Investing.com - Die Ölpreise rutschten am Montag deutlich ab und schlossen unter der Marke von 70 Dollar pro Barrel. Dabei verbuchte die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) den größten prozentualen Tagesverlust seit September und die Nordseesorte Brent seit Mitte März 2021.
Sorgen über die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus belasten weiterhin die Nachfrageaussichten, während sich die OPEC+ gleichzeitig auf eine Erhöhung der Ölproduktion geeinigt hat.
Trotz der Einigung des Ölkartells, die das Angebot an Öl auf dem Weltmarkt erhöht, bleiben die UBS-Experten für den Ölpreis optimistisch und halten an ihrer Brent-Prognose von 80 Dollar bis Ende September fest.
"Die relativ verhaltene Reaktion der Ölmärkte auf die Fördervereinbarung deutet darauf hin, dass die Erhöhung des weltweiten Ölangebots um zwei Millionen Barrel pro Tag bis zum Jahresende den Markterwartungen entsprach. Und mit dem Abschluss des Abkommens haben die Anleger nun mehr Klarheit über die kurz- bis mittelfristige Ölversorgung. Die Aufmerksamkeit der Investoren sollte sich nun wieder auf die wirtschaftliche Wiedereröffnung richten", hieß es in einer Notiz.
Vorläufige Daten würden auf einen Anstieg der Ölnachfrage hindeuten, schätzen die UBS-Analysten, insbesondere in Europa und den Vereinigten Staaten.
"Der Nachholbedarf bei Urlaubsreisen, Freizeitaktivitäten und Geschäftsreisen dürfte die Ölnachfrage in den kommenden Wochen weiter ankurbeln", hieß es.
Ihrer Einschätzung nach dürfte die globale Ölnachfrage nun über 97 Millionen Barrel pro Tag liegen, nach einem Tief von 78 Millionen Barrel im April 2020. "Nach wie vor gehen wir davon aus, dass die globale Nachfrage in diesem Jahr die 99 Millionen Barrel übersteigen wird."
Auch die Internationale Energieagentur IEA erwartet, dass sich die Ölnachfrage weiter von den Turbulenzen im Zuge der Corona-Pandemie erholt. Bis Ende 2022 dürfte die globale Rohölnachfrage auf rund 100 Millionen Fass pro Tag steigen und damit wieder das Vorkriseniveau erreichen, hieß es im Juni.
Das Risiko für die Prognose der UBS (SIX:UBSG) ergibt sich aus der schnellen Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus, die neue Restriktionen mit sich bringen könnte. Gleichwohl könnte das Ölkartell sofort gegensteuern, schließlich treffen sich die Minister monatlich, um die Lage auf dem Ölmarkt zu besprechen.
"Sollte die Ausbreitung der Delta-Variante zu neuen Mobilitätsbeschränkungen führen und damit die Ölnachfrage dämpfen, könnte die OPEC+ ihre Entscheidung zur Erhöhung des Ölangebots pausieren oder sogar rückgängig machen", glauben die Analysten.
Auch könnten einige Ölförderstaaten angesichts des Rückgangs ihrer Produktionskapazitäten nicht monatlich die Produktion erhöhen, so die UBS.
Darüber hinaus sei "die Produktionssteigerung nicht in Stein gemeißelt", sondern soll eher als Signal an die Nicht-OPEC+-Produzenten dienen, diese Vorgaben zu berücksichtigen, wenn sie Entscheidungen über ihre eigenen Produktionspläne für 2022 treffen.
Sollten die Ölpreise erneut zulegen, so dürften der UBS zufolge vor allem Rohstoffwährungen wie der kanadische Dollar, der russische Rubel und die norwegische Krone profitieren. Auch Energieaktien seien bei steigenden Rohölpreisen interessant.
"Der Energiesektor wird zu attraktiven Bewertungen gehandelt. Zudem dürften die Aktienrückkäufe erweitert und die Dividendenzahlungen erhöht werden", wie die UBS schreibt.
Der Energy Select Sector SPDR® Fund (NYSE:XLE), der in diesem Jahr bereits um knapp 24 Prozent zugelegt hat, stürzte am Montag um 3,53 Prozent ab. Es war der größte prozentuale Tagesrückgang seit Mitte Januar.
Exxon Mobil (NYSE:XOM) und Chevron (NYSE:CVX) stellen mit 23,91 Prozent bzw. 21,10 Prozent den größten Anteil am Sektor-ETF. Dahinter folgen ConocoPhillips (NYSE:COP) (4,70 Prozent), EOG Resources (NYSE:EOG) (4,33 Prozent) und Schlumberger (NYSE:SLB) (4,24 Prozent).