Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise sind am Montag auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Wochen gefallen. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die anhaltenden COVID-19-Lockdowns in China die Nachfrage des weltgrößten Ölimporteurs schmälern werden.
Gegen 15.30 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 5,6% tiefer bei 96,31 Dollar je Barrel und der Brent-Kontrakt sank um 5,6% auf 100,19 Dollar je Barrel. Beide Referenzkontrakte erreichten die tiefsten Notierungen seit dem 12. April.
Für die U.S. Gasoline RBOB Futures ging es um 4,6 % auf 3,1338 Dollar pro Gallone zurück.
Die Verluste folgen auf die Ankündigung von Massentests und Mobilitätsbeschränkungen in der Hauptstadt Peking. Die größte Stadt des Landes, Shanghai, ist bereits seit fast einem Monat im Lockdown-Modus.
"China ist nach wie vor die Hauptsorge für den Ölmarkt", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung. "Die Corona-Situation in China geht offenbar in die falsche Richtung, denn in Peking kam es am Wochenende zu einem sprunghaften Anstieg der Krankheitsfälle. Chinas Null-Covid-Politik bedeutet, dass die Ölnachfrage im Rahmen der Bemühungen der Behörden, den Ausbruch der Krankheit unter Kontrolle zu bringen, unter Druck geraten wird."
Einem Bericht von Bloomberg aus der vergangenen Woche zufolge ist die Nachfrage Chinas, dem zweitgrößten Verbraucher der Welt, in diesem Monat bereits um rund 1,2 Millionen Barrel pro Tag gesunken.
Zwar wurden am Sonntag in Peking nur 29 Krankheitsfälle bei einer Bevölkerung von 21,5 Millionen Menschen gemeldet, doch das Beispiel Shanghai lässt vermuten, dass die Fallzahlen schnell ansteigen und nur schwer zu kontrollieren sein werden.
Die Anzeichen für eine schwächere chinesische Nachfrage fallen mit einer aggressiven Straffung der US-Geldpolitik durch die Federal Reserve zusammen, die das Wachstum in den USA bremsen könnte.
Zu den Sorgen des Weltmarktes gesellte sich die Meldung, dass Libyen in den nächsten Tagen die Ölproduktion in Ölfeldern wieder aufnehmen wird, die zuvor aufgrund von Protesten geschlossen waren. Auf diese Weise könnten weitere 500.000 Barrel pro Tag auf den Weltmarkt gelangen.
All diese Dinge überschatten Berichte über einen Großbrand in Treibstofftanks in Brjansk, Westrussland, in der Nähe der wichtigsten Ölexportpipeline des Landes.
Der Pipelinebetreiber Transneft hat sich noch nicht dazu geäußert, ob die Hauptleitung der Druschba-Pipeline, über die etwa 20 % der russischen Ölexporte nach Europa laufen, davon betroffen war.
Die Europäische Union hat noch kein offizielles Verbot für russisches Öl verhängt, aber die Londoner Times berichtet, dass die Union an einer neuen Sanktionsrunde arbeitet, die sich zumindest teilweise auch auf russisches Rohöl erstrecken würde.