Von Ambar Warrick
Investing.com - Der Ölpreis erholte sich am Freitag deutlich von seinem Jahrestief, da sich die Händler in die stark verbilligten Märkte einkauften. Dennoch drohten in dieser Woche hohe Verluste, da wachsende Befürchtungen über eine Rezession und steigende Zinssätze die Aussichten für die Rohölnachfrage trübten.
Die Märkte ignorierten weitgehend die Stilllegung der Keystone-Pipeline zwischen den USA und Kanada, nachdem ein Leck im US-Bundesstaat Kansas entdeckt wurde. Die Analysten vertraten die Ansicht, dass die Unterbrechung auf der Angebotsseite angesichts der verschlechterten Nachfrage wenig Einfluss hat.
Warnungen, dass die USA 2023 in eine Rezession schlittern könnten, die durch steigende Zinssätze und die Inflation ausgelöst wird, ließen die Rohölmärkte in dieser Woche abstürzen.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl verteuerte sich um 0,5 % auf 76,38 USD pro Barrel, während das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate WTI 0,45 % höher auf 71,78 USD pro Barrel zulegten. Beide Kontrakte konnten sich damit von ihrem schwächsten Stand seit Dezember 2021 erholen.
Unter dem Strich steht jedoch für beide ein kräftiges Wochenminus von 10 % zu Buche. Brent steuert dabei auf die schlechteste Woche seit Ende Juli zu, während WTI den stärksten Wochenrückgang seit Ende März zu verzeichnen hat.
Die Aufmerksamkeit richtet sich heute auf die US-Inflationsdaten für November, die im Laufe des Tages erwartet werden. Es wird zwar erwartet, dass sich die Inflation gegenüber dem Oktober leicht abgeschwächt hat, doch die Märkte sind vorsichtig, was Anzeichen für einen stärker als erwarteten Preisdruck angeht.
Das Ergebnis wird auch den Ton für den in der nächsten Woche anstehenden wichtigen Verbraucherpreisindex vorgeben.
Die unerwartet guten US-Wirtschaftsdaten in der vergangenen Woche haben die Befürchtung verstärkt, dass der Preisdruck länger als erwartet anhalten wird. Der Arbeitsmarkt in den USA ist nach wie vor angespannt, und auch die Wirtschaftstätigkeit zeigt trotz steigender Zinssätze Anzeichen von Widerstandsfähigkeit.
Ein solches Szenario könnte die Fed dazu veranlassen, die Kreditkosten auf ein höheres Niveau als erwartet anzuheben. Dies dürfte wiederum den Druck auf die Rohölnachfrage erhöhen. Die Fed wird voraussichtlich nächste Woche die Zinsen um 50 Basispunkte anheben.
Während die jüngsten Daten zeigen, dass die US-Rohöllagerbestände stärker als erwartet zurückgegangen sind, deutet ein anhaltender Anstieg der Benzin- und Destillatbestände darauf hin, dass die Nachfrage im größten Ölverbraucher der Welt weiterhin gedämpft ist.
Dennoch könnten sich die Rohölpreise bis 2023 etwas erholen, da sich die Nachfrage des Hauptimporteurs China verbessert. Das Land hatte in dieser Woche die Rücknahme mehrerer Coronamaßnahmen angekündigt, was schließlich zu einer wirtschaftlichen Erholung führen könnte. Damit könnte auch der Appetit auf Rohöl wieder auf das Niveau von vor der Pandemie zurückkehren.
Eine Reihe schwacher Daten aus dieser Woche zeigt jedoch, dass die chinesische Wirtschaft noch einen langen Weg zur Erholung vor sich hat.