BERLIN (dpa-AFX) - Pflegebedürftige in Deutschland sollen ab Anfang kommenden Jahres bessere Leistungen und mehr Betreuung erhalten. 'Wir wollen am 1.1.2015 Leistungsverbesserungen bereits in Kraft treten lassen', kündigte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Donnerstag im rbb-Inforadio anlässlich des ersten Deutschen Pflegetags an. Der dreitägige Fachkongress sollte am Nachmittag in Berlin beginnen.
Ziel sei es, dass die Leistungen besser auf die individuelle Lage abgestimmt werden, sagte Gröhe. 'Wir wollen, dass beginnend mit dem nächsten Jahr Pflegepersonal mehr Zeit hat, um der individuellen Pflegebedürftigkeit besser gerecht zu werden.'
Union und SPD wollen unter anderem die Zahl der Betreuer in den Heimen von 24 000 auf 45 000 steigern. Das sind nachqualifizierte Kräfte, die sich zum Beispiel um Menschen mit Demenz kümmern sollen.
Unter anderem dafür soll der Pflegebeitragssatz von 2,05 Prozent (Kinderlose: 2,3 Prozent) zum Jahresbeginn 2015 um 0,3 Punkte steigen. 0,2 Punkte sollen später dazukommen. Dann sollen in einer weiteren Reformstufe die immer zahlreicheren Demenzkranken mehr aus der Pflegeversicherung bekommen. Dazu werden den Plänen zufolge die heutigen drei Pflegestufen durch weiter gefasste Pflegegrade ersetzt.
Die SPD-Gesundheitsexpertin Hilde Mattheis sagte: 'Die Zeit drängt.' Eine umfassende Pflegereform müsse schnellstmöglich umgesetzt werden.
Der Deutsche Pflegerat forderte, den Pflegeberuf durch eine schnelle Reform attraktiver zu machen. 'Wir brauchen dringend als allererstes jetzt einen nationalen Aktionsplan für die Pflegenden selber', sagte Präsident Andreas Westerfellhaus im ZDF-'Morgenmagazin'. Der Beruf sei erheblich reformbedürftig.
Westerfellhaus wies auf die geringe Bezahlung von Pflegekräften hin: 'Wir müssen doch die Diskussion führen, warum die Arbeit an Menschen so niedrig vergütet wird.' Die Diskussion um Mindestlohn helfe da nicht weiter, betonte er im Deutschlandradio Kultur. 'Wir brauchen nicht über 8,50 Euro sprechen, denn das ist keine Entlohnung für eine professionelle Pflegekraft.' Notwendig sei mehr Personal.
Gröhe kündigte an: 'Ich möchte in den nächsten Jahren erreichen, dass der Pflegeberuf so attraktiv ist, dass junge Schülerinnen und Schüler sagen: Jawohl, das ist eine spannende Berufsalternative.' Auch qualifizierte Zuwanderung sei wichtig für die Pflege.
Die nordrhein-westfälische Pflegeministerin Barbara Steffens (Grüne) wies darauf hin, dass in NRW innerhalb von 18 Monaten die Zahl der Auszubildenden in der Altenpflege um rund 45 Prozent gestiegen sei. Seit dem 1. Juli 2012 müssten alle in der Pflege tätigen Einrichtungen in einen Ausbildungsfonds einzahlen. Wer ausbilde, erhalte eine Kostenerstattung für die Ausbildungsvergütung.
Der geplante Vorsorgefonds für den später steigenden Pflegebedarf soll laut Gröhe ebenfalls ab Anfang kommenden Jahres aufgebaut werden. Ab dann würden rund 1,2 Milliarden Euro jährlich angespart./bw/DP/jkr