Investing.com - Ein sich beschleunigender struktureller Megatrend, der deflationäre Effekt sowie die Einführung von Micro-Ether-Futures durch die CME Group befeuern die Kursrallye bei Ethereum. Goldman Sachs (NYSE:GS) traut der Smart-Contract-Kryptowährung zum Jahresende sogar noch mehr zu.
Die nach Marktkapitalisierung zweitwichtigste Kryptowährung der Welt kletterte am Mittwoch in der Spitze um 5,39 Prozent auf ein Rekordhoch von 4.639,60 Dollar. Im Vergleich dazu gewann der Bitcoin lediglich 2,21 Prozent und notierte mit 62.990 Dollar noch ein gutes Stück unter seinem am 20. Oktober markierten Allzeithoch.
Kein Scherz: Goldman Sachs traut Ethereum Sprung auf 8.000 Dollar zu
Die Marktstrategen um Bernhard Rzymelka peilen für Ethereum nun ein Jahresendziel von 8.000 Dollar an. Vom aktuellen Niveau bei rund 4.600 Dollar bedeutet das nach dem bisherigen Jahresplus von gut 520 Prozent weiteren Spielraum von fast 73 Prozent.
Die Goldman-Experten sind dabei sogar optimistischer als die Prognostiker der Krypto-Plattform Coin Price Forecast, die für Ethereum "nur" ein Jahresendziel von 7.018 Dollar ausgeben.
Kryptowährungen würden sich seit fast zwei Jahren parallel zu den Breakeven-Inflationsraten bewegen, so die Goldman-Analysten. Sie verwiesen dabei auf den Bloomberg Galaxy Crypto Index, der die Inflation in Relation zum 2-jährigen USD Forward Inflation Swap setzt.
Bei einem Inflationsswap handelt es sich um ein Derivate-Geschäft zwischen zwei Parteien, bei dem das Inflationsrisiko durch den Tausch feststehender Zahlungsströme auf eine andere Gegenpartei übertragen wird.
Sollte die gegenwärtige Preissetzung der marktbasierten Inflationserwartungen fortbestehen, so könnte dies der "Ausgangspunkt für eine sich beschleunigende Preisrallye" sein. Voraussetzung dafür sei, dass die historische Korrelation mit der Inflation anhalte.
Auf der Jagd nach Rendite
Neben den positiven Preisaussichten der Goldman-Experten für Ethereum sorgen auch andere Faktoren für Schub. Die Experten von Delphi Digital machten in einer Mitteilung darauf aufmerksam, dass immer mehr Ether aus zentralisierten Börsen in Smart Contracts fließen. Sie bezeichneten das zu beobachtende Phänomen als "strukturellen Megatrend".
Seit August 2020 sei das prozentuale ETH-Angebot an den Börsen tendenziell von rund 27 Prozent auf gut 12 Prozent heute gesunken, so Delphi. Auf der anderen Seite habe das prozentuale ETH-Angebot, das in Smart Contracts eingelagert ist, im selben Zeitraum neue Höchststände erreicht und sei von über 10 Prozent im Juni 2020 auf mehr als 21 Prozent heute gestiegen.
Grund dafür sei das "Hot Money", das auf der Jagd nach höheren Renditen aktiv auf der Ethereum-Blockchain unterwegs sei. Dazu gehört auch das so genannte Yield Farming aus dem dezentralen Finanzwesen, wodurch Krypto-Investoren mit ihren Token Renditen erzielen können, die im klassischen Bankwesen heutzutage kaum noch zu realisieren sind.
"Im Zuge der zunehmenden DeFi- und Multichain-Aktivität erwarten wir, dass sich dieser Trend fortsetzen wird", glauben die Experten von Delphi Digital.
Laut Defi Llama-Daten beläuft sich der Total (PA:TTEF) Value Locked in USD auf Ethereum - ein Maß für den Wert von Token, die in einem DeFi-Projekt eingesetzt werden - derzeit auf mehr als 173 Milliarden Dollar. Im Januar waren es gerade einmal 20 Milliarden Dollar gewesen.
