Von Peter Nurse
Investing.com - Ausverkauf am europäischen Aktienmarkt am Montag: Vor dem Hintergrund der Verschärfung der Sanktionen gegen Russland durch den Westen und der Tatsache, dass Präsident Wladimir Putin die Atomstreitkräfte in höchste Alarmbereitschaft versetzt hat, flüchteten die Anleger in sichere Häfen wie US-Treasuries, Gold und den US-Dollar.
Gegen 11.20 Uhr gab der deutsche Leitindex DAX um 2,7 % nach, der französische Aktienindex CAC 40 sank um 2,9 % und der britische Börsenindex FTSE 100 verlor 2,1 %.
Der miserable Start in die neue Handelswoche folgt auf die Ankündigung der westlichen Staaten vom Wochenende, Russland angesichts der fortdauernden Angriffe auf Ziele in der Ukraine mit weiteren Sanktionen zu belegen und einige russische Banken vom internationalen Zahlungssystem SWIFT auszuschließen, das von den meisten Finanzinstituten rund um den Globus für Transaktionen im Wert von Billionen von Dollar genutzt wird. Die Zahlungen für russische Energielieferungen sind jedoch weiterhin möglich.
Darüber hinaus kündigten die EU und die USA Maßnahmen an, durch die mehr als die Hälfte der ausländischen Reserven der russischen Zentralbank eingefroren wurden, was deren Fähigkeit zur Stützung des Rubels begrenzte, der am Montag im Frühhandel um etwa 20 % fiel. Daraufhin erhöhte die Bank of Russia ihren Leitzins auf 20 %, während S&P Global russische Anleihen auf Junk-Status herabstufte.
In einem markanten Kurswechsel erklärte die EU außerdem, sie werde mit der Lieferung tödlicher Waffen an die Ukraine beginnen, damit diese sich selbst verteidigen kann. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen signalisierte zudem die Bereitschaft der EU, einen Antrag des Landes auf Mitgliedschaft zu akzeptieren. Der russische Präsident Wladimir Putin versetzte am Sonntag als Reaktion auf die aggressivere Haltung des Westens die russischen Atomstreitkräfte in höchste Alarmbereitschaft.
Mit all den Maßnahmen wollen die USA und ihre Verbündeten den Aggressor Russland wegen Verletzungen der fundamentalen Prinzipien des Völkerrechts isolieren.
Der Unternehmenssektor stellt sich daher auf erhebliche Verluste bei seinen Investitionen in Russland ein. BP (NYSE:BP), der größte Auslandsinvestor im Land, kündigte den Ausstieg aus seiner Beteiligung am Ölgiganten Rosneft (MCX:ROSN) an, was zu Verlusten von bis zu 25 Milliarden Dollar führen würde. Die Aktie des Ölkonzerns fiel daraufhin um 6,3 %.
Der Schritt von BP rückt andere westliche Unternehmen, die in Russland aktiv sind, ins Rampenlicht, insbesondere Banken wie die österreichische Raiffeisen Bank International (VIE:RBIV) und die italienische UniCredit (MI:CRDI), deren Aktien heute um 17 bzw. 9,8 % einbrechen.
Unter Druck geriet auch die Aktie der französischen Bank Societe Generale (OTC:SCGLY), zu der die russische Rosbank (MCX:ROSB) gehört. Um 9,6% ging es für den Banktitel nach unten. Abwärts bewegte sich zudem die Aktie des Automobilherstellers Renault (PA:RENA), der den russischen Automobilhersteller Avtovaz kontrolliert.
Ebenfalls um 3,2 % fielen die Aktien von AB Foods (LON:ABF). Trotz einer Umsatzprognose für das erste Halbjahr und eines bereinigten Betriebsergebnisses, das "deutlich über" dem Vorjahr und über dem Vorkrisenniveau liegt, was auf die bessere Performance des Modehauses Primark zurückzuführen ist, litt die Aktie unter der schlechten Börsenstimmung.
Die Börse in Moskau bleibt derweil am Montag geschlossen. Angesichts der aktuellen Lage werde der Handel ausgesetzt, teilte die russische Zentralbank am Montagmorgen mit.
Noch besteht eine kleine Hoffnung auf eine diplomatische Lösung, nachdem die Ukraine erklärt hat, dass ab Montag an der weißrussisch-ukrainischen Grenze Verhandlungen mit Moskau ohne Vorbedingungen stattfinden werden.
Die Ölpreise schnellten aufgrund der Befürchtung in die Höhe, dass die neuen Sanktionen die Öllieferungen aus Russland, dem zweitgrößten Rohölproduzenten der Welt und dem größten Lieferanten von Erdgas nach Europa, beeinträchtigen könnten.
Das an der ICE gehandelte Barrel der Sorte Brent Öl zur Oktober-Lieferung stieg um 3,9 % auf 97,81 Dollar. Für das an der Warenterminbörse NYMEX in New York gehandelte Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI-Öl) ging es um 4,1 % nach oben auf 95,34 Dollar.
Die Feinunze Gold wurde am Morgen mit 1.902,50 Dollar 0,8 % höher gehandelt. Der Kurs des EUR/USD fiel dagegen um 0,8 % auf 1,1175 Dollar.