- von Tarmo Virki
Tallinn (Reuters) - Die EZB sollte laut Estlands Notenbank-Chef Ardo Hansson die Bedingungen für ihre neuen Langfristkredite nicht so großzügig gestalten wie in einer vorangegangenen Serie.
"Man möchte nicht einfach den früheren Kreditrahmen kopieren, denn die objektive Lage ist so viel besser als sie es damals war", sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. "Ich denke, die Konditionen sollten etwas weniger generös sein wie sie zuvor waren." Hansson äußerte sich zudem skeptisch zu Überlegungen, Banken im Euro-Raum wegen der langen Phase der Negativzinsen mit einem gestaffelten Einlagesatz unter die Arme zu greifen.
Die EZB hatte im März angekündigt, eine neue Runde gezielter Langfrist-Geldsalven für Banken (TLTRO III) zu starten, die ab September vierteljährlich aufgelegt werden sollen. Damit will sie Institute zur stärkeren Vergabe von Darlehen an die Wirtschaft anregen. Die genauen Zinskonditionen und Anreize stehen noch nicht fest. Bei der vorangegangenen Serie (TLTRO II), die im März 2016 beschlossen wurde, hatten Institute die Gelder zum Nulltarif erhalten. Ihnen winkte zudem eine Prämie von bis zu 0,4 Prozent, wenn sie nachweislich mehr Kredite an die Wirtschaft ausreichten.
Hansson zufolge ist das Wirtschaftswachstum besser als damals. Auch die Gefahr einer Deflation sei längst gebannt. Das Kreditwachstum sei darüber hinaus mittlerweile stärker. Die Gestaltung der Konditionen solle außerdem auch die Anstrengungen der EZB widerspiegeln, langsam von ihrer ultralockeren Ausrichtung abzurücken. "Ich denke, es ist wichtig zu zeigen, dass wir auf dem Weg sind in Richtung einer weiteren Normalsierung." Die jüngste Konjunkturschwäche hat die Notenbank allerdings dazu veranlasst, die Zinswende nach hinten zu verschieben. Inzwischen will sie ihre Schlüsselzinsen noch bis mindestens zum Jahresende nicht verändern. Noch im Januar war dies nur bis über den Sommer hinaus geplant gewesen.
Wie auch andere EZB-Notenbanker äußerte Hansson, dessen Amtszeit im Juni endet, Vorbehalte gegen eine mögliche Einführung von Staffelzinsen.[nL5N22F2H5] "Ich sehe auch ein Risiko einer Überfrachtung, wenn man die Dinge übermäßig kompliziert gestaltet." Jede Geldpolitik habe Nebenwirkungen. Bislang sei das Thema im Rat aber noch nicht ausgiebig diskutiert worden. Die nächste EZB-Zinssitzung findet am 6. Juni in Vilnius statt. Dann werden den Währungshütern auch neue Konjunkturprognosen der hauseigenen Volkswirte vorliegen.