FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Neuwahlen in Frankreich, Zollstreit mit China - Europas Börsen sind hinter die Wall Street zurückgefallen. Auch die Konjunktur steht schlechter da als erhofft. Doch in den USA zeigen sich mit Gewinnmitnahmen bei Chipwerten ebenfalls erste Bremsspuren.
24. Juni 2024. Die Unsicherheiten wegen der Neuwahlen in Frankreich und des Zollstreits mit China haben Europas Börsen weiter im Griff. Während in den USA vergangene Woche neue Allzeithochs erreicht wurden, liegt der DAX deutlich unter dem Mitte Mai erreichten Rekord. Auch der Stoxx Europe 600 zeigt sich schwächer.
"Die Risikoaversion ist weiterhin präsent", kommentiert Ulrich Wortberg von der Helaba mit Blick auf die höheren Risikoaufschläge für neu begebene französische Staatsanleihen. Die Wahlumfragen in Frankreich deuteten auf eine Schlappe von Präsident Macron hin. "Zudem hat sich die konjunkturelle Perspektive mit dem unerwartet schwachen Einkaufsmanagerindex getrübt." Laut Torsten Weinelt von der Commerzbank (ETR:CBKG) dürften es die europäischen Aktienmärkte weiterhin schwer haben. "Die politische Unsicherheit im Vorfeld der Wahlen in Frankreich bleibt hoch."
Der DAX steht am Montagmorgen nahezu unverändert nach 18.164 Zählern am Freitag zu Handelsschluss. In den USA hatten S&P 500 und Nasdaq 100 vergangene Woche neue Hochs erreicht, danach ging es nach unten. Auffällig waren am Freitag Gewinnmitnahmen bei Chipaktien, etwa von Nvidia (NASDAQ:NVDA). Zuvor war Nvidia zum wertvollsten Unternehmen der USA aufgestiegen - vor Apple (NASDAQ:AAPL) und Microsoft (NASDAQ:MSFT).
"Konsolidierung der US-Tech-Werte nicht unwahrscheinlich"
Auch Jens Herdack von der Weber Bank verweist auf die unsichere Lage in Frankreich und die Ankündigung der EU, Sonderzölle für chinesische Elektroautoexporte nach Europa zu erheben. "Gegenmaßnahmen von China werden nicht lange auf sich warten lassen", meint der Portfoliomanager. Die Bank selbst hat daher die Abhängigkeiten der Autobauer in ihren Portfolios analysiert und sich durch Umschichtungen resilienter aufgestellt. Herdack hält auch in den USA eine zwischenzeitliche Konsolidierung insbesondere der Tech-Werte für nicht unwahrscheinlich. "Eine Überprüfung des Portfolios auf ein zu großes Gewicht in diesem Sektor ist empfehlenswert."
"DAX und S&P fair bewertet"
Nach Einschätzung von Markus Reinwand, Helaba, besteht jenseits eher kurzfristiger Überlegungen allerdings kein Anlass, sich von Aktien zu verabschieden. So sei der DAX trotz des kräftigen Kursanstiegs im ersten Halbjahr fair bewertet. Der S&P 500 wirke auf den ersten Blick teuer, allerdings vor allem wegen der hohen Bewertung der "glorreichen Sieben", also der sieben großen Tech-Aktien (NYSE:XLK). Auf gleichgewichteter Basis sei der S&P 500 fair gepreist. "Zwar sollte der steile Anstiegswinkel nicht für das zweite Halbjahr fortgeschrieben werden, insgesamt dürfte das Kurspotenzial bei Aktien aber noch nicht erschöpft sein."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 24. Juni
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Juni.
Dienstag, 25. Juni
16.00 Uhr. USA: Verbrauchervertrauen Conference Board Juni.Das Barometer dürfte leicht von 102 auf 100 Punkte gefallen sein und auf zurückhaltendere Konsumausgaben sowie Arbeitsmarktaussichten hindeuten, meint die Deutsche Bank .
Donnerstag, 27. Juni
11.00 Uhr. Eurozone: Economic Sentiment Juni. Die konjunkturelle Erholung im Euroraum wird laut DekaBank auch vom Economic Sentiment der EU-Kommission im Juni unterstrichen. Der vielschichtige Indikator offenbare darüber hinaus die Stärken und Schwächen der wirtschaftlichen Entwicklung. Während Italien und Spanien bereits wieder ein überdurchschnittliches Wirtschaftsvertrauen aufwiesen, hinke Deutschland hinterher.
14.30 Uhr. USA: Auftragseingänge langlebige Güter. Der zyklische Flugzeugbau bremst der DekaBank zufolge, sie prognostiziert ein Minus von 1 Prozent gegenüber dem Vormonat und minus 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Freitag, 28. Juni
14.30 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie Mai. Das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmaß ist der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) zufolge von 2,8 auf 2,6 Prozent gesunken.
Von Anna-Maria Borse, 24. Juni 2024, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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