- von Frank Siebelt
Frankfurt (Reuters) - Die EZB sucht Insidern zufolge händeringend nach Frauen für mehrere offene Top-Positionen in der europäischen Bankenaufsicht.
Die Notenbank habe die Bewerbungsfrist für drei von ihr zu besetzende Spitzenjobs bei den Bankenkontrolleuren deshalb verlängert, sagten zwei mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Idealerweise sollten mindestens zwei Frauen auf die insgesamt sechs von der EZB zu besetzenden Positionen berufen werden, sagte einer der Insider. Die Euro-Notenbank lehnte eine Stellungnahme ab. Die Bewerbungsfrist lief ursprünglich am 15. Mai aus und ist nun bis zum 12. Juni verlängert worden.
Das EU-Parlament kritisiert die Europäische Zentralbank (EZB) schon seit längerem wegen des geringen Anteils von Frauen in Führungspositionen. Im 25-köpfigen EZB-Rat, der über die Zinsen entscheidet, sitzt derzeit mit der deutschen EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger nur eine einzige Frau. Die Führung des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus (SSM) - so heißt die EZB-Bankenaufsicht offiziell - hat derzeit nur eine Handvoll weibliche Mitglieder. Oberster EZB-Bankenkontrolleur ist seit Jahresbeginn der Italiener Andrea Enria. Sein Vize soll nach dem Vorschlag der EZB Notenbank-Direktor Yves Mersch werden. Das EU-Parlament hat bei der Besetzung ein Mitspracherecht.
Die Euro-Notenbank hatte die Ausschreibung für bis zu drei EZB-Vertreter der SSM-Führung im April veröffentlicht. Deren Amtszeit beträgt jeweils fünf Jahre. Die EZB ist zwar rechtlich nicht verpflichtet, weibliche Kandidaten zu finden. Würde sie die Stellen aber nur mit Männern besetzen, droht den Insidern zufolge ein politischer Konflikt mit dem EU-Parlament. Dieses könnte dann die Ernennung von Mersch zum SSM-Vizechef blockieren. 2012 hatten die EU-Abgeordneten Merschs Ernennung ins EZB-Direktorium um Monate verzögert. Der Grund: Die Parlamentarier hatten damals die Berufung einer Frau in das Direktorium gefordert.