Investing.com - Trotz massiver Zinserhöhungen der Fed in den letzten Monaten zeigt sich der US-Arbeitsmarkt unverändert robust. Im November wurden nicht nur mehr Arbeitsplätze geschaffen als erwartet, sondern auch die Löhne zogen stärker an. Das schickte den S&P 500 wie auch den Goldpreis am Freitag unmittelbar nach Veröffentlichung der Jobzahlen auf Talfahrt - beide hatten im Vorfeld von der Hoffnung auf ein absehbares Ende der Zinserhöhungen profitiert. Der S&P 500 fiel um 1,70 Prozent, während der Goldpreis nach seiner gestrigen Rallye um fast 15 Dollar nachgab. Der Dollar-Index, der von einer Wiederversteilung der Zinserwartungskurve profitiert, stieg um 0,65 Prozent.
Die extrem angespannte Lage am US-Arbeitsmarkt gilt deshalb als problematisch, weil sie die Inflation fördert. Die Fed will mit ihrer Geldpolitik die Nachfrage dämpfen, weil sie auf das Angebot kaum Einfluss nehmen kann. Wenn die Amerikaner aber weiterhin gut bezahlte Jobs haben, konsumieren sie auch entsprechend. Mit den aggressiven Zinserhöhungen sollen die Kosten für die Unternehmen erhöht werden, die ihrerseits Arbeitnehmer entlassen und möglicherweise niedrigere Löhne durchsetzen werden. Dadurch soll genug Dampf aus dem US-Arbeitsmarkt genommen werden, um eine Rückkehr der Inflation auf zwei Prozent zu ermöglichen - im besten Fall, ohne eine Rezession auszulösen.
Die US-Wirtschaft hat im November 263.000 Arbeitsplätze geschaffen, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Erwartet worden waren 200.000 neue Stellen. Der Vormonatswert wurde von 261.000 auf 284.000 heraufgesetzt.
Ebenfalls stärker als erwartet zogen die Stundenlöhne an. Sie legten im November im Vergleich zum Vormonat um 0,6 Prozent zu - stärker als von Ökonomen erwartet. Zudem wurde der Zuwachs im Vormonat nachträglich von 0,4 auf 0,5 Prozent angehoben. Im Vergleich zum Vorjahresmonat gab es ein Plus von 5,1 Prozent.
Die Arbeitslosenquote hielt sich konstant bei 3,7 Prozent. Mit diesem Wert hatten Volkswirte im Vorfeld gerechnet.
Ulrich Wortberg von der Helaba sieht den US-Arbeitsmarkt weiterhin in einer "robusten Verfassung". Zwar stünden die Zahlen dem Ansinnen der Fed nicht im Wege, das Tempo der Zinsschritte zu reduzieren, "gleichwohl dürfte das Zinstop noch längst nicht erreicht sein. Insgesamt werden die Zinserwartungen unterstützt."
"Die Widerstandsfähigkeit des Arbeitsmarktes und der wieder zunehmende Lohndruck ändern nichts an unserer Einschätzung, dass die Kerninflation schneller sinken wird, als die Fed derzeit glaubt", schrieb Paul Ashworth, Chefökonom Nordamerika bei Capital Economics, in einer Kurznotiz. Entsprechend geht er nach wie vor davon aus, dass die US-Notenbank das Straffungstempo verlangsamen und noch in diesem Monat eine kleinere Anhebung um 50 Basispunkte vornehmen werde.
Die Experten des Analysehauses Pantheon Macroeconomics hoben nach den Arbeitsmarktzahlen ihre Zinsprognose für Januar um 25 Basispunkte auf 50 Basispunkte an. Ian Shepherdson schrieb diesbezüglich: "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass dies die letzte Zinserhöhung in diesem Zyklus sein wird, was jedoch von einer Verlangsamung des Lohnwachstums abhängt. Die Volatilität aller Beschäftigungsdaten im vergangenen Jahr bedeutet jedoch, dass dies bei weitem nicht garantiert ist, insbesondere da die Arbeitslosenquote immer noch so niedrig ist."