FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax F:DAX hat am Montag wegen Sorgen über den Bankensektor seine Anfangsgewinne großteils abgegeben. Zuletzt stand für den deutschen Leitindex ein Plus von 0,25 Prozent auf 9839,98 Punkte zu Buche. Noch am Morgen hatten gute Vorgaben aus Übersee und Fortschritte der irakischen Armee gegen die fundamentalistischen Isis-Milizen gestützt. Dazu halfen "Window-Dressing"-Maßnahmen zum Halbjahresende: Fondsmanager versuchen hierbei, mit dem Kauf zuvor gut gelaufener Aktien das optische Erscheinungsbild ihrer Investments zu verbessern.
Für die erste Jahreshälfte steuert der Dax auf ein Plus von rund drei Prozent zu. Der MDax F:MDAX mittelgroßer Werte trat am Montag mit einem Minus von 0,01 Prozent auf 16 806,59 Punkte auf der Stelle, während der TecDax F:TDXP um 0,35 Prozent auf 1311,23 Punkte vorrückte. Der Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) gewann 0,06 Prozent.
BERICHTE ZU BNP-PARIBAS-STRAFE BELASTEN BANKENSEKTOR
"Schwache Banken aufgrund der Sorge um Strafen in den USA ziehen den Markt nochmal runter", sagte Marktexperte Robert Halver von der Baader Bank. "Bei sehr dünnen Umsätzen startet schon einmal die Sommerflaute, zumal viele Händler ihre Bücher bereits geschlossen haben." Viele warteten nun auch die weitere Entwicklung in der Ukraine sowie andere mögliche Störfeuer in dieser Handelswoche ab. Am Donnerstag stehen mit der Zinsentscheidung in Europa und dem wegen eines Feiertags vorgezogenen US-Arbeitsmarktbericht Top-Ereignisse auf der Agenda.
Bankwerte standen am Montag unter Druck. Medienberichten zufolge sind die letzten Details der historischen US-Strafe gegen die französische Großbank BNP Paribas (PSE:PBNP) (FSE:BNP) geklärt. Diese habe wegen der Verletzung von amerikanischen Handelssanktionen einer Strafe von 8,9 Milliarden US-Dollar zugestimmt, um den Verlust ihrer US-Banklizenz zu vermeiden. Im Stoxx Europe 600 verlor der Bankenindex (DJX:SX7P) 0,56 Prozent, während die Aktien von Deutsche Bank (ETR:DBK) und Commerzbank (ETR:CBK) im Dax 1,37 beziehungsweise 1,46 Prozent einbüßten.
INFINEON, BAYER UND BASF UNTER DAX-FAVORITEN
Dagegen ging es für die Infineon-Titel (ETR:IFX) um 0,96 Prozent hoch. Händler verwiesen auf einen Artikel im "Wall Street Journal" aus der Gerüchterubrik "Heard on the Street", wonach die Halbleiterbranche vor einer stärkeren Konsolidierung stehen könnte. Den Autoren zufolge dürfte die deutsche Infineon dabei ein Hauptziel für US-Chiphersteller sein. Die zuletzt schwachen Aktien der Chemieunternehmen Bayer (ETR:BAYN) und BASF (ETR:BAS) gewannen 0,78 und 0,66 Prozent. Die US-Bank JPMorgan stufte den Sektor hoch. Zudem verkauft BASF seinen Anteil am Kunststoff-Unternehmen Styrolution für 1,1 Milliarden Euro an den Schweizer Partner Ineos.
Die Papiere von Merck KGaA F:MRK standen zuletzt bei 63,47 Euro. Die vom Pharma- und Chemiekonzern angekündigte Verdopplung der Aktienanzahl ist am heutigen Montag wirksam geworden. Mit dem Schritt wollen die Darmstädter ihre Anteilsscheine für Privatanleger attraktiver machen.
LUFTHANSA SCHWÄCHELN: PLÄNE FÜR LANGSTRECKEN-BILLIGMARKE
Die Lufthansa -Aktien (ETR:LHA) rangierten mit minus 0,51 Prozent unter den schwächsten Dax-Papieren. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet, prüft Europas größte Fluggesellschaft, auch auf ausgewählten Langstrecken-Verbindungen mit einer eigenen Billig-Plattform zu starten. Vor kurzem war durchgesickert, dass sie für europäische Strecken ebenfalls über neue Billig-Plattform nachdenkt, neben der hier bereits agierenden Billig-Tochter Germanwings.
An der MDax-Spitze gewannen die Titel des Beleuchtungsspezialisten Osram (ETR:OSR) 5,65 Prozent. Sie profitierten von positiv interpretierten Analystenkommentaren und Branchennachrichten. Konkurrent Philips (ASX:PHIA) will das Geschäft mit Bauteilen für LED-Lampen und Autolicht auslagern. Die Aktien des niederländischen Elektrokonzerns reagierten hierauf sehr positiv. Ein Börsianer sieht Osram im LED-Geschäft in einer vergleichbaren Situation mit einer zu ineffizienten Fertigung. Daraus resultierten Spekulationen, Osram könnte ähnlich vorgehen. Mit einem Aufschlag von 6,08 Prozent waren die Papiere von Carl Zeiss Meditec (ETR:AFX) stärkster Gewinner im TecDax F:TDXP. Sie profitieren von einer Hochstufung der Privatbank Berenberg.
--- Von Gerold Löhle, dpa-AFX ---