Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Rohölpreise sind am Donnerstag auf neue Neunmonatshochs gestiegen. Grund dafür war die Aussicht auf eine Einigung im Ringen um ein Konjunkturpaket in den USA sowie ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Großbritannien, das die Erwartungen auf ein positiveres makroökonomisches Umfeld für das kommende Jahr unterstützt.
Die Preise wurden auch durch einen sich fortsetzenden Verfall des Dollars gestützt, der im New Yorker Handel auf den niedrigsten Stand seit über 2 1/2 Jahren fiel. Ein schwacher Dollar macht Öl für Käufer in den Schwellenländern billiger, welche die am schnellsten wachsende Nachfragequelle für Öl sind.
Der Preis für die US-Sorte WTI kletterte um 0,8% auf 48,17 Dollar pro Barrel, nach einem Tageshoch von 48,60 Dollar. Der Preis für die Nordseesorte Brent erhöhte sich um 0,6% auf 51,38 Dollar pro Barrel.
Ein weiterer Satz schwacher Arbeitsmarktdaten aus den USA wurde von den Marktteilnehmern ignoriert. In der vergangenen Woche stellten weitere 885.000 Amerikaner einen Erstantrag auf Arbeitslosenunterstützung. Die am Mittwoch veröffentlichten Einzelhandelsumsätze deuteten bereits darauf hin, dass die gestiegenen Entlassungen die Ausgaben der Haushalte allmählich beeinträchtigen und so sanken die Umsätze zum ersten Mal seit sechs Monaten.
Allerdings lieferte der Häusermarkt mit einem Neunmonatshoch bei der Zahl der Baubeginne wieder erfreulichere Daten.
Der Markt ist in einer guten Stimmung, seit die Lagerbestandsdaten der US-Regierung die Schätzung des American Petroleum Institute zu den nationalen Ölbeständen widerlegten. Die Energy Information Administration hatte mitgeteilt, dass die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um über 3 Mio. Barrel gesunken sind, während das API einen Anstieg in ähnlicher Größenordnung gemeldet hatte.
Der größte Faktor, der die Hoffnung auf eine Nachfragebelebung im Jahr 2021 stützt, bleibt die Verteilung von Impfstoffen, die eine schnelle Rückkehr zur Normalität für Unternehmen und Haushalte ermöglichen. Das Beratungsgremium der US-Arzneimittelbehörde FDA wird den Impfstoff von Moderna (NASDAQ:MRNA) zu einem späteren Zeitpunkt für eine Notfallzulassung empfehlen, zusätzlich zu der bereits bestehenden Zulassung für den Impfstoff von Pfizer (NYSE:PFE)-BioNTech (NASDAQ:BNTX).
Analysten warnen jedoch, dass es aufgrund von Verteilungsproblemen dazu kommen kann, dass die Auswirkungen auf Öl nur mit zeitlicher Verzögerung eintreten werden.
"Die Restriktionen bleiben bestehen und lassen den Markt im ersten Quartal in einer prekären Situation", sagte Bjornar Tonhaugen von Rystad Energy in einer Mail. "Die OPEC+ wird am 4. Januar entscheiden, ob sie die Produktion auch im Februar um 500.000 bpd erhöhen kann, und es sieht jetzt so aus, als ob sie sich etwas zurückhalten müssen, um die Markterholung nicht entgleisen zu lassen."
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