FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach kräftigen Verlusten in der ersten Woche des schwierigen Börsenmonats September wird nun auf eine Stabilisierung gehofft. Viele Termine stehen nicht an, dafür gleich zwei wichtige: die jüngsten US-Inflationszahlen und die EZB-Sitzung.
9. September 2024. Der September macht seinem Ruf wieder einmal alle Ehre: Die Volatilität schoss in der ersten September-Woche in die Höhe, Aktien verloren deutlich - vor allem Tech-Aktien (NYSE:XLK). Auf Wochensicht gab der Nasdaq 100 satte 6 Prozent ab, getrieben von heftigen Verlusten von Titeln wie Nvidia (NASDAQ:NVDA) und Tesla (NASDAQ:TSLA). "Die Schwäche der US-Leitindizes sprang quasi über den Atlantik rüber", berichtet die Deutsche Bank (ETR:DBKGn). Am übelsten habe es den DAX erwischt - mit einem Minus von 1,5 Prozent auf 18.301 Punkte am Freitag. Anfang vergangener Woche hatte der Index noch das neue Allzeithoch von fast 18.991 Zählern erreicht. Am Montagmorgen steht der DAX bei 18.412 Punkten gut ein halbes Prozent im Plus.
"Aktuell ist sicher Unsicherheit zu spüren", bemerkt Robert Halver von der Baader Bank. Tech-Aktien würden kritisch auf Substanz abgeklopft. Auch das "Soft Landing" der US-Wirtschaft werde hinterfragt. Er ist aber überzeugt: Die US-Zinswende am 18. September werde "für konjunkturell frischen Wind" sorgen. Davon profitierten typischerweise finanzierungsabhängige Substanzwerte, die bislang noch deutlich unterrepräsentiert seien.
EZB-Zinssenkung eingepreist
Diese Woche dürfte es losgehen mit den September-Zinssenkungen: Für die EZB wird eine Zinssenkung am Donnerstag erwartet, für die US-Notenbank am Mittwoch danach. "Einer geldpolitischen Lockerung steht nichts entgegen", kommentiert Ralf Umlauf von der Helaba mit Blick auf die EZB. Selbst der bezüglich Zinssenkungen eher zurückhaltende Bundesbankpräsident Nagel habe von einer überstandenen Welle der Inflation gesprochen. In den USA ist die Sache weniger klar. Zwar scheint die Zinssenkung auch dort ausgemacht, die Frage ist aber, wie groß sie ausfallen wird. Der US-Arbeitsmarktreport am Freitag hat diesbezüglich keine klaren Signale geliefert.
"DAX profitiert vor allem von Weltwirtschaft"
Die deutsche Volkswirtschaft weist weiterhin keinerlei Aufwärtsdynamik auf, wie die DekaBank feststellt. "Im Gegenteil, zuletzt hat sich das Stimmungsbild der Unternehmen sogar erneut verschlechtert", erklärt Chefvolkswirt Ulrich Kater. Für die deutsche Volkswirtschaft werde es schwer, die Kombination aus konjunkturellen und strukturellen Problemen zu überwinden. Die jüngsten Rekordstände beim DAX führt er vor allem auf die stabilen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurück. "In Kombination mit einer nur moderaten Bewertung und schrittweise niedrigeren Leitzinsen spricht dies für eine Konsolidierung auf den Anfang September erreichten Rekordständen und begrenzt das Abwärtspotenzial in volatilen Gesamtmarktphasen."
"Nur Korrekturbewegung im Aufwärtstrend"
Christoph Geyer weist darauf hin, dass die insgesamt schwache Wochenentwicklung mit einem Gap (NYSE:GAP) und einer weiteren sehr schwachen Entwicklung zum Wochenende abgeschlossen wurde. "Auffällig ist die insgesamt kaum anziehende Umsatztätigkeit", erklärt der Charttechniker aber. Daher handle es sich wohl noch nicht um eine Ausverkaufssituation. Auch wenn die Indikatoren Verkaufssignale generiert hätten, sollte zunächst noch von einer Korrekturbewegung auf dem jüngsten, nahezu korrekturlosen Aufwärtstrend gesprochen werden. "Dieser kann allerdings noch bis in den Bereich der 18.000er-Marke führen. Von einer übergeordneten Trendwende sollte aktuell jedoch noch nicht ausgegangen werden."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Mittwoch, 11. September
14.30 Uhr. USA: Verbraucherpreise August. Lässt man Nahrungsmittel und Energie außen vor, dann dürfte die monatliche Preisänderung etwas höher als in den Monaten zuvor ausgefallen sein, meint die DekaBank. Insbesondere der vorherige Rückgang der Gebrauchtwagenpreise habe sich wahrscheinlich im August nicht fortgesetzt.
Donnerstag, 12. September
14.15 Uhr. Eurozone: Zinsentscheid der EZB. Es wird davon ausgegangen, dass die EZB den Einlagensatz von 3,75 Prozent auf 3,5 Prozent senken wird. "Die aktualisierten gesamtwirtschaftlichen Projektionen dürften wichtige Hinweise auf das künftige Tempo der geldpolitischen Lockerung liefern", ergänzt die Deutsche Bank.
Von Anna-Maria Borse, 9. September 2024, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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