Von Peter Nurse
Investing.com -- Der Ölpreis hat am Freitag zugelegt. Im Vordergrund stehen das Treffen der Spitzenproduzenten in der kommenden Woche und das knappe Ölangebot inmitten wachsender Ängste vor einer globalen Konjunkturabkühlung.
Bis 15.10 Uhr MEZ verteuerte sich das Fass der US-Ölsorte WTI um 3,5 % höher auf 99,83 Dollar. Für den Preis der Nordseesorte Brent ging es um 3,5 % auf 105,37 Dollar je Barrel nach oben.
Die Gasoline RBOB Futures stiegen um 3,7 % auf 3,2161 Dollar je Gallone.
Für gute Laune am Ölmarkt sorgte am Freitag vor allem die Meldung, dass die Wirtschaft der Eurozone im zweiten Quartal stärker als erwartet gewachsen ist. Zu verdanken war dies dem kräftigen Wachstum in den südeuropäischen Volkswirtschaften Spanien und Italien.
Gleichwohl stagnierte die größte europäische Volkswirtschaft und wichtigster Wachstumsmotor, Deutschland, im zweiten Quartal. Ignazio Visco, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank, warnte bei einer Online-Veranstaltung am Donnerstag vor der Möglichkeit einer Rezession in der Region.
Die Vereinigten Staaten als größter Rohölverbraucher der Welt befinden sich bereits in einer Rezession, zumindest aus technischer Sicht. Das US-Handelsministerium teilte am Donnerstag mit, dass die US-Wirtschaft im zweiten Quartal annualisiert um 0,9 Prozent geschrumpft ist. Es war das zweite Quartal hintereinander mit negativem Wachstum.
Aufgrund der Furcht vor einer starken Konjunkturabkühlung stehen beide Kontrakte trotz der jüngsten Zuwächse vor dem zweiten Monatsverlust in Folge. WTI verbilligte sich im Juli um 7 % und Brent um 5 %.
Nächste Woche gilt das Augenmerk der Ölmarktbeobachter der Angebotsseite. Die Organisation erdölexportierender Länder und ihre Verbündeten, die so genannte OPEC+, beraten über die künftigen Fördermengen.
Der Ölverbund hat inzwischen die Rekordkürzung von 9,7 Millionen Barrel täglich rückgängig gemacht, auf die man sich im April 2020 im Zuge der COVID-19-Pandemie geeinigt hatte.
US-Präsident Joe Biden hatte im vergangenen Monat Saudi-Arabien in der Hoffnung besucht, eine Einigung über eine Produktionssteigerung zu erzielen. Ein hochrangiger Regierungsbeamter sagte am Donnerstag, die Vereinigten Staaten seien optimistisch, dass es bei dem Treffen der Ölstaaten am Mittwoch eine positive Ankündigung geben könnte.
Diese Hoffnung bewegt sich aber auf sehr dünnem Eis, denn die meisten Konzerne dürften sich schwer tun, ihr Angebot deutlich zu erhöhen. Grund dafür sind mangelnde Investitionen in Zeiten niedrigerer Preise, die es ihnen schwer machen, ihre derzeitigen Produktionsquoten zu erfüllen.
"Es finden verschiedene Gespräche statt, die von einer geringfügigen Erhöhung bis zum Festhalten am derzeitigen Niveau reichen", berichtete Reuters unter Berufung auf einen Insider der OPEC+.
Am Ende der Woche stehen noch wie üblich die CFTC-Daten und die von Baker Hughes ermittelten Zahlen zu den aktiven Bohranlagen an.