Investing.com - Die australische Wirtschaft ist im zweiten Quartal etwas stärker gewachsen als erwartet. Dies geht aus den aktuellen Daten des Australian Bureau of Statistics (ABS) hervor, die heute vorgestellt wurden. Die Auswirkungen der anhaltend hohen Inflation und der hohen Zinsen wurden durch starke Exporte und hohe Infrastrukturausgaben ausgeglichen.
Das Bruttoinlandsprodukt stieg in den drei Monaten bis zum 30. Juni um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal und lag damit leicht über den Erwartungen von 0,3 % und dem Vorquartal von 0,2 %.
Auf Jahresbasis wuchs das BIP um 2,1 %, verglichen mit einem erwarteten Wachstumsclip von 1,7 % und 2,3 % im 1. Quartal dieses Jahres.
Obwohl die Daten leicht über den markseitigen Erwartungen lagen, blieb das Wachstum dennoch relativ gedämpft. Die Ergebnisse stellen eine Fortsetzung des Vorquartals dar, in dem das quartalsweise Wirtschaftswachstum unter dem Druck der hohen Inflation und der Zinssätze nahezu stagnierte.
Die Inflation hat sich im Juni-Quartal weiter von ihrem Höchststand von 2023 entfernt, während die australische Zentralbank weitere Zinserhöhungen zurückgestellt hat, um die Auswirkungen auf die Wirtschaft besser abschätzen zu können.
Den größten Anteil an der Entwicklung des australischen BIP hatte die positive Handelsbilanz, obwohl die Exportpreise im Laufe des Quartals stark eingebrochen waren. Höhere Kraftstoffvorräte in Australiens wichtigsten Exportländern sorgten ebenfalls für eine gedämpfte Nachfrage. Ausgaben durch ausländische Touristen, die ebenfalls als Exporte gezählt werden, hatten auch einen großen Anteil an dem erzielten Handelsüberschuss.
Die Investitionen des öffentlichen und privaten Sektors sorgten ebenfalls für Wachstum, da die Regierung in Canberra im Laufe des Quartals eine Reihe weiterer Infrastrukturprojekte auf den Weg gebracht hat. Und auch die Investitionstätigkeit auf Unternehmensseite zog kräftig an.
Allerdings verschlechterte sich die Sparfähigkeit der privaten Haushalte, und die Konsumausgaben blieben im Quartalsverlauf von Inflation und Zinssätzen belastet. Diskretionäre Konsumausgaben verzeichneten das dritte Quartal in Folge einen Rückgang, bedingt durch den Sparzwang angesichts steigender Lebenshaltungskosten. Obwohl der robuste Arbeitsmarkt dazu beitrug, diesen Trend teilweise auszugleichen, war in den letzten Monaten eine Abschwächung des Jobmarktes zu erkennen.
Die Schwäche Chinas, des größten Handelspartners Australiens, hat dazu geführt, dass die einheimischen Rohstoffimporteure mit schwachen Exportpreisen zu kämpfen hatten, zumal die Nachfrage auf dem chinesischen Festland weiter nachließ.
Die australische Wirtschaft ist eng mit China verflochten, sodass der wirtschaftliche Gegenwind, insbesondere durch den Immobilienmarkt und im verarbeitenden Gewerbe, auch auf Australien überschwappt.
Aktuell prognostizieren Experten, dass die australische Wirtschaft in den kommenden Quartalen unter anhaltendem Druck stehen wird. Die Reserve Bank erwartet aufgrund der hohen Inflation und Zinssätze bis mindestens 2025 ein unterdurchschnittliches Wachstum.