Von Peter Nurse
Investing.com -- Die Ölpreise sind am Montag vor einem Treffen der wichtigsten Ölförderstatten, bei dem es in erster Linie um die Höhe der Fördermengen geht, und angesichts zunehmender Sorgen über die Gasversorgung Europas kräftig gestiegen.
Bis 10.55 Uhr MEZ notierten die Futures für US-Rohöl um 2,6 % höher bei 89,11 Dollar je Barrel, während der Preis für die Nordseesorte Brent um 2,7 % auf 95,53 Dollar stieg.
Der Benzinpreis in den USA verteuerte sich um 1,3 % auf 2,4951 Dollar je Gallone.
Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und ihre Bündnispartner, die so genannte OPEC+, kommen am Montag zusammen. Trotz der angespannten Versorgungslage dürften sie das derzeitige Produktionsniveau beibehalten.
Doch Saudi-Arabien, der de facto Führer des Ölverbunds, äußerte kürzlich die Idee, die Produktion zu senken, um so die Preise zu stützen. Russland hingegen hält eine Förderkürzung vorerst nicht für angebracht, wie das Wall Street Journal am Wochenende berichtete.
Nachdem die Ölpreise im März ein Mehrjahreshoch erreicht hatten, sind sie in den letzten drei Monaten gefallen. Grund dafür sind Befürchtungen, dass Zinserhöhungen und COVID-19-Lockdowns in Teilen Chinas, des weltgrößten Rohölimporteurs, das globale Wirtschaftswachstum bremsen und die Ölnachfrage abkühlen könnten.
"Jedoch glauben wir, dass die OPEC+ ihre Produktionsziele für den nächsten Monat unverändert lässt. Eine Produktionskürzung ist nur schwer zu rechtfertigen, wenn der Markt nahe 100 Dollar je Barrel notiert", erklärten die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Mitteilung.
"Es erscheint sinnvoller für die OPEC+, vor weiteren Maßnahmen auf mehr Klarheit in Bezug auf die iranischen Atomgespräche zu warten. Die Verhandlungen laufen wohl nicht mehr ganz so rund, auch weil die USA die jüngste Antwort des Irans als 'nicht konstruktiv' bezeichnet haben."
Ebenfalls Einfluss auf den Ölmarkt hatte am Montag die Meldung, dass Russland die Gaslieferungen durch die Nord Stream-Pipeline nach Deutschland auf unbestimmte Zeit gestoppt hat, was die Sorge vor einer Energiekrise in der Eurozone schürt und die Ölnachfrage unterstützt.
"Die Unterbrechung der Gaslieferungen bedeutet, dass Europa fast 1 Milliarde Kubikmeter Erdgas pro Monat verlieren wird. Der Markt dürfte nun zunehmend nervös werden, was die Gasflüsse über die Ukraine und TurkStream angeht", ergänzte die ING.
Dass Moskau die Gaslieferungen durch diese wichtige Pipeline einstellt, erfolgte fast unmittelbar, nachdem sich die Finanzminister der G-7-Staaten auf einen Plan geeinigt hatten, eine Preisobergrenze für russische Erdölexporte zu verhängen, um so die Regierung des russischen Präsidenten Wladimir Putin bei der Fortsetzung ihrer Invasion in der Ukraine finanziell zu schwächen.
Allerdings bestehen erhebliche Zweifel an der Wirksamkeit dieses Plans, schließlich müssten sich auch größere Abnehmer wie China, Indien und die Türkei daran beteiligen.
"Es gibt keine Garantie, dass sie sich daran beteiligen werden, insbesondere nachdem Russland erklärt hat, dass es kein Land beliefern wird, das sich an die Preisobergrenzen hält", schreibt die ING.