FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Eskalation der Lage in der Ukraine sowie schwache Stimmungsdaten aus der Eurozone haben dem deutschen Aktienmarkt zum Wochenstart einen kräftigen Dämpfer versetzt. Nachdem der Dax (ETR:DAX) am Montagmorgen bereits nach enttäuschenden Wirtschaftsdaten aus China leicht nachgegeben hatte, weitete er bis zum Nachmittag seine Verluste aus und fiel um 1,40 Prozent auf 9422,13 Punkte. In der feiertagsbedingt verkürzten Vorwoche hatte der Leitindex noch um mehr als anderthalb Prozent zugelegt. Der MDax (ETR:MDAX) verlor am Montag 1,54 Prozent auf 15 878,48 Punkte. Der TecDax (ETR:TDXP) büßte 0,43 Prozent auf 1222,25 Punkte ein. Der EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) zeigte sich mit minus 1,32 Prozent ebenfalls schwach.
"Die erste vollständige Handelswoche im Monat Mai hat begonnen und der Dax schlägt sich schon in die Büsche", kommentierte Händlerin Sarah Brylewski vom Handelshaus Ayondo Markets. Zum Wochenauftakt fehlten nicht nur positive Impulse, sondern zusätzlich belaste ein Dreiklang aus enttäuschenden Konjunkturdaten in China und Europa sowie die Verschärfung der Ukraine-Krise die Stimmung.
ALLE DAX-WERTE IM ROTEN BEREICH
Im Dax präsentierten sich sämtliche Papiere im roten Bereich. Die BASF-Titel (ETR:BAS) gaben im Dax allerdings vor allem optisch nach. Das Chemieunternehmen schüttet an diesem Tag seine Dividende in Höhe von 2,70 Euro aus. Die SAP-Papiere (ETR:SAP) litten mit einem Abschlag von 2,89 Prozent unter dem überraschenden Weggang des Technikvorstands Vishal Sikka. Ein Analyst verglich das Stühlerücken im Softwarekonzern in den vergangenen zwölf Monaten mit der "Reise nach Jerusalem".
Mit einem Minus von 2,40 Prozent zeigten sich auch die Anteilsscheine der Deutschen Bank (ETR:DBK) sehr schwach. Aussagen zur Geschäftsentwicklung bei JPMorgan NYS:JPM (ETR:CMC) im laufenden zweiten Quartal belasteten, nachdem ein schwächelndes Geschäft mit Hypotheken und Anleihen der US-Bank bereits den Jahresbeginn verhagelt hatte. Ein Händler sagte dazu: "Das setzt auch der Deutschen Bank zu, die ziemlich abhängig vom Anleihehandel ist."
Der lang erwartete Abschluss der Übernahme von AZ Electronic durch Merck ETR:MRK half den Papieren des Spezialchemie- und Pharmaunternehmens, Verluste zu begrenzen. Im schwachen Gesamtmarkt verloren sie unterdurchschnittliche 0,54 Prozent. Merck hatte den Abschluss der Übernahme sechs Mal verschieben müssen, weil die chinesische Wettbewerbsbehörde keine Freigabe erteilen wollte.
WINCOR, WACKER UND FUCHS NACH ZAHLEN ABGESTRAFT
Im MDax büßten nach vorgelegten Quartalsberichten die Titel von Wincor Nixdorf (ETR:WIN) 6,32 Prozent ein und die von Wacker Chemie (ETR:WCH) folgten mit minus 3,76 Prozent. Der Konflikt rund um die Ukraine sowie die Unruhen in der Türkei belasteten das Geschäft des Geldautomaten- und Kassensystemherstellers Wincor Nixdorf. Das Spezialchemie- und Halbleiterunternehmen Wacker enttäuschte im abgelaufenen ersten Quartal vor allem ergebnisseitig, da primär positive Einmaleffekte einen Gewinnsprung bewirkt hatten. Die Anteilsscheine von Fuchs Petrolub (ETR:FPE3) verloren trotz berichteter Rekordzahlen ebenfalls kräftige 2,82 Prozent. Ein Analyst monierte vor allem die schwächer als erwartet ausgefallenen Margen beim Schmierstoffhersteller.
Im TecDax gewannen die Nordex-Aktien (ETR:NDX1) nach einer Studie der Deutschen Bank 2,30 Prozent und zählten damit zu den Spitzenwerten. Es sei an der Zeit, die Früchte der Restrukturierung zu ernten, schrieb Analyst Alexander Karnick. Die für 2015 gesteckten Unternehmensziele erschienen zu vorsichtig.
--- Von Claudia Müller, dpa-AFX ---