Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise sind am Dienstag aufgrund der unklaren globalen Versorgungslage gestiegen, nachdem Saudi-Arabien den Gedanken geäußert hatte, dass die wichtigsten Produzenten der Welt ihre Fördermengen kürzen könnten, um den Markt zu stützen.
Bis 16.30 Uhr MEZ verteuerte sich ein Fass der US-Sorte WTI um 3,91 % auf 93,86 Dollar, während der Preis für die Nordseesorte Brent um 3,28 % auf 99,60 Dollar anstieg.
Der US-Benzinpreis legte am Terminmarkt um 0,85 % auf 2,9149 Dollar je Gallone zu.
In Interviews mit Energy Intelligence und Bloomberg sagte Prinz Abdulaziz bin Salman, die Terminpreise, die seit ihrem Höchststand im Sommer um mehr als 25 % gefallen seien, würden die Knappheit auf dem physischen Markt nicht widerspiegeln, und die Fördergruppe OPEC+ müsse möglicherweise das Angebot drosseln, um diese "Entkopplung" zu beseitigen.
Der Ölminister Saudi-Arabiens repräsentiert den größten Ölproduzenten im Kartell der Organisation erdölexportierender Länder und ihrer Bündnispartner, auch bekannt als OPEC+. Seine Ansichten haben also Gewicht.
"Solange die Sorte Brent über 90 Dollar je Barrel gehandelt wird, lässt sich eine Kürzung des Angebots nur schwer rechtfertigen, aber möglicherweise waren die Äußerungen des Ministers ein Versuch, einen Boden unter den Markt zu legen", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz.
"Obwohl der Ölmarkt mittel- bis langfristig angespannt bleibt und es nur begrenzte freie Kapazitäten gibt, deutet unsere Bestandsaufnahme auf eine ausreichende Versorgung des Ölmarktes für den Rest dieses Jahres und bis Anfang nächsten Jahres hin."
Das Ölkartell hat während der russischen Invasion in der Ukraine alle Produktionskürzungen, die es im Zuge der Pandemie vorgenommen hatte, wieder rückgängig gemacht.
Mit Spannung blicken die Ölmarktbeobachter auch auf die Fortschritte bei der Wiederbelebung des Atomabkommens zwischen dem Iran und den westlichen Mächten. Ein Deal könnte die Rückkehr iranischen Rohöls auf den Weltmarkt zur Folge haben.
Reuters berichtete, ein hochrangiger US-Beamter habe erklärt, der Iran habe einige seiner Hauptforderungen zur Wiederaufnahme eines Abkommens zur Eindämmung des Teheraner Atomprogramms fallen gelassen, wodurch die Möglichkeit einer Einigung näher gerückt sei.
"Angesichts des Potenzials von mehr als 1 Million Barrel pro Tag an zusätzlichem Ölangebot, das auf den Markt kommen könnte, wird der Markt sehr genau verfolgen, wie sich die Gespräche entwickeln", so die Experten der ING weiter.
Im weiteren Sitzungsverlauf veröffentlicht das American Petroleum Institute den ersten der beiden Berichte dieser Woche zu den US-Lagerbeständen. Letzte Woche war ein Rückgang der Reserven um fast 500.000 Barrel gemeldet worden.