FRANKFURT (dpa-AFX) - Die amerikanische Notenbank Fed dürfte ihren Kurs einer etwas weniger lockeren Geldpolitik fortsetzen. Bankvolkswirte erwarten mehrheitlich, dass die Federal Reserve ihre zur Konjunkturbelebung aufgelegten Wertpapierkäufe an diesem Mittwoch (29. Februar) um weitere zehn Milliarden Dollar reduzieren wird. Sollte es so kommen, würden pro Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Wert von 'nur noch' 65 Milliarden Dollar in die Bücher der Fed wandern. Ihre Bilanz, die schon jetzt Vermögenswerte von mehr als vier Billionen Dollar umfasst, bläht sich also weiter auf. Ihre Entscheidungen werden die Notenbanker am Mittwochabend bekanntgeben.
Die dritte Runde massiver Wertpapierkäufe (QE3) hatte im September 2012 mit dem Erwerb hypothekenbesicherter Anleihen (MBS) begonnen. Im Dezember 2012 wurden zusätzlich Staatsanleihen gekauft. Bis Ende 2013 erwarb die Fed derartige Assets im Volumen von 85 Milliarden Dollar je Monat. Vor gut einem Monat beschloss sie, die dritte Kaufwelle schrittweise auslaufen zu lassen. Der scheidende Notenbankchef Ben Bernanke, der nun letztmalig die Sitzung des geldpolitischen Ausschusses FOMC leiten wird, hatte von einer Drosselung um 10 Milliarden Dollar je Zinssitzung gesprochen. Allerdings nur, falls die konjunkturelle Entwicklung den Vorstellungen der Fed entspricht.
Obwohl sich der Arbeitsmarkt, an dem die Fed ihre Geldpolitik größtenteils ausrichtet, im Dezember schwach präsentiert hatte, gehen Bankvolkswirte von einer eine zusätzlichen Reduzierung (Tapering) der Wertpapierkäufe aus. Bereits seit Januar investiert die Fed zehn Milliarden Dollar weniger in neue Anleihen. Sie begründete diesen ersten Schritt Mitte Dezember mit einem besseren Zustand von Konjunktur und Jobmarkt. Zugleich sicherte sie aber noch entschiedener als bisher rekordniedrige Leitzinsen zu. Auch lange nachdem die Arbeitslosenquote unter 6,5 Prozent gefallen sei, würden die Leitzinsen niedrig bleiben, erwartet das FOMC.
Diese Forward Guidance (übersetzt: Zinsversprechen) dürfte nach Meinung von Beobachtern zusehends in den Fokus rücken. Denn die Arbeitslosenquote ist in den vergangenen Monaten rasch auf nunmehr 6,7 Prozent gesunken - wenngleich nicht nur aus konjunkturellen Gründen. Dennoch muss sich die Fed Gedanken machen, wie sie verhindern will, den Investoren falsche Zinssignale zu senden. Wie die Zentralbank genau vorgehen wird, ist ungewiss. Einige Volkswirte wie Harm Bandholz von der Unicredit plädieren dafür, die Forward Guidance gänzlich fallen zu lassen - für wahrscheinlich hält er dies jedoch nicht. Ökonom Bernd Weidensteiner von der Commerzbank sieht die Notenbank noch nicht unter Zugzwang, weil die Bedeutung des Schwellenwertes ohnehin stark relativiert worden sei.
Auch personelle Veränderungen im FOMC lassen eine spannende Diskussion um die Forward Guidance erwarten. Wie zum Jahreswechsel üblich, ändert sich die Zusammensetzung des geldpolitischen Ausschusses. 'Nach der jährlichen Rotation stimmberechtigter Mitglieder ist der Ausschuss nunmehr hawkischer geworden', sagt Experte Bandholz. Denn mit Richard Fisher und Charles Plosser gehören dem Ausschuss nun zwei als 'Falken' bekannte Vertreter an, die im Zweifel für eine straffere Geldpolitik eintreten. Hinzu kommt der designierte Fed-Vizechef Stanley Fisher, der das Instrument des Zinsversprechens mehrfach öffentlich kritisiert hat. Die neue Fed-Chefin Janet Yellen gilt indes als starke Befürworterin des Kurses./bgf/jsl