Von Peter Nurse
Investing.com -- Der Ölpreis hat am Montag wieder den Vorwärtsgang eingelegt und sich nach den starken Verlusten der letzten Woche erholt. Die Sorge vor Versorgungsengpässen im Gefolge der russischen Invasion in der Ukraine hält den Ölmarkt weiter in Atem, auch wenn die Verbraucherländer ihre Notreserven freigeben.
Gegen 15.20 Uhr MEZ stand der US-Rohöl-Futures 3,5% höher bei 102,69 Dollar je Barrel und der Brent-Kontrakt verteuerte sich um 2,9% auf 107,36 Dollar.
Die U.S. Gasoline RBOB Futures verzeichneten ein Plus von 1,7% auf 3,2054 Dollar pro Gallone.
Die beiden Referenzsorten waren in der vergangenen Woche um rund 13 % gefallen und verzeichneten damit den stärksten Wochenrückgang seit zwei Jahren. Ausgelöst hatten den starken Preiseinbruch die Pläne der USA, ab Mai sechs Monate lang eine Million Barrel täglich aus der US-amerikanischen Strategic Petroleum Reserve freizugeben - so viel wie nie zuvor.
Die Mitgliedsländer der Internationalen Energieagentur kündigten daraufhin nach einer Sondersitzung am Freitag ebenfalls die Inanspruchnahme ihrer Notreserven an, um zur Entspannung des Marktes beizutragen.
"Wir sind nach wie vor der Meinung, dass diese Maßnahme eher zu einer Deckelung der Preise führen wird, als dass sie mittelfristig zu einem deutlichen Rückgang beitragen wird", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung.
Trotz dieser Angebotsausweitung stehen die Weltölpreise in diesem Jahr immer noch um mehr als 30 % höher. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine, die damit einhergehenden Sanktionen gegen Russland und die Tatsache, dass die Käufer russisches Öl meiden, haben bereits zu einem Rückgang der Produktion geführt und Befürchtungen über größere Verluste aufkommen lassen.
Am Montag erhielten diese Bedenken neue Nahrung, als europäische Politiker über neue Sanktionen nach den am Wochenende bekannt gewordenen Gräueltaten russischer Truppen gegen Zivilisten in der Ukraine berieten.
Dennoch ist man auf dem Kontinent noch nicht näher an einem vollständigen Boykott russischer Energie, den viele als einzige Möglichkeit sehen, genügend wirtschaftlichen Druck auf Russland auszuüben, damit es seinen Kurs ändert.
Andernorts erhielt der Ölpreis auch Unterstützung durch eine Pause in den Gesprächen zur Wiederbelebung des Atomabkommens mit dem Iran. Ein Deal würde eine Aufhebung der Sanktionen gegen iranisches Öl ermöglichen.
"Amerika ist verantwortlich für die Unterbrechung dieser Gespräche... ein Abkommen ist in greifbarer Nähe", sagte ein Sprecher des iranischen Außenministeriums am Montag. "Washington sollte eine politische Entscheidung für die Wiederherstellung des Abkommens treffen", sagte er und fügte hinzu, Teheran werde "nicht ewig warten".
Das US-Außenministerium sagte letzte Woche, dass es noch eine kleine Anzahl offener Fragen gebe. Es forderte Teheran auf, Lösungen zu präsentieren.
Auf der Nachfrageseite steht nach wie vor die Corona-Pandemie im Fokus. In Teilen Chinas nehmen die COVID-Fälle weiter zu, was zu einem längeren Lockdown und einem potenziellen Rückgang der Nachfrage des weltweit größten Rohölimporteurs führt.
"Schanghai hat letzte Woche mit einem gestaffelten Lockdown begonnen, aber die steigenden Fallzahlen haben offenbar dazu geführt, dass der größte Teil der Stadt nun abgeriegelt ist", so die ING. "Die Reaktion der Behörden gibt Anlass zur Sorge für die Ölnachfrage und ist wahrscheinlich ein Risiko, das der Markt weiterhin berücksichtigen muss, solange China an seiner Null-Covid-Politik festhält."