Von Scott Kanowsky
Investing.com -- Die Konjunkturschwäche in der Eurozone hat sich im Dezember den zweiten Monat in Folge abgemildert. Dies geht aus einem am Freitag veröffentlichten Schlüsselindikator für die Bedingungen im verarbeitenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor des Euro-Währungsgebiets hervor, der eine Besserung der Angebotsbedingungen und ein Nachlassen des Preisdrucks zeigt.
Der von S&P Global erstellte vorläufige zusammengesetzte Einkaufsmanagerindex für die Eurozone erhöhte sich im Berichtsmonat geringfügig auf 48,8, gegenüber 47,8 im November. Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 48,0 gerechnet.
Das ist der höchste Stand seit August, aber auch bereits der sechste Monat nacheinander, in dem der Index unter der Wachstumsschwelle von 50 liegt.
Der Index für das verarbeitende Gewerbe sank zum siebten Mal in Folge, wenngleich sich der Rückgang der Produktion und der Auftragseingänge abschwächte.
Der Output im Dienstleistungssektor ging ebenfalls zurück, wenn auch in geringerem Tempo. Der Index für den Sektor verbesserte sich gegenüber dem Vormonat auf ein Viermonatshoch von 49,1. Dieser Wert deutet laut S&P Global auf eine "nur moderate" Eintrübung der Aktivität auf Monatsbasis hin.
In Deutschland, der größten Volkswirtschaft des Euroraums, hat sich der Rückgang der Geschäftstätigkeit sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor verlangsamt, unter anderem dank besser funktionierender Lieferketten und geringerer Ängste vor Energieengpässen. Der Rückgang der Produktion in Frankreich beschleunigte sich jedoch. Das Abflauen des Abschwungs im verarbeitenden Gewerbe wurde durch den stärksten Aktivitätsrückgang im wichtigen Dienstleistungssektor seit 22 Monaten konterkariert.
Laut S&P Global bleibe die allgemeine Stimmung in der Wirtschaft im historischen Vergleich gedrückt. Das sei vor allem auf ein "schwieriges Umfeld" zurückzuführen, das durch hohe Lebenshaltungskosten, gestiegene Zinsen, Energiesorgen und den Krieg in der Ukraine geprägt sei.
Im gesamten vierten Quartal entwickelte sich die Konjunktur schlechter als im vorangegangenen Dreimonatszeitraum. Im Quartalsdurchschnitt ergab der PMI den schärfsten Konjunkturrückgang seit 2013, lässt man die Zeiträume unberücksichtigt, die durch pandemiebedingte Lockdowns beeinflusst wurden.
In einer Pressemitteilung sagte Chris Williamson, Chefvolkswirt von S&P Global, dass der Einkaufsmanagerindex für Dezember eine "hohe Wahrscheinlichkeit einer Rezession" in der Eurozone signalisiert. Die Umfrage deute jedoch darauf hin, dass ein möglicher Rückgang "milder" ausfallen werde als noch vor einigen Monaten angenommen.
Williamson verwies insbesondere auf die Inflationsaussichten, die er als "ermutigend" bezeichnete, auch wenn es Anzeichen dafür gibt, dass sie wahrscheinlich Ausdruck einer sich abschwächenden Nachfrage sind. Die Inflation in der Eurozone ging im November auf 10,0% zurück - der erste Rückgang seit 17 Monaten.
"Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie verbessern sich die Beschaffungsketten, und die Kosten der Unternehmen steigen deutlich weniger stark an", sagte er.
Wie die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz schreiben, seien die Daten für die Europäische Zentralbank, die am Donnerstag die Leitzinsen um 50 Basispunkte anhob und weitere Erhöhungen ankündigte, um das rasante Preiswachstum zu bremsen, nur schwer zu interpretieren.
"Laut der Umfrage lässt der Abschwung zwar nach, aber auch der Inflationsdruck kühlt sich weiter ab. Letzteres wird bei den Tauben im EZB-Rat wahrscheinlich die Sorge schüren, dass die EZB am Ende zu viel tun könnte", so die Experten.