FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt ist am Freitag auf Erholungskurs geblieben. Der Leitindex Dax stieg um 0,48 Prozent auf 18.606,73 Punkte. Auf Wochensicht deutet sich damit ein Plus von 1,7 Prozent an.
"Die Aktienkurse steigen auf breiter Front, da Anleger im Vorfeld der mit großer Spannung erwarteten Zinssenkung der US-Notenbank Fed nächste Woche die Tiefstkurse der Technologiewerte kauften", hieß es von der Commerzbank (ETR:CBKG) mit Blick auf die zuletzt besonders starken Kursgewinne der Technologiewerte. Von der Europäischen Zentralbank hatte es am Vortag bereits erwartungsgemäß eine Zinssenkung gegeben.
Ohne Rezession seien die Leitzinssenkungen zwar ein Geschenk, da sie das Gewinnwachstum der Unternehmen ohne bremsenden Effekt einer allzu starken wirtschaftlichen Abkühlung beflügeln, schrieb Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets (LON:CMCX). Mit neuen Rezessionssignalen aber würde sofort wieder Unsicherheit aufkommen. Die Forderungen nach schnellen Leitzinssenkungen würden lauter, allerdings könnte die Fed wegen der hartnäckigen Inflation im Dienstleistungsbereich nicht mit durchgedrücktem Gaspedal vom Zinsgipfel talwärts hinunterrasen.
Für den MDax der mittelgroßen Börsenunternehmen ging es am Freitag um 0,87 Prozent auf 25.453,23 Zähler nach oben. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 gewann 0,33 Prozent.
Europaweit und auch hierzulande erholten sich Autowerte besonders deutlich von ihren jüngsten Verlusten. So stiegen Mercedes-Benz (ETR:MBGn) , BMW (ETR:BMWG) und Volkswagen (ETR:VOWG) (VW) zwischen knapp zwei und fast drei Prozent. Wie es in einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg hieß, drängt der Herstellerverband ACEA auf eine Lockerung der Emissionsziele, die eigentlich 2025 greifen sollen. Zuletzt waren Stimmen lauter geworden, dass diese eine Bedrohung für die Branche seien.
Analyst Jose Asumendi von der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) sagte, dass es der Branche guttäte, wenn sie bei der Umstellung auf Elektromobilität "zwei weitere sehr wichtige Jahre" an Zeit bekäme. Die Kostenbasis könne gesenkt und die Marge auf ein Niveau mit jener für Verbrennungsmotoren gebracht werden.
Darüber hinaus stellte sich Analyst Patrick Hummel von der Schweizer Bank UBS (SIX:UBSG) nach der jüngsten Gewinnwarnung von BMW die Frage, ob Anleger nun zu pessimistisch für das Geschäft deutscher Autobauer in China geworden sind. Der Experte ist vor allem für das Premiumsegment recht optimistisch, insbesondere wegen höherer Preisdisziplin und stärkerer Innovationskraft.
Noch deutlichere Kursbewegungen lösten indes Analystenkommentare zu anderen Werten aus. So zogen die Papiere des Gesundheitskonzerns Fresenius (ETR:FREG) an der Dax-Spitze um 3,4 Prozent an. "Die Medizin beginnt zu wirken", schrieb Analyst David Adlington von der US-Bank JPMorgan. Mit dem zweiten Quartal hätten die Bad Homburger zum vierten Mal in Folge die Erwartungen getoppt und der Gewinnrückgang sei gestoppt. Bei den Einsparungen liege man über Plan.
An der Spitze des Nebenwerte-Index SDax schnellten die Anteilsscheine des Maschinenbauers und Autozulieferers Dürr (ETR:DUEG) um 5,6 Prozent in die Höhe. Hier gab es Kaufempfehlungen von der britischen Bank HSBC (LON:HSBA) und dem Analysehaus Kepler Cheuvreux. In der Kepler-Studie hieß es, eine Bodenbildung auf den Märkten, Maßnahmen zur Selbstoptimierung und eine Neuausrichtung des Portfolios rechtfertigten eine Neubewertung der Aktien. Als Kurstreiber wurden in der Studie auch erholte Auftragseingänge bei der Holzverarbeitungstochter Homag genannt.