Berlin, 10. Dez (Reuters) - Das deutsche Sozialsystem hat die Corona-bedingten Einkommensverluste der Arbeitnehmer einer Studie zufolge eingedämmt. In der Krise sei das Bruttoerwerbseinkommen insgesamt um rund drei Prozent gesunken, bei den unteren zehn Prozent sogar um 4,3 Prozent, geht aus der am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Ifo-Instituts hervor. "Aber die Kombination aus Kurzarbeitergeld sowie niedrigeren Steuern und Abgaben verringerte den Rückgang im Durchschnitt auf 1,1 Prozent", sagt Ifo-Experte Andreas Peichl. "Die Kurzarbeit funktioniert wie geplant, wie ein Stoßdämpfer am Auto."
Ein großer Teil der krisenbedingten Einkommensverluste werde über die Arbeitslosenversicherung ausgeglichen, sagte IAB-Forschungsgruppenleiterin Kerstin Bruckmeier. Nehme man den Kinderbonus hinzu, die Erhöhung des Einkommenssteuerfreibetrags für Alleinerziehende, den Notfall-Kindergeldzuschlag, einen erleichterten Zugang zu Leistungen der Grundsicherung für Arbeitssuchende und beziehe die Haushalte ohne Erwerbstätige ein, so schrumpfe das verfügbare Einkommen im Schnitt nur um 0,1 Prozent. Dabei sei das Nettoeinkommen der unteren 20 Prozent sogar leicht gewachsen. Negativ bleibe es in den oberen Einkommensklassen, so dass sich die Ungleichheit nicht verschärft habe.
Die Ergebnisse beziehen die Entwicklungen bis September ein - also bis kurz vor der starken Zunahme des Infektionsgeschehens. Die Verteilungsergebnisse dürften sich aber auch aufgrund der November- und Dezemberhilfen nicht wesentlich ändern. "Wie sich die Krise in den kommenden Jahren auf die Einkommensverteilung auswirkt, hängt entscheidend davon ab, wie sich die krisenbedingten Beschäftigungsausfälle und die finanziellen Unterstützungsleistungen für die Bevölkerung weiterentwickeln", fassten die Forscher zusammen.