FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach einem starken Auf und Ab im Wochenverlauf dürfte der Arbeitsmarktbericht in den USA heute Nachmittag für neue Impulse sorgen. Der Einfluss des Konflikts im Nahen Osten war bislang begrenzt. Hochverzinste Unternehmensbonds bleiben gesucht.
4. Oktober 2024. Die Spannungen im Nahen Osten haben an den Anleihemärkten in dieser Woche für Bewegung gesorgt. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen fiel am Dienstag zweitweise in die Nähe der Zwei-Prozent-Marke und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Januar. "Neben der Zinssenkungseuphorie trieb eine steigende Nachfrage nach Sicherheit die Kurse nach oben, denn im Nahost-Konflikt wächst die Sorge vor einem offenen Krieg zwischen Israel und dem Iran", erklären die Analysten der LBBW.
Sorgen vor einer Eskalation schnell abgehakt
Im späteren Wochenverlauf wendete sich das Blatt dann allerdings und die Rendite kletterte wieder bis auf 2,17 Prozent. "Die Angst vor einer Eskalation im Nahen Osten hat sich etwas verflüchtigt", konstatiert Arthur Brunner von der ICF Bank. Zudem nahmen die immer noch relativ hohe Kernrate bei den Inflationsdaten, die steigenden ?-lpreise und die nicht ganz so schlecht wie erwartet ausgefallenen Wirtschaftsdaten in den USA etwas Euphorie bezüglich weiterer deutlicher Leitzinssenkungen aus dem Markt. Fed-Chef Jerome Powell betonte in diesem Kontext, dass man die jüngste Zinssenkungskampagne nicht notwendigerweise als Maßstab für künftige Lockerungsschritte betrachten sollte. Die zehnjährige US-Rendite stieg daraufhin von einem Wochentief bei 3,70 Prozent bis auf 3,85 Prozent.
Die weitere Entwicklung an den Rentenmärkten dürfte auch von den heute Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten für September beeinflusst werden. Sie stellen nach Ansicht der Commerzbank (ETR:CBKG) in dieser Woche "den entscheidenden Wegweiser für den weiteren Kurs der Geldpolitik der US-Notenbank dar". Im Vorfeld der Zahlen berichtet Tim Oechsner von der Steubing AG von einem insgesamt sehr ruhigen Handel. "Die Anleger halten sich an der Seitenlinie, das Nachfragevolumen ist relativ gering".
Neuemissionen gesucht, Lufthansa-Anleihe wird verkauft
Interesse wecken laut dem Händler einige Neuemissionen. Das amerikanische Halbleiterunternehmen Broadcom (NASDAQ:AVGO) hat gleich drei neue Anleihen an den Markt gebracht, darunter einen bis Februar 2028 laufenden Bond mit einem Kupon von 4,15 Prozent und halbjährlicher Zinszahlung bei einer Mindestanlagesumme von 2.000 Dollar (). Etwas geringer fällt die Rendite bei einem Kupon von 2,625 Prozent und einer Laufzeit bis April 2030 bei der Anleihe der Aareal Bank (ETR:ARLG) aus (). Knorr-Bremse (ETR:KBX) bietet bis September 2029 einen Kupon von 3,0 Prozent ().
Eine ebenfalls vor kurzem neu emittierte, aber drei Jahre länger laufende Anleihe des Autozulieferers mit einem Kupon von 3,25 Prozent ist bei der Kundschaft der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank gesucht. Deren Händler Gregor Daniel meldet zudem gute Nachfrage nach den Bonds von MTU (ETR:MTXGn) Aero () und E.ON (ETR:EONGn) (), die bis 2031 bzw. 2044 laufen und 3,6 Prozent bzw. 3,9 Prozent Rendite abwerfen. Auf der Verkaufsseite: steht eine 2075 fällige Anleihe der Deutschen Lufthansa (ETR:LHAG) (). Als möglichen Grund verweist Daniel auf die kriegerischen Auseinandersetzungen in Israel/Iran.
Mutares-Bonds nach Kurseinbruch gefragt
Bei der ICF Bank registriert Arthur Brunner die höchsten Umsätze bei zwei Anleihen von Mutares (ETR:MUXG). Die Beteiligungsholding war zuletzt Opfer einer Shortseller-Attacke geworden. Im Vergleich zum Aktienkurs fiel die Erholung bei den Mutares-Bonds bislang eher gemäßigt aus. Fleißig gehandelt wurde vor allem das bis 2027 laufende Papier, das bei Kursen von rund 99 Prozent aktuell Renditen von rund 13 Prozent ermöglicht (). ?"hnliche Ertragschancen bietet eine ebenfalls nachgefragte Anleihe von Booster Precision Components (). Gesucht wird zudem die neue Anleihe von Grenke (ETR:GLJn) Finance, die bis Anfang 2029 läuft und einen Kupon von 5,0 Prozent enthält. Das Unternehmen hatte in dieser Woche überzeugende Quartalszahlen gemeldet ().
Von Thomas Koch, 4. Oktober 2024, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn)
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