Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise haben am Montag zugelegt. Die neuen vom Westen gegen Russland verhängten Sanktionen schüren die Sorge vor einer Unterbrechung der Energieversorgung durch den zweitgrößten Ölproduzenten der Welt.
Gegen 12.00 Uhr MEZ lag der US-Rohöl-Future um 5,1% im Plus bei 96,25 Dollar je Barrel und der Brent-Kontrakt stieg um 5% auf 98,81 Dollar. Zuvor war der Preis für Nordseeöl wieder auf über 100 Dollar je Barrel geklettert.
Der U.S. Gasoline RBOB Future kostete mit 2,9791 Dollar je Gallone 3,6 % mehr.
Als Reaktion auf Russlands fortgesetzte Invasion in die Ukraine kündigten die westlichen Staaten am Wochenende weitere Sanktionen gegen Moskau an. Dabei kappten sie einige russische Banken vom internationalen Zahlungssystem SWIFT, das von den meisten Finanzinstituten weltweit für Transaktionen im Wert von Billionen Dollar genutzt wird.
"Die USA haben zwar gesagt, dass es Ausnahmen für russische Energieexporte geben wird, aber der Markt ist angesichts der immer schärferen Sanktionen ganz eindeutig nervös", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz. "Das wachsende Risiko von Sanktionen hat die Bereitschaft vieler in der Branche verringert, auf russisches Öl zu setzen."
Goldman Sachs (NYSE:GS) reagierte auf die jüngsten Entwicklungen mit einer Anhebung seiner Einmonatsprognose für Brent-Rohöl auf 115 Dollar pro Barrel von zuvor 95 Dollar pro Barrel. Dabei fügte die einflussreiche Investmentbank hinzu, dass lediglich eine Zerstörung der Nachfrage einen weiteren Anstieg der Ölpreise verhindern könne.
"Die Rohstoffmärkte müssen nicht nur diesen schwierigen Umständen bei der Bezahlung russischer Exporte Rechnung tragen, sondern auch dem Risiko, dass russische Rohstoffe schließlich unter westliche Beschränkungen fallen", so Goldman.
Auf Russland entfallen etwa 10 % der globalen Ölversorgung. Jegliche Störung dürfte den Markt empfindlich treffen, der ohnehin schon Schwierigkeiten hat, die wachsende Nachfrage im Zuge der Wiedereröffnung der Volkswirtschaften nach dem Abklingen der COVID-19-Pandemie zu befriedigen.
Russlands Präsident Wladimir Putin verschärfte die Spannungen am Sonntag weiter, als er die 'Abschreckungskräfte' des Landes in "besondere Kampfbereitschaft" versetzte. Diese können auch Atomwaffen umfassen.
Die Sorge um das weltweite Ölangebot rückt das diese Woche anstehende Treffen der Organisation erdölexportierender Länder und der mit ihr kooperierenden Produzenten, darunter Russland, in den Mittelpunkt.
Angesichts der aktuellen Lage in Osteuropa und des hohen Preisniveaus dürften die Mitglieder der OPEC+-Gruppe bei ihrem Treffen am Mittwoch unter Druck geraten, die Fördermenge noch aggressiver zu erhöhen.
"Die Kommentare einiger OPEC+-Mitglieder deuten jedoch darauf hin, dass sie an einer Produktionssteigerung von 400 Millionen Barrel täglich festhalten wollen, weil das derzeitige hohe Preisniveau eher auf geopolitische Risiken als auf Ungleichgewichte bei Angebot und Nachfrage zurückzuführen ist", so die ING.
Wie sehr der Einmarsch Russlands in die Ukraine das Gleichgewicht auf den Energiemärkten stört, verdeutlichte die Ankündigung von BP (LON:BP), seine Beteiligung am Ölriesen Rosneft (LON:ROSNq) zu verkaufen.
Auf das Staatsunternehmen Rosneft entfallen rund die Hälfte der Öl- und Gasreserven und ein Drittel der Produktion. Mit dem Verkauf der Beteiligung in Höhe von 19,75 % endet die drei Jahrzehnte währende Partnerschaft zwischen den beiden Unternehmen, was zu Kosten von bis zu 25 Milliarden Dollar führen könnte.
Mit diesem plötzlichen Schritt rücken auch andere westliche Unternehmen, die in Russland Geschäfte machen, in den Fokus.