Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Rohölpreise fielen am Mittwoch im US-Frühhandel unter 80 Dollar, nachdem die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) ihre Prognosen für den weltweiten Ölverbrauch in diesem Jahr wegen der Delta-Variante des Coronavirus in diesem Sommer gesenkt hatte.
Die OPEC hielt ihre Prognose für die Nachfrage im nächsten Jahr unverändert bei durchschnittlich 100,8 Millionen Barrel pro Tag. Das ist ein Anstieg um etwa 4 % gegenüber dem diesjährigen Durchschnitt und bedeutet, dass die weltweite Nachfrage bis Ende 2022 mehr oder weniger wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie liegen wird.
Gegen 15.15 Uhr MEZ notierten die US-Rohöl-Futures 1,0% tiefer bei 79,81 Dollar pro Barrel. Es ist das erste Mal in dieser Woche, dass sie unter die Marke von 80 Dollar gefallen sind. Die Brent-Futures verbilligten sich um 1,1 % auf 82,53 Dollar pro Barrel.
Der Markt wartet nun auf die wöchentlichen Lagerbestandsdaten des American Petroleum Institute, die wegen des Feiertags Columbus Day einen Tag später als üblich veröffentlicht werden. Bei den am Donnerstag anstehenden Daten der Regierung wird mit einem geringfügigen Anstieg von knapp über 100.000 Barrel gerechnet.
Die OPEC war aber keineswegs nur pessimistisch: Sie erklärte, dass das Ölangebot außerhalb des Ölkartells länger als erwartet gedrosselt worden sei. Ihre Schätzung für die durchschnittlichen Lieferungen aus Nicht-OPEC-Ländern für das Jahr 2021 senkte sie um 210.000 Barrel täglich, vor allem wegen der Ausfälle nach dem Hurrikan Ida.
Versorgungsengpässe in anderen Ländern erhöhen die Notwendigkeit für die OPEC, die den größten Teil der weltweiten Reservekapazitäten kontrolliert, die Fördermenge zu erhöhen. Die OPEC schätzt die Fördermenge im vierten Quartal auf 29,36 Millionen Barrel pro Tag. Das ist über 1 Million Barrel pro Tag mehr als das, was die OPEC nach ihrem Plan für eine schrittweise Erhöhung der Fördermenge selbst bis Ende Dezember produzieren will.
An anderer Stelle warnte der russische Präsident Wladimir Putin, dass ein Ölpreis von 100 Dollar pro Barrel "durchaus wieder möglich" sei. Dies liege an den unzureichenden Investitionen in der Vergangenheit - eine Folge falscher politischer Entscheidungen der westlichen Länder.
Seine Kommentare waren ein Echo auf eine Warnung der Internationalen Energieagentur (IEA) vom Mittwoch, die in ihrem jährlichen World Energy Outlook feststellte, dass die Welt nicht genug in fossile Brennstoffe investiert, um eine Wiederholung der diesjährigen Marktstörungen zu vermeiden. Die IEA zeigte sich jedoch eher besorgt darüber, dass gleichzeitig nicht genug in erneuerbare Energien investiert wird, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen.
Putin wiederholte, dass Russland bereit sei, mehr Gas nach Europa zu pumpen, forderte die Staatengemeinschaft jedoch erneut auf, neue langfristige Verträge mit Gazprom (MCX:GAZP) abzuschließen, und wies eindringlich darauf hin, dass die derzeitige Situation auf den europäischen Gasmärkten das Ergebnis einer zu starken Abhängigkeit von den Spotmärkten sei.