Investing.com - Die Aussicht auf kleinere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed infolge rückläufiger Inflationszahlen und der damit einhergehenden Schwäche des Dollars hat den Goldpreis am Donnerstag um mehr als drei Prozent in die Höhe getrieben.
Für den an der Comex gehandelten Gold-Future zur Februar-Lieferung ging es am Donnerstag um 3,09 Prozent auf 1.814,35 Dollar nach oben. Mit 1.818,25 Dollar erreicht das edle Metall den höchsten Stand seit Ende Juni. Spot-Gold rückte um 1,81 Prozent auf 1.799,92 Dollar vor.
Dollar- und Zinsentwicklung stützen den Goldpreis
Im November erhielt der Goldpreis Unterstützung durch einen "erheblich schwächeren" US-Dollar und "deutlich geringere" Renditen 10-jähriger Staatsanleihen, wie Jeff Klearman, Portfoliomanager bei GraniteShares, dem Anbieter des GraniteShares Gold Trust, gegenüber MarketWatch erklärte.
Die Zehnjahrsrendite ging im abgelaufenen Monat um etwas mehr als 9 Prozent auf 3,568 Prozent zurück. Der U.S. Dollar Index, der die Stärke der Währung gegenüber einem Korb von Konkurrenten misst, lag im Donnerstagshandel um 0,7 Prozent niedriger bei 105,04 und büßte im November rund 4,7 Prozent an Wert ein.
"Gold und Silber haben in dieser Woche eine wichtige Weggabelung passiert", sagte Peter Grant, VP und Marktanalyst bei Zaner Metals LLC und Tornado Precious Metals Solutions, in einer Notiz. "Die Richtung der Preise ist derzeit in hohem Maße von der Entwicklung des Dollar-Index abhängig. Für die Märkte könnte sich das Augenmerk nun verstärkt auf die Zinskomponente verlagern. In den letzten Wochen haben drei Board-Mitglieder der Federal Reserve kleinere Leitzinsanhebungen empfohlen, was den Dollar im November geschwächt und Gold und Silber gestützt hat", fügte er hinzu.
Ein schwächerer Dollar unterstützt tendenziell den Goldpreis, da das Edelmetall außerhalb des Dollarraums dann günstiger wird.
Auch die Zinsentwicklung spielt für die Goldpreis-Entwicklung eine wichtige Rolle. Niedrigere Zinsen stützen den Goldpreis in der Regel, weil der Kauf von Anleihen im Vergleich zum Edelmetall unattraktiver wird.
Fed-Chef Jay Powell sagte am Mittwoch, dass es an der Zeit sei, das Tempo der bevorstehenden Zinserhöhungen zu drosseln, fügte aber hinzu, dass die Eindämmung der Inflation "es erforderlich machen wird, die Geldpolitik für einige Zeit restriktiv zu gestalten".
Zur Eindämmung der höchsten Inflation seit 40 Jahren hat die US-Notenbank in diesem Jahr den aggressivsten Zinserhöhungszyklus seit den 80er Jahren eingeleitet. Auf jeder der letzten vier Sitzungen hat sie ihren Leitzins um jeweils 75 Basispunkte angehoben, bevor sie im November kleinere Schritte andeutete - gleichzeitig aber auch eine höhere Terminalrate als im Dotplot vom September in Aussicht gestellt.
Händler rechnen derzeit mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent, dass die Fed die Zinsen zur Monatsmitte um 50 Basispunkte erhöht. Erste Leitzinssenkungen werden bereits für Ende nächsten Jahres erwartet.
PCE-Daten kurbeln Gold-Nachfrage weiter an
Auch die heute frisch veröffentlichten Inflationsdaten stützen die Idee langsamerer Zinserhöhungen, was das Interesse an Gold erhöht.
So stieg der Preisindex PCE im Jahresvergleich um 6,0 Prozent, nach 6,3 Prozent im Vormonat. Im Monatsvergleich ergab sich ein Inflationsanstieg um 0,3 Prozent. Der Kernindex verlangsamte sich von 5,2 Prozent auf 5,0 Prozent.
Das Hauptaugenmerk der Händler liegt nun auf den am Freitag anstehenden Daten des US-Arbeitsministeriums zu den Beschäftigtenzahlen außerhalb der Landwirtschaft.
"Kurzfristig liegt der Schlüsselsupport für Gold ( unter Berücksichtigung der mit den Jobdaten einhergehenden Volatilität) bei 1.770 Dollar mit einem Stopp für Long-Positionen bei 1.732 Dollar", so Grant.
Für die erste Jahreshälfte 2023 erwartet die Bank of America (NYSE:BAC) ein schwieriges Umfeld für Gold, geht dann aber von einer drastischen Trendwende aufgrund des Endes des Zinserhöhungszyklus der Fed aus. Für das dritte und vierte Quartal sieht sie das gelbe Metall wieder bei durchschnittlich 2.000 Dollar.