Investing.com - Die Ölpreise gaben heute im europäischen Handel nach. Viele Händler wollten vor der mit Spannung erwarteten Zinsentscheidung der US-Notenbank Gewinne mitnehmen. Anzeichen für einen weiteren Rückgang der US-Rohöllagerbestände deuten jedoch auf weiterhin angespannte Märkte hin.
Bereits gestern setzten Gewinnmitnahmen ein, nachdem die Preise kurzzeitig auf den höchsten Stand seit 10 Monaten geklettert waren. Die zuletzt stärker als erwartet ausgefallenen Förderkürzungen Saudi-Arabiens und Russlands deuten darauf hin, dass die Ölmärkte bis zum Jahresende angespannt bleiben werden.
Anzeichen für einen unerwartet starken wöchentlichen Rückgang der US-Rohöllagerbestände verstärkten die Erwartungen an eine Angebotsverknappung auf den Märkten, obwohl die Benzinvorräte erneut zugelegt haben. Diese Entwicklung deutet auf eine Abkühlung der Kraftstoffnachfrage beim weltweit größten Ölverbraucher nach dem Höchststand in den Sommermonaten hin.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent-Öl verlor rund 1,01 % auf 93,39 Dollar pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI ebenfalls fast 1 % tiefer bei 89,60 Dollar pro Barrel gehandelt wird.
Analysten erwarten, dass sich die Ölpreise für den Rest des Jahres in einer Spanne von 90 bis 100 Dollar pro Barrel bewegen werden.
US-Rohöllagerbestände schrumpfen
Daten des American Petroleum Institute (API) haben gestern am späten Nachmittag gezeigt, dass die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 15. September wahrscheinlich um über 5 Millionen Barrel abgenommen haben. Die API-Daten kündigen in der Regel einen ähnlichen Trend bei den offiziellen Daten zum Rohöllagerbestand an, die heute erwartet werden.
Während die US-Rohöllagerbestände in der Woche bis zum 8. September um fast 4 Millionen Barrel zugenommen hatten, sind sie in vier der letzten fünf Wochen stärker als erwartet zurückgegangen. Dies deutet darauf hin, dass die US-Rohölmärkte weiterhin unter Druck stehen.
Bei den Benzinvorräten meldet API allerdings einen Anstieg im Wochenvergleich. Und auch die Lagerbestände an Destillaten hat voraussichtlich langsamer abgenommen.
Dennoch hat die Aussicht auf einen engen Ölmarkt in den letzten drei Wochen für einen Anstieg der Rohölpreise um fast 15 % gesorgt.
Fed-Zinsentscheidung im Fokus
Für die Märkte ist es fast schon ausgemachte Sache, dass die Fed zum Abschluss ihrer zweitägigen Zinssitzung die Zinsen nicht erhöhen wird.
Die Märkte blieben jedoch misstrauisch gegenüber möglicherweise hawkishen Signalen der US-Notenbank, zumal die Inflation in den USA in den letzten zwei Monaten wieder angezogen hat. Die Zinssätze in den USA liegen bereits auf einem 20-Jahres-Hoch, und die Märkte befürchten, dass dies das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten bremsen und die Ölnachfrage beeinträchtigen könnte.
Zudem dürften hawkishe Signale der Fed dem Dollar Auftrieb geben, was wiederum den Druck auf den Ölpreis erhöht.
Die Zinsentscheidung der chinesischen Zentralbank verlief weitgehend wie erwartet. Die Bank of England und die Bank of Japan werden diese Woche ebenfalls über die Zinssätze entscheiden.