Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Der Weizenpreis ist am Montag auf den höchsten Stand seit über zwei Monaten gestiegen. Auslöser für die Preisexplosion war Indiens Entscheidung am Wochenende, ein Export-Verbot für Weizen zu verhängen. Das schürte die Angst vor einer globalen Nahrungsmittelkrise.
Bis 13.46 Uhr MEZ kostete der nächstfällige Future auf US-Weizen 1.229,80 Dollar und damit 4,7 % mehr als am Freitag. In der Spitze wechselte der Kontrakt für knapp 1.250 Dollar den Besitzer.
Nach der russischen Invasion in der Ukraine, die zu einer Unterbrechung der Lieferungen von zwei der größten Exporteure der Welt führte, waren die indischen Exporte zu einer wichtigen Zwischenlösung für die Versorgung der Weltmärkte geworden.
Indien, das im vergangenen Jahr der achtgrößte Weizen-Exporteur der Welt war, hatte erst vor wenigen Wochen erklärt, dass es nach einer Rekordernte in diesem Jahr einen Exportrekord von 10 Millionen Tonnen erwartet.
Nach einer lang anhaltenden Hitzewelle in weiten Teilen des Subkontinents änderte die Regierung jedoch ihre Meinung, als sich die Aussichten für die laufende Ernte drastisch veränderten. Noch im Februar rechnete der Staat mit einer Produktion von 111,32 Millionen Tonnen in diesem Jahr. Wegen der langen Trockenheit könnte diese Prognose jedoch auf 100 Millionen Tonnen oder weniger sinken, berichtete Reuters unter Berufung auf lokale Marktquellen.
Darüber hinaus hat der Anstieg der Exportnachfrage die Inlandspreise drastisch in die Höhe getrieben, was wiederum den Inflationsdruck erhöht und die indische Zentralbank zur ersten Anhebung ihrer Leitzinsen seit 2018 veranlasst hat.
Indien werde auch weiterhin Exporte in Länder gestatten, deren eigene Lebensmittelsicherheit gefährdet sei, erklärte die indische Generaldirektion für Außenhandel am Freitag in einer Stellungnahme.
Damit reiht sich diese Maßnahme in eine immer länger werdende Liste von administrativen Schritten ein, die weltweit ergriffen werden, um die Auswirkungen der steigenden Weltmarktpreise auf die lokalen Märkte abzufedern. Kasachstan und Serbien haben bereits Quoten für ihre Getreideexporte eingeführt, während Indonesien den Export von Palmöl beschränkt hat. Palmöl wird vor allem in Südasien als Speiseöl verwendet und ist ein wichtiger Rohstoff für eine breite Palette von Konsumgütern weltweit.
Die angespannte Lage auf dem globalen Weizenmarkt hat sich auch durch die schlechten Anbaubedingungen in einigen der wichtigsten Anbauregionen der Welt verschärft. Laut dem US-Landwirtschaftsministerium werden die US-Weizenexporte im laufenden Wirtschaftsjahr, das bis Mai läuft, wahrscheinlich auf den niedrigsten Stand seit 2015 sinken, nicht zuletzt wegen der Trockenheit in weiten Teilen der Plains-Staaten.
Das USDA prognostizierte letzte Woche, dass die Weizenernte in der Ukraine in diesem Jahr aufgrund der kriegsbedingten Störungen wahrscheinlich um etwa ein Drittel zurückgehen wird.
Die Ausfälle in der Schwarzmeerregion belasten vor allem die Volkswirtschaften Nordafrikas, die bis zu 80 % ihres Bedarfs aus den beiden kriegführenden Staaten importieren.