PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Nach den deutlichen Vortagsgewinnen haben sich die Anleger am Mittwoch an Europas Aktienmärkten vorsichtiger agiert. Schwache Konjunkturdaten aus der Eurozone, der Verlauf der Berichtssaison und der anstehende Zinsentscheid der EZB wurden dafür verantwortlich gemacht. Aus der Eurozone kamen enttäuschende Einkaufsmanagerindizes und Unternehmenszahlen hielten dieses Mal neben Licht auch Schatten für die Anleger bereit.
Der EuroStoxx 50 (Euro Stoxx 50) schaffte es dennoch, seine zwischenzeitlichen Verluste aufzuholen. Am Ende schloss er prozentual unverändert bei 3532,90 Punkten. Mit Spannung gewartet wird nun auf die Sitzung der EZB am Donnerstag, bei der sich der Markt von den Währungshütern der Eurozone eine nochmalige geldpolitische Lockerung verspricht.
Der Pariser Cac 40 (CAC 40) dagegen verblieb mit einem Abschlag von 0,22 Prozent auf 5605,87 Punkte unter der Gewinnschwelle. Noch deutlicher war das Minus in London, wo der umstrittene Brexit-Hardliner Boris Johnson wie erwartet zum neuer Premierminister Großbritanniens ernannt wurde. Der FTSE 100 verlor 0,73 Prozent auf 7501,46 Zähler.
Rohstoffwerte (Stoxx 600 Basic Resources PR) waren gemessen an ihrem Branchenindex mit einem Abschlag von 1,3 Prozent europaweit der größte Verlierer. Am Markt wurde dies mit fallenden Eisenerzpreisen begründet, die in London die dort üppig vertretenen Aktien von Minenkonzernen belasteten.
Banken (Stoxx 600 Banks) gehörten ferner zu den Verlierern, wie ihr Branchenindex mit minus 0,7 Prozent zeigte. Die Stimmung litt hier unter einem milliardenschweren Konzernverlust bei der Deutschen Bank (4:DBKGn) und einer schwachen Nachlese der UBS-Zahlen (1:UBS) vom Vortag. Die Papiere des Frankfurter Bankhauses verloren fast 2 und jene des Schweizer Konkurrenten sogar fast 4 Prozent.
Bei den Einzelwerten sorgte in London vor allem eine gekürzte Absatzprognose von Aston Martin (0:AMLl) für Aufregung. Der Kurs des Herstellers edler Sportwagen brach um ein Viertel ein auf den niedrigsten Stand seit dem Börsengang im Oktober 2018. Der europäische Sektorindex für Autowerte (Stoxx 600 Automobiles & Parts RP) war dessen ungeachtet mit plus 1,4 Prozent unter den größten Gewinnern in der Branchentabelle.
Noch größere Gewinne gab es nur im Technologiesektor (STOXX Europe 600 Technology) mit einem Aufschlag von 1,5 Prozent bei dem Branchenindex. Dieser profitierte vor allem von einer weiterhin guten Stimmung in der Halbleiterbranche, vor allem getragen von einem überraschend guten Ausblick des US-Chipkonzerns Texas Instruments (2:TXN). Aktien wie STMicroelectronics (9:STM) profitierten mit deutlichen Gewinnen davon.
In Paris sackten die Aktien der Groupe SEB nach der Zahlenvorlage um mehr als 7 Prozent ab. Anlass dazu gaben die Aussicht auf Margendruck und eine Analystenstudie. Oddo BHF hatte wegen nur noch begrenzten Aufwärtspotenzials seine Kaufempfehlung für den Hersteller von Elektrokleingeräten aufgegeben.