FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zuletzt drei Gewinntagen treten die Anleger am Montag bei deutschen Aktien auf die Bremse. Am Hoch seit Anfang Juni fehlten die Anschlusskäufe, um dem Dax weiter nach oben zu verhelfen. Während der Leitindex am Nachmittag 0,51 Prozent auf 18.652 Zähler verlor, sank der MDax um 0,77 Prozent auf 25.705 Punkte. Auf Eurozonen-Ebene gab der Leitindex EuroStoxx um ein halbes Prozent nach.
Am Freitag hatte der Dax den seit Mitte Mai gültigen Korrekturtrend gebrochen. Charttechnisch sehen Börsianer den Weg zu der damals aufgestellten Bestmarke von 18.892 Punkten wieder geebnet. Laut den Experten der Berenberg Bank bestätigen starke erste Juli-Wochen die übliche Saisonalität. Als nächsten Test verweisen sie auf die Berichtssaison, die in den kommenden Tagen in den Fokus der Anleger rückt. "Hier liegt die Messlatte für positive Überraschungen recht hoch", heißt es im Märkte-Monitor der Privatbank.
Verarbeiten müssen die Anleger am Montag den Anschlag auf den amerikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump. "Der Wahlkampf in den USA dürfte mit dem Attentat in die heiße Phase treten und es ist davon auszugehen, dass Trump den Vorfall für sich zu nutzen weiß und politisches Kapital daraus schlagen wird", schreibt am Morgen die Helaba. "Es klingt paradox, aber der Trump-Trade an der Börse lebt wieder auf", sagte der Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Anders als in Europa wird deshalb an den US-Börsen (ETR:SXR4) mit einem freundlichen Handelsstart gerechnet.
Infolge der Ereignisse in den USA waren europäische Rüstungswerte wieder gefragt, wie Kursgewinne zwischen 1,4 und 1,8 Prozent bei Rheinmetall (ETR:RHMG) , Hensoldt (ETR:HAGG) oder Renk (ETR:R3NK) zeigen. Dabei wirkten sich die Sorgen um Trumps Haltung im Ukraine-Krieg und die künftige Rolle der USA innerhalb des Verteidigungsbündnisses Nato aus.
Umgekehrt ging es für Aktien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien begab, weil Trump seinen Fokus bei einer Wiederwahl wohl stärker auf fossile Energieträger als auf saubere Energiequellen legen würde. Das getrübte Stimmungsbild zeigte sich im Dax etwa bei den Aktien von RWE (ETR:RWEG) und Siemens Energy (ETR:ENR1n) mit Abgaben von bis zu 3,2 Prozent.
Beim Windkraft-Spezialisten Nordex (ETR:NDXG) kam es nach zuletzt besonders gutem Lauf außerdem zu Gewinnmitnahmen. Nachdem bekannt wurde, dass der Turbinenhersteller im zweiten Quartal weniger Aufträge erhalten hat als ein Jahr zuvor, sank der Kurs um vier Prozent. Da half es auch wenig, dass die US-Bank Citigroup die Auftragszahlen als besser als befürchtet bezeichnete.
Einen Kurseinbruch um 34 Prozent gab es bei den Baywa (ETR:BYWGnx) -Aktien, weil das Agrarhandels- und Energieunternehmen wegen erdrückender Schuldenlast die Notwendigkeit sieht, einen Sanierungsgutachter an Bord zu holen. Das Gutachten soll die "angespannte Finanzierungslage" verbessern, wurde am Freitagabend nach Börsenschluss mitgeteilt.
Mit zwei Prozent verbuchte die Lufthansa (ETR:LHAG) noch relativ große Kursverluste wegen einer Verkaufsempfehlung des Stifel-Analysten Johannes Braun. Er verwies auf komplexe Probleme der Fluggesellschaft, die wohl ein schwaches zweites Halbjahr nach sich zögen. So gebe es etwa zu viel ineffizientes Kapazitätswachstum und nicht wettbewerbsfähige Kostenstrukturen.
Aktien von Hugo Boss (ETR:BOSSn) gerieten mit einem Abschlag von 2,9 Prozent branchenbedingt in den Abwärtssog von Swatch (SIX:UHR) . Enttäuschende Geschäftszahlen des Schweizer Uhrenkonzerns prägten gemeinsam mit einer gestrichenen Dividende des Londoner Modehauses Burberry (LON:BRBY) europaweit das Branchenbild im Luxusgüterbereich.
Am Devisenmarkt schaffte es der Kurs des Euro mit zuletzt 1,0904 US-Dollar knapp über die Marke von 1,09 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Freitag auf 1,0890 Dollar festgesetzt.
Am Anleihenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,53 Prozent am Freitag auf 2,49 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,13 Prozent auf 124,65 Punkte. Der Bund-Future gab um 0,08 Prozent auf 131,71 Punkte nach.