Shanghai/Washington (Reuters) - Der wachsende Druck im Handelsstreit mit den USA spornt China zu noch mehr Einsatz für die eigene Wirtschaft an.
Die Pekinger Führung signalisierte am Donnerstag, dass sie der Konjunktur schon bald mit neuen Maßnahmen auf die Sprünge helfen könnte. So forderte Vize-Ministerpräsident Liu He die Regulierungsbehörden zur Unterstützung der Wirtschaft auf. Das Land habe eine Reihe von Werkzeugen dafür, sagte Liu, der auch Chef-Unterhändler bei den Handelsgespräche zwischen China und den USA ist. Die beiden Wirtschaftsriesen streiten seit Monaten über den Handel und überziehen einander mit Strafzöllen. US-Präsident Donald Trump wollte sich zuletzt nicht festlegen, wann er seine jüngsten Zolldrohung gegen China in die Tat umsetzen will.
"Derzeit gibt es einigen Druck von außen", räumte der chinesische Vize-Ministerpräsident auf einem Finanz-Forum in Shanghai ein. "Aber dieser externe Druck wird uns helfen, mehr Unabhängigkeit bei Innovationen zu erlangen und das Tempo unserer Hochgeschwindigkeits-Entwicklung zu beschleunigen." Das Land sei in der Lage, mit verschiedenen Herausforderungen fertig zu werden. Details ließ Liu offen.
Die Pekinger Führung peilt für 2019 ein Wirtschaftswachstum von sechs bis sechseinhalb Prozent an. Damit bliebe die Volksrepublik noch unter der Rate von 6,6 Prozent von 2018 zurück - der niedrigsten seit fast 30 Jahren. Trotz einer Reihe von Konjunkturmaßnahmen kommt die erfolgsverwöhnte Wirtschaft nur mühsam wieder in den gewohnten Tritt. Einige Experten sehen zudem die Chancen auf eine Einigung im Handelsstreit mit den USA schwinden. Das chinesische Handelsministerium erklärte am Donnerstag, China werde sich einer US-Politik des maximalen Drucks nicht beugen. Solange nicht das letzte Detail verabredet sei, gebe es keine Übereinkunft.
US-Präsident Trump will sich beim G20-Gipfel Ende Juni in Japan mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping treffen. Ursprünglich hatte Trump erklärt, er werde nach diesem Termin über neue Zölle auf China-Waren entscheiden. Doch am Mittwoch sagte er auf Fragen von Journalisten: "Ich habe keine Deadline." Er sei aber zuversichtlich, dass es am Ende zu einer Einigung mit China kommen werde, sagte Trump. Beide Länder hätten eine sehr gute Beziehung zueinander, die derzeit aber ein wenig "getestet" werde. Trump hatte jüngst weitere Straf-Abgaben auf chinesische Waren im Volumen von 325 Milliarden Dollar angekündigt. Der Konflikt belastet auch die Weltwirtschaft.
(Reporter: Zheng Li, Wu Fang, David Stanway und Jeff Mason; geschrieben von Elke Ahlswede; redigiert von Sabine Ehrhardt; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an die Redaktionsleitung unter den Telefonnummern 069-7565 1236 oder 030-2888 5168)