Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise haben am Dienstag kräftig zugelegt. Die Lockerung der Corona-Beschränkungen in China verringerte die Nachfragesorgen, während die OPEC vor den Schwierigkeiten warnte, russisches Rohöl zu ersetzen.
Gegen 15.05 Uhr MEZ notierte der US-Rohöl-Future 3,8 % höher bei 97,83 Dollar je Barrel und der Brent-Kontrakt verteuerte sich um 4 % auf 102,38 Dollar je Barrel. Beide Benchmarks waren am Montag um rund 4 % gefallen, nachdem sie in der vergangenen Woche ihre zweite Verlustwoche in Folge verzeichnet hatten.
Der Gasoline RBOB Future stieg um 2,2 % auf 3,0708 Dollar pro Gallone.
Chinas Null-Toleranz-Ansatz gegenüber Covid-19 hat Befürchtungen über einen Nachfragerückgang beim weltgrößten Rohölimporteur aufkommen lassen. Die Finanzmetropole Shanghai kämpft mit dem schlimmsten Virusausbruch des Landes, seit das Virus Ende 2019 erstmals in Wuhan auftrat und die gesamte 25-Millionen-Bevölkerung der Stadt in den Lockdown schickte.
Die OPEC hat in ihrem Monatsbericht am Dienstag ihre Prognose für das Wachstum der globalen Ölnachfrage im Jahr 2022 gesenkt. Demnach soll die weltweite Nachfrage im Jahr 2022 um 3,67 Millionen Barrel pro Tag steigen, statt um 4,15 Millionen Barrel wie in ihrer vorherigen Prognose.
Doch die Meldung, dass die kritische chinesische Region begonnen hat, die Bewegungsbeschränkungen für einige Einwohner zu lockern, hat den Ölmarkt gestützt.
Von der Organisation der erdölexportierenden Länder kam die Warnung, die Förderausfälle aus Russland aufgrund der Sanktionen könnten sich auf bis zu sieben Millionen Barrel pro Tag belaufen. Diese Menge sei "unmöglich" zu ersetzen.
Vorausgegangen war ein Treffen zwischen Vertretern der OPEC und der Europäischen Union. Die EU erörtert derzeit die Möglichkeit eines Ölembargos gegen Russland nach dessen Einmarsch in der Ukraine und den anschließenden Vorwürfen über Gräueltaten russischer Truppen an der ukrainischen Zivilbevölkerung.
"Eine Eskalation könnte die EU zu einem Verbot von russischem Öl bewegen, was zu einer erheblichen Verknappung auf dem Markt führen könnte", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz. "Es gibt unbestätigte Berichte über den Einsatz von Chemiewaffen in Mariupol. Sollten sich diese bestätigen, würde dies den Druck auf die EU weiter erhöhen, russische Ölimporte ins Visier zu nehmen."
Mit der Bekanntgabe der jüngsten US-amerikanischen Verbraucherpreise, die im März um 1,2 % stiegen und damit den stärksten monatlichen Anstieg seit September 2005 verzeichneten, gaben die Ölpreise einen Teil ihrer Gewinne wieder ab.
Der Datensatz hat die Wahrscheinlichkeit einer Zinserhöhung um 50 Basispunkte durch die US-Notenbank Fed im nächsten Monat weitgehend gefestigt und den Dollar gestützt - zum Nachteil der auf die US-Währung lautenden Rohstoffpreise.
Beide Rohölbenchmarks verzeichneten in der vergangenen Woche zum zweiten Mal in Folge ein Minus. Ursache hierfür war die Bekanntmachung, dass sich die Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur darauf geeinigt haben, 60 Millionen Barrel Rohöl aus ihren Notfallreserven freizugeben, zusätzlich zu den von den USA im März angekündigten 180 Millionen Barrel.
In ihrem Monatsbericht wird die OPEC ihre Prognosen für das globale Angebot und die Nachfrage aktualisieren, die USA legen ihren kurzfristigen Energieausblick (Short-Term Energy Outlook) vor, und das American Petroleum Institute wird seine wöchentliche Schätzung für die US-Rohölvorräte bekannt geben.