FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger am Freitag ihre Blicke weiter nach unten gerichtet. Sie seien derzeit unsicher und nutzten selbst kleinste Erholungen zum Ausstieg, schrieben die Experten vom Börsenstatistik-Magazin Index Radar. Viele kurzfristig handelnde Akteure dürften ihre Risikopositionen vor dem Wochenende schließen, hieß es.
Der Dax (DAX) sank am Nachmittag um 0,51 Prozent auf 12 150,28 Punkte. Auf Wochensicht steuert der Leitindex damit auf einen Verlust von 0,7 Prozent zu. Auf die jüngsten Daten zum Wirtschaftswachstum der USA hatte der Dax per Saldo kaum reagiert. Die US-Wirtschaft nahm nach einem schwachen Jahresstart im Frühjahr wieder Fahrt auf. Nach Zahlen des Handelsministeriums vom Freitag erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal um annualisiert 2,6 Prozent zum Vorquartal.
12 000 PUNKTE NICHT MEHR WEIT
Die Hoffnung auf eine Erholung in Richtung 13 000 Punkte beim Dax habe sich zunächst endgültig zerschlagen, kommentierte Analyst Milan Cutkovic von AxiTrader. Vielmehr müsse kurzfristig damit gerechnet werden, dass das Barometer die andere runde Marke, und zwar die bei 12 000 Punkten, testen werde. Sein Rekordhoch bei 12 951 hatte der Dax vor gut fünf Wochen markiert. Unter die Marke von 12 000 Punkten war er zuletzt vor etwas mehr als drei Monaten getaucht.
Der MDax (MDAX) für die mittelgroßen Werte gab am Freitagnachmittag um 0,75 Prozent auf 24 674,45 Punkte nach. Der Technologiewerte-Index TecDax (TecDAX) rutschte um 1,09 Prozent ab auf 2258,56 Zähler. In New York zeichnet sich ein moderat schwächerer Handelsstart ab. Am Vortag hatte es vor allem an der Technologiebörse Nasdaq Verluste gegeben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) stand zuletzt 0,83 Prozent tiefer.
ADIDAS AUF REKORDHOCH UND UNANGEFOCHTEN AN DAX-SPITZE
Auch zum Wochenausklang bewegten Quartalszahlen die Indizes, allen voran die Zahlen von Adidas (4:ADSGN). Der Sportartikelhersteller entzückte die Anleger mit einem erhöhten Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr und meldete zugleich besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen. Die Adidas-Papiere schnellten daraufhin auf ein Rekordhoch bei 193,70 Euro. Zuletzt kosteten sie 189 Euro - ein Kurszuwachs von 6,78 Prozent. Sie waren damit der unangefochtene Spitzenwert im Dax, in dem es neben Adidas und den nur leicht steigenden Aktien der Deutschen Bank (4:DBKGn) und von Siemens (4:SIEGn) und ProSiebenSat.1 (4:PSMGn) insgesamt nur vier Werte mit grünen Vorzeichen gab.
Im Abwärtssog befanden sich erneut die Autowerte. Händler verwiesen auf die gerichtliche Bestätigung von Fahrverboten für alte Dieselfahrzeuge in Stuttgart als Belastung. Die Daimler-Aktien (4:DAIGn) rutschten um 1,3 Prozent ab. BMW (4:BMWG) und Volkswagen (4:VOWG_p) verloren noch etwas mehr. Am Morgen hatte zudem eine Warnung von Renault (9:RENA) vor Preisdruck auf vielen Märkten den europäischen Autosektor belastet.
LINDE NACH ZAHLEN UNTER DEN SCHWÄCHSTEN DAX-WERTEN
Neben Adidas veröffentlichte aus dem Dax auch der Industriegase- und Anlagenhersteller Linde (4:LING) Geschäftszahlen. Das operative Ergebnis habe nur wegen eines Sondereffekts über den Erwartungen gelegen, schrieb Bernstein-Analyst Jeremy Redenius in einer aktuellen Studie. Mit Blick auf das Wachstum und die Gewinnmargen sieht er weiterhin Herausforderungen. Die Linde-Aktien gaben zuletzt um 0,8 Prozent nach.
Im TecDax sackten die Anteile von Nemetschek (4:NEKG) nach Quartalszahlen zunächst stark ab, notierten am Nachmittag aber als bester Index-Wert gut 4 Prozent höher. Der Triebwerkhersteller MTU (4:MTXGn) hob seine Umsatzprognose an und konkretisierte den Ergebnisausblick. Im ersten Halbjahr bekam der MDax-Konzern weiteren Rückenwind von einem starken Wartungsgeschäft. Den Aktien nutzte dies mit einem Minus von mehr als 2 Prozent jedoch nichts. Auch die Titel von Wacker Chemie (4:WCHG) profitierten nur kurz von einer Anhebung der Jahresergebnis-Prognose nach einem robusten Quartal, standen zuletzt aber knapp 1 Prozent tiefer.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,28 Prozent am Vortag auf 0,32 Prozent zu. Der Rentenindex Rex (DE0008469107) sank um 0,18 Prozent auf 140,63 Punkte. Der Bund Future sank um 0,35 Prozent auf 161,57 Punkte. Der Kurs des Euro nahm seinen jüngsten Höhenflug mit zuletzt klar über 1,17 US-Dollar wieder auf. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Donnerstagnachmittag auf 1,1694 Dollar festgesetzt.