KAIRO (dpa-AFX) - Ägyptens starker Mann, Militärchef Abdel Fattah al-Sisi, bringt sich in Stellung für das höchste Amt im Staat. Der 59-Jährige holte sich von der Armeeführung die Zustimmung für die Kandidatur bei der Präsidentenwahl.
Das Oberkommando der Streitkräfte billigte auf seiner Sitzung am Montag auch das Ausscheiden Al-Sisis aus dem aktiven Militärdienst, wie die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete. Übergangspräsident Adli Mansur hatte den Militärchef unmittelbar vor der Sitzung des Oberkommandos zum Feldmarschall befördert. Er verlieh ihm damit ehrenhalber den höchsten militärischen Rang des Landes.
Al-Sisi ist seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi durch das Militär im vorigen Sommer Ägyptens eigentlicher starker Mann. Öffentlich hat er seine Kandidatur bislang noch nicht erklärt. In Ägypten stehen in den nächsten 90 Tagen Präsidentschaftswahlen an. Ein Termin wurde dafür noch nicht festgesetzt.
Laut Verfassung dürfen keine Angehörigen der Militär- und Polizeistreitkräfte für das höchste Staatsamt kandidieren. Es wird erwartet, dass Al-Sisi in Kürze den Militärdienst quittiert und auch sein Amt als Verteidigungsminister der Übergangsregierung niederlegt, um seine Kandidatur anmelden zu können.
Seit dem Sturz Mursis schlägt dem Militärchef eine Woge nahezu kulthafter Verehrung entgegen. Dabei spielt nicht nur die tiefe Unzufriedenheit über die Arroganz und Inefffizienz von Mursis islamistischer Herrschaft eine Rolle, sondern auch die Wirkung der Massenmedien des Landes. Sie glorifizieren Al-Sisi und enthalten sich jeder Kritik an ihm.
Mitte des Monats hatten Ägyptens Wähler die neue Verfassung gebilligt, die den Weg zu Neuwahlen vorzeichnet. Übergangspräsident Mansur hatte am Sonntag entschieden, dass die Präsidentenwahl vor der Parlamentswahl stattfinden soll. Die Reihenfolge der Abstimmungen war von der Verfassung offengelassen worden.
Al-Sisi gehört als bisheriger Militär keiner Partei an. Trotzdem werden ihm die besten Chancen für einen Sieg bei der Präsidentenwahl zugebilligt. Ihn unterstützen etliche weltliche, nationalistische, linke und liberale Parteien, die Medien und die Geschäftsnetze jener Unternehmer, die als Günstlinge des 2011 gestürzten Mubarak-Regimes groß geworden sind.
Die stärkste Oppositionskraft, die Islamisten, sind in die Illegalität gedrängt worden. Die Muslimbruderschaft wurde von der Übergangsregierung zur terroristischen Vereinigung erklärt. Ihre Führer und tausende Kader sitzen im Gefängnis. Ihre Proteste werden mit oft tödlicher Gewalt niedergeschlagen./nes/gm/DP/jha