Frankfurt (Reuters) - Nach den Kursverlusten vom Donnerstag haben einige Anleger die Gelegenheit zum Wiedereinstieg in die europäischen Aktienmärkte genutzt.
Für Zuversicht an den Börsen sorgte am Freitag vor allem die Einigung zwischen den Euro-Ländern und Griechenland über die Auszahlung von weiteren Milliardenhilfen für das schuldengeplagte Land. "Diese Vereinbarung kommt an den Märkten gut an, weil sie Unsicherheit aus dem Weg räumt", sagte Händler Markus Huber vom Brokerhaus City of London Markets. Dax und EuroStoxx50 stiegen jeweils um 0,3 Prozent auf 12.725 und 3535 Punkte. Der Athener Leitindex kletterte sogar auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 814,19 Zählern. Auch für die US-Märkte erwarteten Börsianer wieder steigende Kurse.
Die Finanzminister der Eurogruppe beschlossen am Donnerstag, dass die Regierung in Athen weitere 8,5 Milliarden Euro aus dem bis zu 86 Milliarden schweren Hilfsprogramm erhalten soll. Zudem bleibt der Internationale Währungsfonds an Bord der Geldgeber. "Der Deal sollte den Weg ebnen, griechische Papiere in das EZB-Kaufprogramm aufzunehmen", urteilten die Experten der Bank HSBC. Das wäre ein wichtiger Schritt bei der Rückkehr zur finanziellen Eigenständigkeit. Derzeit sammelt die Europäische Zentralbank (EZB) an der Börse Anleihen der Euro-Länder im Volumen von monatlich 60 Milliarden Euro ein, um die Konjunktur anzukurbeln und die Inflation in die Höhe zu treiben.
Andere Experten waren dagegen weniger optimistisch. "Das hilft Athen für den Moment, löst aber das Problem nicht", warnte Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn). "Griechenland will 2018 zurück an den Kapitalmarkt. Das dürfte ohne einen Schuldenschnitt kaum möglich sein." Denn offen ist nach wie vor, ob Griechenland Schuldenerleichterungen erhält. Darüber wollen die Euro-Partner erst 2018 entscheiden. Auch Commerzbank-Analysten äußerten sich skeptisch. "Die Gläubiger geben die weiteren Mittel vor allem deswegen frei, weil sie zur Zahlung der eigenen Forderungen benötigt werden. Sonst müsste man den eigenen Landsleuten ja erklären, dass die Mittel tatsächlich verloren sind."
Die Rendite der zweijährigen griechischen Titel fiel dennoch auf ein Sechseinhalb-Monats-Tief von 4,677 Prozent. Die fünfjährigen Bonds rentierten mit 4,806 Prozent sogar so niedrig wie zuletzt vor gut zweieinhalb Jahren.
MILLIARDENSCHWERE BÖRSENDEBÜTS
Am Aktienmarkt richtete sich Aufmerksamkeit auf zwei milliardenschwere Börsengänge: In Paris legte die größte Autoleasing-Firma Europas, ALD, einen Stotterstart hin. Die Aktien der Societe-Generale-Tochter kamen kaum vom Fleck und notierten mit 14,36 Euro nur knapp über ihrem Ausgabepreis von 14,30 Euro. Schwungvoller ging es dagegen beim Börsengang von Idorsia in Zürich zu: Die Titel der vom Biotech-Unternehmen Actelion abgespaltenen Forschungsfirma debütierten mit zehn Franken und kletterten um zeitweise rund 30 Prozent.
Größter Verlierer im Dax waren Siemens (DE:SIEGn) mit einem Kursabschlag von bis zu 2,9 Prozent. Händlern zufolge äußerte sich Firmenchef Joe Kaeser bei einer Investorenkonferenz in London über einen harten Preiskampf in der Energiesparte.
In London rutschten die Titel von Tesco (LON:TSCO) nach einem anfänglichen Kursplus von 4,5 Prozent um mehr als ein Prozent ab. Der größte britische Einzelhändler steigerte den Umsatz auf dem Heimatmarkt zwar so stark wie nie in den vergangenen sieben Jahren. International gingen die Erlöse dagegen überraschend kräftig um drei Prozent zurück.