Investing.com - Der Goldpreis korrigiert vor den mit Spannung erwarteten Handelsgesprächen zwischen den USA und China, die am Donnerstag und Freitag stattfinden sollen, hält sich aber oberhalb der psychologisch wichtigen Marke von 1.500 Dollar. Der Grund für den leichten Preisabschlag ist der Anstieg der Zehnjahresrendite aus den USA.
Der Gold-Future zur Lieferung im Dezember verliert am Montag knapp 0,56 Prozent oder 8,5 Dollar auf 1.504 Dollar je Feinunze.
Der Kassapreis für Gold verbilligt sich um 0,33 Prozent oder 5 Dollar auf 1.499 Dollar je Feinunze.
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Trotz zuletzt schwacher Daten aus der US-Industrie läuft der Arbeitsmarkt in den USA noch immer gut. Zwar wurden weniger Stellen geschaffen als erwartet, die Arbeitslosenquote erreichte mit 3,5 Prozent aber den tiefsten Stand seit 50 Jahren. Darüber hinaus wurde das Stellenplus für die zwei Vormonate deutlich hochgesetzt.
"Die US-Arbeitsmarktdaten trugen dazu bei, einen Teil der Sorgen um die US-Wirtschaft zu beseitigen, da der Bericht darauf hinwies, dass sich die jüngsten Probleme im verarbeitenden Gewerbe noch nicht in die Gesamtwirtschaft ausbreiteten", schrieb Adelaide Timbrell von ANZ Research in einer Notiz.
"Stattdessen deuten die Arbeitsmarktdaten vom September darauf hin, dass die zugrunde liegende Wirtschaftsdynamik in den USA trotz der von den Konjunkturumfragen erwarteten Abschwächung nach wie vor stark ist", fügte Timbrell hinzu.
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Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen hat sich am Montag etwas von ihren Mehrwochentiefs bei 1,507 Prozent gelöst und wurde zuletzt mit einem Plus von 1,66 Prozent bei 1,539 Prozent gehandelt.
"Mit der jüngsten (Rendite)-Bewegung in den USA, preisen die Zinsmärkte wieder Fed-Zinssenkungen von 35 Basispunkte bis zum Jahresende ein, während im nächsten Jahr weitere Senkungen im Umfang von 52 Basispunkten erwartet werden", schreibt das Global Commodities Research-Team von J.P. Morgan unter der Leitung von Natasha Kaneva in einer Notiz am Montag. Ferner heißt es in dem Gold-Monitor-Report, dass Gold gegenüber den US-Realrenditen derzeit mit einer Prämie von 60 Dollar je Feinunze gehandelt wird, nach 100 Dollar in der Woche zum 20. September.
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Aus dem jüngsten Bericht der CFTC geht hervor, dass die Netto-Longposition der Non-Commercials zwar von 312.400 auf 269.000 zurückgegangen ist. Allerdings gebe die Positionierung laut J.P. Morgan weiterhin Anlass zu kurzfristiger Vorsicht. "Konkret sieht unser Modell die Gold-Positionierung bei 6,9 von 10 (10 bedeutet maximal long). Das ist zwar unter dem Wert von 7,8, der am 4. September erreicht wurde, aber immer noch höher als die historische Norm."
Im Fokus der Anleger stehen nun die Handelsgespräche auf hoher Ebene zwischen den USA und China, die am Donnerstag in Washington beginnen sollen. Die Handelsspannungen waren zuletzt wieder gestiegen, nachdem es Meldungen gab, wonach die Trump-Administration US-amerikanische Kapitalflüsse nach China begrenzen könnte sowie chinesische Unternehmen an den US-Börsen zu blockieren.
"Wenn wir einen Interimsdeal bekommen, erwarten wir eine kurzfristige Erholungsrallye an den Aktienmärkten", erklärte die Danske Bank (CSE:DANSKE), die die Wahrscheinlichkeit auf einen Interimsdeal auf 60 Prozent taxiert, in einer Notiz am Montag. "Andererseits dürfte ein Scheitern der Gespräche die Risikobereitschaft erneut belasten, da dann der US-Zollsatz auf chinesische Waren im Wert von 250 Milliarden Dollar am 15. Oktober (nächste Woche) von 25 auf 30 Prozent steigen werden."
Geht die Risikobereitschaft zurück, profitiert in der Regel Gold als sicherer Anlagehafen davon.
"Gold glänzt in diesen turbulenten Zeiten weiterhin, was unter anderem auf die höhere Nachfrage nach sicheren Häfen zurückzuführen ist", erklärte Fawad Razaqzada, Analyst bei FOREX.com in einem Kommentar. "Auch ein fallender US-Dollar und steigende Anleihekurse - oder anders ausgedrückt, sinkende Renditen - unterstützen das Edelmetall, da dies die Attraktivität unverzinslicher Anlagen wie Gold und Silber erhöht."
Ein Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg von gestern Nacht versetzte den Hoffnung auf eine Lösung beim Handelsstreit zwischen den USA und China einen ersten Dämpfer. So soll die chinesische Seite zunehmend zögerlich sein, ein großes Handelsabkommen mit den USA zu machen.
Vizepremier Liu He, der chinesische Chefunterhändler, sagte, dass sein Angebot an die USA keine Verpflichtungen zur Reform der chinesischen Industriepolitik oder staatliche Subventionen umfassen werde. Dies sind allerdings einige der Kernforderungen der Trump-Administration in den Handelsgesprächen.
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Durch die charttechnische Brille betrachtet könnte die jüngste Stabilisierung auf den Beginn der fehlenden Welle 5 in Richtung 1.655 Dollar hinweisen, die auf höheren Zeiteinheiten eine Projektion der Welle 3 darstelle, erklärte J.P. Morgan. "Wir warten jedoch auf eine Bestätigung durch einen Breakout über 1523,45 (täglicher Trend) und schließlich über 1533,98/1535,44, da nur ein solcher Breakout das Risiko ausschalten würde, den weiteren fehlenden Ausverkauf in der prognostizierten Welle 4-Zielzone zwischen 1446 und 1406/1391 zu verhindern."
Von Robert Zach