FRANKFURT (dpa-AFX) - Es ist geschafft: Der deutsche Leitindex Dax ETR:DAX ist am Donnerstag erstmals in seiner fast 26-jährigen Geschichte über die Marke von 10 000 Punkten geklettert. Bei 10 013 Punkten erreichte der Dax ein neues Rekordhoch und blieb zuletzt mit plus 0,71 Prozent auf 9997,04 Punkte nur knapp unter dieser historischen Marke. Der Index mittelgroßer Werte MDax ETR:MDAX stand mit plus 0,76 Prozent bei 16 993,88 Punkte nur knapp unter seiner Bestmarke vom Monatsanfang. Der TecDax ETR:TDXP stieg um 0,39 Prozent auf 1306,80 Punkte und notierte damit so hoch wie zuletzt Ende 2001. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) legte 1,31 Prozent auf 3280,34 Punkte zu. Das ist ein Hoch seit 2008.
Der entscheidende Schritt gelang zu Beginn der Pressekonferenz mit dem Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi. Die EZB hat ihre Geldpolitik mit einer Zinssenkung auf ein Rekordtief und einem erstmals negativen Einlagensatz noch weiter gelockert. Insgesamt gehen die Währungshüter in die Vollen und flankieren ihre Leitzinssenkung mit weitreichenden Maßnahmen: So werden den Geschäftsbanken im Euroraum billige Kredite von bis zu 400 Milliarden Euro verabreicht. Zudem verspricht die EZB den Banken noch länger als bisher unbegrenzte Liquiditätsversorgung. Volkswirt Ralf Umlauf von der Helaba erklärt: "Draghi hält mit seinen Aussagen die Erwartungen am Leben, dass die EZB auch weiterhin handlungsbereit und -fähig bleibt, obwohl die EZB bezüglich der Zinspolitik wohl das Ende erreicht hat."
BANKEN PROFITIEREN VON ZINSENTSCHEIDUNG
Finanzwerte avancierten im Kielwasser der Zinsentscheidung und der startenden Pressekonferenz mit EZB-Chef Mario Draghi europaweit zu den Favoriten: Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Banks (DJX:SX7P) stellte mit plus 2,20 Prozent klar den besten Sektor. Commerzbank-Aktien (ETR:CBK) sprangen wegen der zusätzlichen Liquiditätsmaßnahmen der Währungshüter mit plus 4,02 Prozent auf 11,90 Euro an die Dax-Spitze und auch Deutsche Bank arbeiteten sich mit 0,40 Prozent ins Plus. Dabei mussten die Papiere des Branchenprimus noch die Details zur Kapitalerhöhung verdauen. Die Deutsche Bank will Investoren mit einem Preisnachlass von rund einem Viertel bei ihrer milliardenschweren Kapitalerhöhung anlocken. Das Institut bietet die neuen Aktien zu einem Stückpreis von 22,50 Euro an.
Im Dax rückte auch das Thema Übernahmen wieder in den Blick. Die T-Aktie (ETR:DTE) legte nach einem Medienbericht über Fortschritte beim angestrebten Verkauf von T-Mobile US NYS:TMUS um 1,37 Prozent zu. Die Bonner und der US-Konzern Sprint NYS:S stünden kurz vor einer Einigung. Anleger sollten aber die ausstehende Zustimmung der Wettbewerbshüter nicht vergessen, mahnte ein Händler. Die Vorzüge von Henkel (ETR:HEN3) profitierten mit plus 0,46 Prozent von einem weiteren Zukauf. Der Konsumgüterhersteller übernimmt für 940 Millionen Euro den französischen Waschhilfsmittelhersteller Spotless Group. Analysten wie Herbert Sturm von der DZ Bank lobten den Zukauf als weitere Stärkung des Waschmittelgeschäfts.
Eine technische Panne hatte das Aktiengeschäft im elektronischen Handelssystem Xetra der Deutschen Börse (ETR:DB1) am Vormittag für einige Minuten gestoppt. Die Ursache sei bekannt und das Problem behoben, sagte ein Sprecher der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Genaue Angaben zum Grund des Ausfalls konnte er zunächst nicht machen. Deutsche-Börse-Aktien verloren 0,07 Prozent. Größter Verlierer im Leitindex waren aber K+S (ETR:SDF) mit minus 0,80 Prozent.
BORUSSIA DORTMUND STEIGT IN DIE DRITTE BÖRSENLIGA AUF
Borussia Dortmund ETR:BVB feiert derweil einen Erfolg abseits vom Fußball: Die Aktie des einzigen börsennotierten deutschen Profivereins steigt in die dritte Börsenliga SDax ETR:SDXP auf. Die Aktie verteuerte sich um 9,56 Prozent auf 4,25 Euro und erreichte ein neues Hoch seit fast 12 Jahren. "Der BVB etabliert sich fußballerisch in Deutschland als Nummer 1b hinter dem FC Bayern. Das wird mit dem Aufstieg in die dritte Börsenliga belohnt", sagte Marktexperte Daniel Saurenz von Feingold Research. Analyst Alexander Langhorst von GSC Research hebt die verbesserte Wahrnehmung am Kapitalmarkt positiv hervor. Dem Magazin "Bilanz" zufolge prüft auch die Deutsche Bank den Einstieg beim Fußball-Bundesligisten.
Auch die Titel von Hornbach Baumarkt (ETR:HBM) werden ab dem 23. Juni in den Kleinwerteindex enthalten sein und legen daraufhin 3,60 Prozent an Wert zu. König & Bauer (ETR:SKB) und die Fluggesellschaft Air Berlin ETR:AB1 müssen dagegen ihre Plätze räumen. Während die Papiere des Druckmaschinenherstellers diesen Belastungsfaktor mit plus 0,67 Prozent abschütteln geben Air Berlin etwas nach.
Größere Abschläge sind unterdessen bei den MDax-Werten Fuchs Petrolub (ETR:FPE3), Stada (ETR:SAZ) und Gerry Weber (ETR:GWI1) zu konstatieren. Beim Schmierstoffhersteller Fuchs haben die Aktionäre im Zuge einer Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln weitere Anteile in ihre Depots gebucht bekommen. Für jede alte Vorzugsaktie gab es eine neue. Die anderen beiden Titel werden ex Dividende gehandelt. Im SDax schüttet Cewe (FSE:CWC) Geld an seine Anteilseigner aus und zählt daher zu den prozentual größten Verlierern.
--- Von Frederik Altmann, dpa-AFX ---