Zu den Top-Yield Farmen auf Ethereum gehören MakerDAO, Curve, WBTC, Convex, Compound, Instadapp, AAVE, SushiSwap, Lido und Yearn Finance.
Ethereum brennt sich auf neues Rekordhoch
Ein weiterer Grund, der den Ethereum-Kurs zu immer neuen Höchstständen treibt, ist die erhöhte On-Chain-Aktivität und die daraus resultierenden höheren Gaspreise. Folglich wurden zum ersten Mal in einer Woche, seit EIP-1559 als Teil des Londoner Upgrades eingeführt wurde, mehr Ether zerstört als produziert. Dies beschleunigt den Trend zur Deflation, d.h. zu einer Verknappung des Angebots und damit zu steigenden Ether-Kursen.
Seit EIP-1559 wurden bereits knapp 745.000 ETH zerstört. Das entspricht einem Gegenwert von insgesamt 2.667.047.144,62 Dollar, wie aus Daten des Krypto-Informationdienstes ethburned.info hervorgeht.
Der ETH-Verbrenner Champion seit der Einführung des EIP-1559 ist der NFT-Marktplatz OpenSea, gefolgt von Ethereum-Transaktionen. Auf Platz 3 findet sich die dezentrale Börse (DEX) Uniswap v2 und danach kommt bereits der Stablecoin Tether.
Zuletzt erwies sich auch die aufstrebende Kryptowährung Shiba Inu als extrem aktiver ETH-Verbrenner. In den letzten sieben Tagen hat der Shiba Inu als ERC20-Token im Ethereum Mainnet laut Tokenview 6.411 Ethereums im Gegenwert von 29 Millionen Dollar verbrannt.
"Neben der Tatsache, dass mehr liquide Mittel die Börsen verlassen und in Smart Contracts gebunden werden, führt ein anhaltendes deflationäres Szenario wahrscheinlich zu einem Angebotsschock als Folge der ETH-Knappheit bei gleichzeitig steigender Nachfrage", sagte Delphi Digital.
Das Risiko für Ethereum sei nun laut den Krypto-Experten zu hohe Gaspreise, die zu einer Reduktion der On-Chain-Aktivität führen könnten, was wiederum die Nachfrageseite belasten würde.
Deshalb sei es nun unerlässlich, dass Ethereum-Skalierungslösungen wie StarkNet, zkSync, Arbitrum und Optimism bald an Fahrt aufnehmen, da andernfalls, wie Delphi meinte, die hohen Transaktionskosten die Aktivität auf alternativen Layer-1-Lösungen (L1) wie Solana, Avalanche, Fantom und Polygon (TASE:POLY) in die Höhe treiben werden,.
CME legt Ether-Micro-Futures auf
Für gute Laune unter den Ether-Händlern sorgte sicherlich auch die gestrige Ankündigung der CME Group (NASDAQ:CME). Die Derivate-Börse gab gestern bekannt, dass sie ihr Angebot an Krypto-Derivaten mit der Einführung von Micro-Ether-Futures zum 6. Dezember erweitern werde. Derzeit laufe noch die aufsichtsbehördliche Prüfung der Emission, hieß es in der entsprechenden Pressemitteilung.
"Seit der Einführung von Ether-Futures im Februar konnten wir bei diesen Kontrakten ein stetiges Wachstum der Liquidität beobachten, insbesondere bei institutionellen Händlern", so Tim McCourt, Global Head of Equity Index and Alternative Investment Products bei CME Group.
"Gleichzeitig hat sich der Kurs des Ether seit der Einführung der Futures mehr als verdoppelt. Dadurch entstand Nachfrage nach einem Angebot mit kleinerer Stückelung, das den Markt für ein breiteres Teilnehmerspektrum zugänglich macht. Micro-Ether-Futures der CME Group bieten noch größere Auswahl und Präzision beim transparenten, regulierten und effizienten Handel mit Ether-Futures“, fügte er hinzu.
Bereits im Angebot bei der CME sind Micro-Bitcoin-Futures sowie CME Ether-Futures.