Investing.com – Der ehemalige Multimilliardär Sam Bankman-Fried (SBF) war am 11. November von seinen offiziellen Funktionen bei FTX zurückgetreten. Bis zu diesem Zeitpunkt war er CEO und hat nach jetzigem Kenntnisstand die Krise persönlich zu verantworten. Seine ehemalige Freundin, Caroline Ellison, war CEO bei Alameda Research. Sie nutzten Milliarden von Dollar der FTX-Kundengelder, um das Geschäft von Alameda Research voranzutreiben, was sich im Nachhinein als ihr größter Fehler erwies.
Erst gestern twitterte SBF, dass er persönlich im Kontakt mit den Behörden steht und auch weiterhin versucht Kapital zu beschaffen, um für die FTX-Nutzer das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Die Kapitallücke, die zur Auszahlung sämtlicher Kunden geschlossen werden muss, beträgt mehr als 8 Milliarden Dollar.
SBF gab gestern auch bekannt, dass die FTX-Vermögenswerte die Forderungen übersteigen. Der neue FTX-CEO John Ray empfindet die Aussagen von SBF scheinbar dermaßen irreführend, dass er dazu öffentlich Stellung bezog:
„Wie bereits bekannt gegeben, ist Herr Bankman-Fried am 11. November von seinen Ämtern bei @FTX_Official FTX US, Alameda Research Ltd. und deren direkten und indirekten Tochtergesellschaften zurückgetreten.
Herr Bankman-Fried arbeitet nicht mehr bei @FTX_Official, FTX US oder Alameda Research Ltd. und spricht nicht in deren Namen.“
Das bedeutet, dass SBF keinerlei Einblicke in das aktuelle Geschehen hat und im Namen von FTX weder mit Behörden noch mit möglichen Kapitalgebern verhandeln kann.
Die staatliche Holdinggeselschaft Singapurs, Temasek Holdings, gab indes bekannt, dass man die 275 Millionen Dollar, die über zwei Finanzierungsrunden von Oktober 2021 bis Januar 2022 investiert worden, vollständig abschreiben werde.
Bevor man die Minderheitsbeteiligungen von 1 Prozent an FTX International und 1,5 Prozent an FTX US erwarb, zeigte eine umfassende Due-Diligence-Prüfung, dass das Unternehmen profitabel arbeitet. Die neuesten Entwicklungen lassen Temasek zu folgenden Schluss kommen:
„Nach dieser Investition ist offensichtlich, dass unser Vertrauen in die Handlungen, das Urteilsvermögen und die Führung von Sam Bankman-Fried, das sich aus unseren Interaktionen mit ihm und den in unseren Gesprächen mit anderen geäußerten Ansichten gebildet hat, anscheinend falsch war.“
Von Marco Oehrl
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