FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 8. Mai 2012. Im gegenwärtig schwierigen politischen Umfeld konzentrieren sich Anleger auf marktbreite Bluechip-ETFs und setzen im Zweifel auf defensive Sektoren.
Zunächst gedämpft und seit Wochenbeginn im Gleichklang mit den Aktienmärkten - so beschreiben Spezialisten den ETF-Handel der vergangenen fünf Handelstage. 'Spiegelbildlich zur ersten Schockwelle nach den Wahlen in Paris und Athen zog das Umsatzvolumen mit Indexfonds am Montagmorgen deutlich an', meldet Marco Salaorno von der Société Générale. Nach anfänglich massiven Abgaben sei ab dem Mittag wieder verstärkt gekauft worden.
'Anleger mussten die Wahlergebnisse trotz erwartungsgemäßem Ausgang wohl erst einmal verdauen', bemerkt Frank Mohr von der Commerzbank, der insgesamt von Zurückhaltung im Handel mit Indexfonds spricht. Insbesondere der mögliche politische Kurs der Griechen verunsichere Viele. 'Investoren fragen sich, ob die bisherigen Vereinbarungen zur Sanierung des griechischen Staatshaushaltes tatsächlich umgesetzt werden, oder ob alles wieder auf den Kopf gestellt wird.'
Hingegen verbucht die DekaBank steigende ETF-Umsätze. 'Das Verhältnis von Verkäufen und Käufen ist mit 51 zu 49 Prozent sehr ausgeglichen und einer klarer Trend ist nicht erkennbar', berichtet Mark Schönbrodt.
Deutsche Standardwerte gesucht
Zum Umsatzspitzenreiter bei der DekaBank ernennt Schönbrodt den DAX-Tracker (WKN ETFL01) von ETFlab. 'Es gab ähnliche Volumina bei den Zu- und Abflüssen und auch die Anzahl der Trades war in etwa gleich.' Verkäufe gebe es für Indexfonds auf den Euro Stoxx 50 (WKN 593394) und den MSCI Europe (WKN DBX1ME). An kleineren bis mittleren europäischen Unternehmen beispielsweise im MSCI Europe Small Cap (WKN DBX1AU) fänden Investoren vermehrt Gefallen.
Hingegen registriert Mohr wieder erwachtes Interesse an Indexfonds mit hiesigen Bluechips (WKN 593393, ETF001). 'Nachdem Anleger im vergangenen Monat aus DAX-ETFs rund vier bis fünf Milliarden Euro abgezogen hatten, bauen sie nun ihre Positionen langsam wieder auf', vermutet der ETF-Spezialist.
Lieber in die Breite
Auch außerhalb von Europa konzentrieren sich Investoren auf Tracker marktbreiter Indizes wie dem MSCI Emerging Markets, für den die DekaBank mal Käufe (WKN DBX1EM) und mal Verkäufe (WKN A0HG2T) ausmacht. Mehr Zu- als Abflüsse gebe es für ETFs auf den MSCI World (WKN A0HGZR) und den FTSE MIB Index (WKN DBX1MB). Das Interesse an Einzelländern wie Indien (WKN LYX0BA) nennt Schönbrodt zwar auffallend. 'Ein starkes Signal ist dies aber nicht.'
Gemischtes Bild bei Festverzinslichem
Mit 16 Prozent vom gesamten ETF-Umsatzvolumen der vergangenen Woche bewegt sich das Interesse an Bonds im Mittelfeld, wie Mohr bemerkt.
Die DekaBank spricht von Käufen von Antielen an deutschen Anleihen mit Fälligkeit zwischen fünf und zehn Jahren (WKN ETFL20). Investoren verabschiedeten sich indes mehrheitlich von hiesigen Staatsanleihen mit Restlaufzeiten zwischen einem und drei Jahren (WKN ETFL18) sowie vom iShares eb.rexx Government Germany. (WKN 628946). 'Auch hier ist ein klarer Trend nicht zu erkennen.'
Wenig abgewinnen könnten Investoren zudem europäischen Geldmarktfonds wie dem ETFlab Deutsche Börse EuroGOV® Germany Money Market (WKN ETFL22). Sie kämen in Summe aus den Depots der Anleger raus. Beim EuroMTS Eonia (WKN A0RCV1, LYX0B6)) spricht Schönbrodt von mehr Käufen als Verkäufen.
Defensive Sektoren gefragt
Den vermehrten Anlegerfokus auf defensivere Branchen interpretiert Mohr als erhöhtes Sicherheitsbedürfnis angesichts der politischen Unwägbarkeiten. Die Commerzbank hat Zuflüsse etwa in ETFs mit Versorgeraktien (WKN DBX1SU) und Werten aus der Grundstoffindustrie (WKN LYX0AX) registriert. Auch landeten Fonds-Anteile mit Technologieunternehmen (WKN DBX1TE) in den Anlegerdepots.
Immobilien im Blick
Nach einer ruhigen Phase berichtet Marco Salaorno von der Rückbesinnung auf Immobilien. Anleger griffen etwa beim MSCI World Real Estate (WKN LYX0FP) zu, der die nach Marktkapitalisierung bedeutendsten Unternehmen des globalen Real Estate Marktes abbilde. Auf US-amerikanische Immobilien setzten Käufer des Indexfonds auf den MSCI USA Real Estate (WKN LYX0FM). 'Die Tendenz ist eindeutig.'
