von Robert Zach
Investing.com - Die Deutsche Bank (DE:DBKGn) beschreibt die deutsche Konjunktur als "immer anfälliger". Das in China grassierende Coronavirus stellt hierbei "ein Risiko für die globale Erholung dar". Die Experten um den Chefökonom Stefan Schneider erwarten, dass dieser Faktor auch das Wachstum der deutschen Wirtschaft im Auftaktquartal 0,2 Prozentpunkte kosten dürfte. "Eine technische Rezession im Winterhalbjahr erscheint durchaus möglich", hieß es in einer aktuellen Studie. Am Freitag legt Destatis die erste Schätzung für das vierte Quartal vor.
"Das Coronavirus bringt beträchtliche Risiken für unsere Prognose einer Erholung der Weltwirtschaft mit sich, da wir bis dato von einer Konjunkturbelebung in China ausgingen", sagten die Experten. "Dies gilt insbesondere für Deutschland, dessen Exporte sich nicht zuletzt aufgrund der schwachen Nachfrage aus China im Jahr 2019 verlangsamten". Aktuellen Daten zufolge ist die Volksrepublik China Deutschlands wichtigster Handelspartner.
Zwar sei aufgrund der "Brückentageeffekte im Dezember" mit einer moderaten "technischen Erholung der Produktionsdaten im Januar zu rechnen", aber sollte das Coronavirus tatsächlich dem deutschen Bruttoinlandsprodukt im Auftaktquartal 0,2 Prozentpunkte kosten, so könnte Deutschland doch noch in eine technische Rezession - Minus-Wachstum im vierten Quartal 2019 und im ersten Quartal 2020 - schlittern, erklärten die Ökonomen.
Die Deutsche Bank rechnet aber damit, dass das Virus bald seinen Gipfel überschreitet, so dass mit einem "gewissen Aufholeffekt" zu rechnen ist. "Wenn die Verbreitung des Coronavirus wie erwartet bald ihren Höhepunkt überschreitet, verlagert sich die Nachfrage möglicherweise schlicht in den späteren Jahresverlauf 2020", hieß es in der Studie. Nichtsdestotrotz werde sich selbst ein temporärer Rückschlag in den Gewinnen niederschlagen, "was die Unternehmen noch vorsichtiger werden lässt". Grund dafür seien die überdurchschnittlichen Margen in China, wie die Deutsche Bank feststellte.
Es gibt bereits erste Anzeichen dafür, dass der Coronavirus-Ausbruch im Epizentrum der Krise seinen Höhepunkt erreicht hat. Die Behörden in Hubei, der Provinz, von der der Ausbruch wahrscheinlich ausging, meldeten am Mittwoch weitere 1.638 bestätigte Infektionsfälle. Das ist fast ein Drittel weniger als die Neuinfektionen vom Vortag, was darauf hindeutet, dass sich die Ausbreitung der Krankheit in dieser Schlüsselprovinz möglicherweise abflacht.
Zugleich gab es berichte der Taiwan News, dass die chinesischen Behörden keine neuen Fälle mehr zählen, wenn die Patienten keine Symptome zeigen. Da jedoch die Inkubationszeit der Krankheit bis zu 24 Tage betragen kann, besteht nun die Gefahr, dass viele Coronavirus-Fälle überhaupt nicht mehr in die Statistik einfließen werden.
Das seit Anfang Dezember in China grassierende Coronavirus erhöht die Sorge vor einer konjunkturellen Verlangsamung in China, die kurz- bis mittelfristige Ausstrahlungseffekte auf die Weltwirtschaft haben könnte.
Die Reaktion der Märkte
Zuletzt notierte der Dax mit 13.734 Punkten gut 0,80 Prozent im Plus. Für den MDAX ging es um 0,32 Prozent nach oben. Der Schweizer Leitindex SMI verlor 0,04 Prozent und der Euro Stoxx 50 gewann 0,51 Prozent.
In den USA legen die Futures auf den S&P 500, Dow Jones und Nasdaq trotz kartellrechtlicher Untersuchungen gegen Amazon (NASDAQ:AMZN), Apple (NASDAQ:AAPL), Facebook (NASDAQ:FB), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und den Google-Mutterkonzern Alphabet (NASDAQ:GOOGL) weiter zu.
Der Goldpreis wurde kaum verändert gehandelt, während der Silber 0,28 Prozent verlor.
Das Industriemetall Kupfer gewann 0,85 Prozent und unterstreicht damit die gute Marktstimmung. Auch die Zehnjahresrendite aus den USA rentiert 2 Basispunkte höher auf 1,611 Prozent.
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