Investing.com - Der Ölpreis konnte sich am Donnerstag im europäischen Handel von seinen Tiefstständen des vergangenen Monats erholen und zog leicht an. Viele Anleger freuen sich über die Fortschritte bei den Verhandlungen zur Anhebung der US-Schuldenobergrenze. Derweil sorgten Anzeichen für eine Belebung der chinesischen Produktionstätigkeit für Optimismus hinsichtlich der Nachfrageerholung im Land.
Nachdem das US-Repräsentantenhaus für eine Gesetzesvorlage zur Aussetzung der Schuldenobergrenze gestimmt hatte, wurden die Märkte etwas entlastet, sodass die Vorlage noch in dieser Woche dem Senat zur Abstimmung vorgelegt werden kann. Dieser Schritt folgt nur wenige Tage vor dem Stichtag am 5. Juni, an dem ein Zahlungsausfall der USA droht.
Weitere Unterstützung für die Ölmärkte kam von einer privaten Umfrage, wonach Chinas Produktionssektor im Mai stärker als erwartet gewachsen ist. Die Ergebnisse standen im Gegensatz zu den Regierungszahlen am Mittwoch, die für Mai eine Schrumpfung der Industrietätigkeit auswiesen. Die Divergenz ist auf die unterschiedliche Erhebungsart beider Umfragen zurückzuführen.
Die Daten vom Donnerstag deuten darauf hin, dass sich das Geschäft kleinerer, privater chinesischer Hersteller belebt, was eine breitere Erholung des Landes nach drei Jahren strenger Corona-Maßnahmen ankündigen könnte.
In der Umfrage wurde jedoch auch festgestellt, dass das Wirtschaftswachstum des Landes weiterhin unter Druck steht, was in Verbindung mit mehreren schwachen April-Daten den Optimismus hinsichtlich einer Erholung der chinesischen Ölnachfrage dämpfte.
Die erfreulichen Signale aus China machten frische US-Industriedaten weitgehend wett, die auf einen unerwarteten Lageraufbau bei den US-Ölreserven in der vergangenen Woche hindeuteten, was die Wetten auf eine Steigerung der Kraftstoffnachfrage im Lande abkühlte.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl notierte 0,8 % fester auf 73,19 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI um 0,7 % auf 68,61 USD pro Barrel zulegen konnte.
Sorgen vor einer nachlassenden Nachfrage in China sowie der Druck durch einen stärkeren Dollar hatten den Ölpreis am Mittwoch zugesetzt und beide Sorten auf 4-Wochen-Tiefs getrieben.
Der US-Dollar konnte heute im bisherigen Handelsverlauf sein 10-Wochen-Hoch nicht halten, nachdem einige Vertreter der US-Notenbank eine mögliche Zinspause bei der Juni-Sitzung in Aussicht gestellt hatten.
Das Hauptaugenmerk liegt nun auf den Daten zur Beschäftigung außerhalb der Landwirtschaft für Mai, die am Freitag veröffentlicht werden. Viele Investoren erhoffen sich von den Daten weitere Hinweise auf die zukünftige US-Geldpolitik. Die Befürchtung längerfristig höherer US-Zinsen hatte die Rohölpreise bis Mai belastet.
Die Ungewissheit über weitere Produktionskürzungen durch die OPEC hielt die Rohölmärkte im Vorfeld eines Treffens zwischen den Mitgliedern der Organisation an diesem Wochenende ebenfalls in Atem. Russische und saudi-arabische Minister hatten unterschiedliche Ansichten über künftige Produktionskürzungen geäußert.