© 8. Mai 2012 / Iris Merker
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(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
Zunächst gedämpft und seit Wochenbeginn im Gleichklang mit den Aktienmärkten - so beschreiben Spezialisten den ETF-Handel der vergangenen fünf Handelstage. 'Spiegelbildlich zur ersten Schockwelle nach den Wahlen in Paris und Athen zog das Umsatzvolumen mit Indexfonds am Montagmorgen deutlich an', meldet Marco Salaorno von der Société Générale. Nach anfänglich massiven Abgaben sei ab dem Mittag wieder verstärkt gekauft worden.
'Anleger mussten die Wahlergebnisse trotz erwartungsgemäßem Ausgang wohl erst einmal verdauen', bemerkt Frank Mohr von der Commerzbank, der insgesamt von Zurückhaltung im Handel mit Indexfonds spricht. Insbesondere der mögliche politische Kurs der Griechen verunsichere Viele. 'Investoren fragen sich, ob die bisherigen Vereinbarungen zur Sanierung des griechischen Staatshaushaltes tatsächlich umgesetzt werden, oder ob alles wieder auf den Kopf gestellt wird.'
Hingegen verbucht die DekaBank steigende ETF-Umsätze. 'Das Verhältnis von Verkäufen und Käufen ist mit 51 zu 49 Prozent sehr ausgeglichen und einer klarer Trend ist nicht erkennbar', berichtet Mark Schönbrodt.
Deutsche Standardwerte gesucht
Zum Umsatzspitzenreiter bei der DekaBank ernennt Schönbrodt den DAX-Tracker (WKN ETFL01) von ETFlab. 'Es gab ähnliche Volumina bei den Zu- und Abflüssen und auch die Anzahl der Trades war in etwa gleich.' Verkäufe gebe es für Indexfonds auf den Euro Stoxx 50 (WKN 593394) und den MSCI Europe (WKN DBX1ME). An kleineren bis mittleren europäischen Unternehmen beispielsweise im MSCI Europe Small Cap (WKN DBX1AU) fänden Investoren vermehrt Gefallen.
Hingegen registriert Mohr wieder erwachtes Interesse an Indexfonds mit hiesigen Bluechips (WKN 593393, ETF001). 'Nachdem Anleger im vergangenen Monat aus DAX-ETFs rund vier bis fünf Milliarden Euro abgezogen hatten, bauen sie nun ihre Positionen langsam wieder auf', vermutet der ETF-Spezialist.
Lieber in die Breite
Auch außerhalb von Europa konzentrieren sich Investoren auf Tracker marktbreiter Indizes wie dem MSCI Emerging Markets, für den die DekaBank mal Käufe (WKN DBX1EM) und mal Verkäufe (WKN A0HG2T) ausmacht. Mehr Zu- als Abflüsse gebe es für ETFs auf den MSCI World (WKN A0HGZR) und den FTSE MIB Index (WKN DBX1MB). Das Interesse an Einzelländern wie Indien (WKN LYX0BA) nennt Schönbrodt zwar auffallend. 'Ein starkes Signal ist dies aber nicht.'
Gemischtes Bild bei Festverzinslichem
Mit 16 Prozent vom gesamten ETF-Umsatzvolumen der vergangenen Woche bewegt sich das Interesse an Bonds im Mittelfeld, wie Mohr bemerkt.
Die DekaBank spricht von Käufen von Antielen an deutschen Anleihen mit Fälligkeit zwischen fünf und zehn Jahren (WKN ETFL20). Investoren verabschiedeten sich indes mehrheitlich von hiesigen Staatsanleihen mit Restlaufzeiten zwischen einem und drei Jahren (WKN ETFL18) sowie vom iShares eb.rexx Government Germany. (WKN 628946). 'Auch hier ist ein klarer Trend nicht zu erkennen.'
Wenig abgewinnen könnten Investoren zudem europäischen Geldmarktfonds wie dem ETFlab Deutsche Börse EuroGOV® Germany Money Market (WKN ETFL22). Sie kämen in Summe aus den Depots der Anleger raus. Beim EuroMTS Eonia (WKN A0RCV1, LYX0B6)) spricht Schönbrodt von mehr Käufen als Verkäufen.
Defensive Sektoren gefragt
Den vermehrten Anlegerfokus auf defensivere Branchen interpretiert Mohr als erhöhtes Sicherheitsbedürfnis angesichts der politischen Unwägbarkeiten. Die Commerzbank hat Zuflüsse etwa in ETFs mit Versorgeraktien (WKN DBX1SU) und Werten aus der Grundstoffindustrie (WKN LYX0AX) registriert. Auch landeten Fonds-Anteile mit Technologieunternehmen (WKN DBX1TE) in den Anlegerdepots.
Immobilien im Blick
Nach einer ruhigen Phase berichtet Marco Salaorno von der Rückbesinnung auf Immobilien. Anleger griffen etwa beim MSCI World Real Estate (WKN LYX0FP) zu, der die nach Marktkapitalisierung bedeutendsten Unternehmen des globalen Real Estate Marktes abbilde. Auf US-amerikanische Immobilien setzten Käufer des Indexfonds auf den MSCI USA Real Estate (WKN LYX0FM). 'Die Tendenz ist eindeutig.'
© 8. Mai 2012 / Iris Merker
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