Investing.com - In der US-Wirtschaft sind im Januar deutlich mehr Stellen als erwartet entstanden. Die Regierung in Washington meldete am Freitag in ihrem Arbeitsmarktbericht für Januar 517.000 neue Stellen. Experten hatten mit 185.000 gerechnet. Der Vormonatswert wurde um 37.000 auf 260.000 nach oben revidiert.
In der Industrie und im öffentlichen Dienst kamen 19.000 bzw. 74.000 Stellen hinzu. Solide Jobgewinne gab es auch im Einzelhandel, im Freizeitbereich und bei den professionellen und geschäftlichen Dienstleistungen.
"Das robuste Stellenwachstum im Januar bedeutet, dass sich die Wirtschaft trotz der meisten Frühindikatoren, die auf eine Rezession hindeuten, eindeutig nicht so nahe an einer Rezession befindet, wie wir befürchtet hatten", schrieb Capital Economics-Ökonom Andrew Hunter.
Die separat ermittelte Arbeitslosenquote fiel von 3,5 auf 3,4 Prozent (erwartet 3,6 Prozent). So tief stand sie zuletzt 1969.
Die Arbeitslosenquote U6, die mit der Quote der Eurozone vergleichbar ist, erhöhte sich dagegen um 0,1 Prozentpunkt auf 6,6 Prozent.
Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit stieg von 34,4 auf 34,7 Stunden. Steigt die Zahl, so gilt dies als Anzeichen für eine steigende Produktivität und einem höheren Auslastungsgrad der Unternehmen.
Die durchschnittlichen Stundenlöhne, die nicht nur ein guter Signalgeber für zukünftige Ausgaben sind, sondern auch als Inflationsindikator gelten, stiegen wie erwartet um 0,3 Prozent im Monatsvergleich. Die Jahresrate ging von nach oben revidierten 4,9 Prozent auf 4,4 Prozent zurück. Erwartet wurden hier 4,3 Prozent.
Laut Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg dürften die US-Jobdaten die Fed darin bestärken, weiter die Zinsen zu erhöhen. "Die Zinserwartungen sollten zunehmen, zumal diese bislang sehr gedämpft sind und es einen Widerspruch gib zwischen dem geldpolitischen Ausblick der Fed und den Markterwartungen", schrieb er in einem Kommentar.
Die US-Notenbank will den Arbeitsmarkt mit ihrem aggressivsten Zinserhöhungszyklus seit den 1980er Jahren bremsen, um das Risiko einer Lohn-Preis-Spirale zu bannen. Doch weder die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung noch die Zahl der offenen Stellen deuten auf eine Verlangsamung hin. Die Entlassungswelle in den USA hat jedoch längst begonnen. Laut einer Untersuchung von Challenger, Gray & Christmas explodierte die Zahl der Entlassungen in den USA im Januar gegenüber dem Vormonat um 136 Prozent auf 102,943. Fast die Hälfte der Stellenstreichungen entfiel auf den Technologiesektor, wo Unternehmen wie Microsoft (NASDAQ:MSFT), Amazon (NASDAQ:AMZN) und Google (NASDAQ:GOOGL) zum Schutz ihrer Margen Arbeitsplätze abbauen.
Die Reaktion der Märkte auf die Daten vom US-Arbeitsmarkt fiel deutlich aus: die Renditen entlang der Kurve (2j, 5j, 10j, 30j) legten kräftig zu, ebenso wie der Dollar. Das brachte den zinssensiblen Nasdaq 100 unter Druck, der um 1,76 Prozent abrutschte. Der ebenfalls mittlerweile stark auf den Tech- und Kommunikationssektor fokussierte S&P 500 büßte 1,11 Prozent ein. Der Standardwerteindex Dow Jones, der viele Value-Titel enthält, ging lediglich um 0,58 Prozent zurück.
von Robert Zach