Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise haben am Freitag deutlich nachgegeben und sind auf den niedrigsten Stand seit zwei Monaten gefallen. Auslöser für die schweren Verluste war die Meldung über eine neue Corona-Variante, die zu Befürchtungen über erneute Mobilitätsbeschränkungen führte, die sich wiederum negativ auf die Nachfrage im Flugverkehr auswirken könnten.
Gegen 15.20 Uhr MEZ verbilligte sich der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI um 6,9 % auf 73,02 Dollar und der Preis für die Nordseesorte Brent fiel um 6,1 % auf 77,23 Dollar pro Barrel. Beide Referenzsorten sind auf den niedrigsten Stand seit Ende September gefallen.
Der Preis für Gasoline RBOB Futures sank um 6,3% auf 2,1740 Dollar je Gallone.
Hintergrund für diese schweren Einbußen ist die Ankündigung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass vor allem in und in der Nähe von Südafrika eine neue, möglicherweise impfstoffresistente Variante des Coronavirus entdeckt wurde. Die offizielle Bezeichnung der Variante lautet B.1.1.529.
Großbritannien bezeichnete die Variante als die bislang schlimmste und schränkt den Flugverkehr aus Südafrika, Botswana, Lesotho, Eswatini, Simbabwe und Namibia ein.
Auch die EU wolle Flüge aus der Region stoppen, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und bezeichnete die Variante als "besorgniserregend".
Die Erholung des Flugverkehrs spielt in den Prognosen für das Nachfragewachstum im Jahr 2022 eine zentrale Rolle und repräsentiert den einzigen großen Teil der Ölnachfrage, der noch deutlich unter dem Niveau von 2019 liegt.
"Wenn die neue Variante ihr Potenzial entfaltet (Verdrängung von Delta und Verringerung der Wirksamkeit von Impfstoffen), müssen wir mit einem weltweit schwachen/flachen BIP-Wachstum im vierten und ersten Quartal rechnen", sagte Peter Chatwell, Leiter der Multi-Asset-Strategie bei Mizuho International, der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Effizienz der Impfstoffe wird über die Schwere der Lockdowns entscheiden und damit darüber, ob es zu einer weiteren Rezession kommt."
Das Auftauchen der neuen Virus-Variante erhöht zudem die Ungewissheit darüber, was die Organisation der erdölexportierenden Länder und ihre Verbündeten, die OPEC+, bei ihrem Treffen in der nächsten Woche mit den Fördermengen tun werden.
Der Ölverbund diskutiert bereits über die möglichen Auswirkungen der von der Koalition der Großverbraucher unter Führung der USA beschlossenen Freigabe von Rohöl aus den Notreserven.
"Der Wirtschaftsausschuss der OPEC warnte, dass der globale Ölmarkt aufgrund dieser Freigaben große Überschüsse verzeichnen könnte, insbesondere zu Beginn des nächsten Jahres", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz. "Wie üblich ist im Vorfeld des OPEC+-Treffens nächste Woche mit viel Lärm zu rechnen."
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