FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Unsicherheit im Bankensektor wirkt sich offenbar deutlich auf die Kreditvergabe aus. Wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag in Frankfurt bekanntgab, haben die Banken des Währungsraums ihre Kreditstandards im ersten Quartal deutlich verschärft. Die Standards für Unternehmenskredite zogen - ähnlich wie schon im Vorquartal - so deutlich an wie seit der Euro-Krise im Jahr 2011 nicht mehr. Auch die Bedingungen zur Gewährung von Immobilien- und Verbraucherkrediten fielen strenger aus. Als Hauptgrund nennt die EZB die höhere Risikowahrnehmung der Banken.
Die Entwicklung kommt nicht ganz überraschend. Fachleute warnen schon seit einiger Zeit davor, dass insbesondere die Turbulenzen im Bankensektor der USA und Europa auf der Kreditvergabe lasten könnten. In den USA sind die Turbulenzen unlängst wieder hochgekocht, die angeschlagene Regionalbank First Republic musste durch die Großbank JPMorgan (NYSE:JPM) Chase übernommen werden. In Europa musste vor einigen Wochen die Schweizer Großbank Credit Suisse (SIX:CSGN) von der zweiten großen Schweizer Bank UBS (SIX:UBSG) übernommen werden.
Wie die EZB weiter mitteilte, berichten die Banken auch über eine deutlich schwächere Nachfrage nach Bankkrediten. Bei Unternehmenskrediten sei der wichtigste Grund das deutlich gestiegene Zinsniveau. Die steigenden Zinsen sind Folge des Kampfs der EZB gegen die hohe Inflation. Seit Sommer 2022 hat die Notenbank ihre Leitzinsen kräftig angehoben, um die Teuerung einzudämmen. Bei Krediten an private Haushalte hätten weitere Faktoren dämpfend gewirkt, etwa das schwache Konsumklima.
Die Angaben der EZB basieren auf einer Umfrage unter Banken aus dem Euroraum. Der "Bank Lending Survey" wird regelmäßig durchgeführt. Die Notenbank erhofft sich wertvolle Informationen aus dem Bankensektor auch für ihre Geldpolitik.