Future 0,46 Prozent.
Sollten sich die Aktienmärkte in den nächsten Tagen beruhigen und der VIX wieder spürbar zurückgehen, könnte das den Goldpreis, wo die Spekulanten mit rekordhohen Long-Positionen engagiert sind, wieder nach unten schicken.
"Die rekordhohen spekulativen Long-Positonen warnen davor, dass die bessere Risikobereitschaft in der Zukunft zu dezenten Belastungen für die Goldpreise führen könnte. Ein Rückgang auf 1500 US-Dollar pro Unze wäre nicht übertrieben", so Ozkardeskaya.
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